80 Laiendarsteller*innen haben zusammen mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern Theaterszenen gespielt, getanzt und gesungen und auf vielfältige Weise wahre Geschichten aus Rulle lebendig werden lassen. Besucher*innen des dreitägigen Theaterfestivals begeben sich auf eine ungewöhnliche Reise durch ihren Ort: Im September 2016 verwandelten sich Höfe, Carports und Säle im Umkreis von 3 km rund ums Ruller Haus zu Schauplätzen für Musik, Tanz, Theater und Bildende Kunst. Mit unterschiedlichen Fahrzeugen - einem Traditionsbus, einem Pferdegespann und auf Fahrrädern - wurden die Gruppen von etwa 20 Personen zu insgesamt sechs Spielstätten geleitet. Zum Finale im Ruller Haus, dem zentralen Veranstaltungsort, trafen alle nach ca. zweieinhalb Stunden wieder zusammen.
Unter Anleitung von Katrin Orth und Ralf Siebenand von Musiktheater Lupe probten die Akteur*innen einige Wochen lang. Wahre Begebenheiten über Fluchtwege und das Ankommen wurden von dem Theaterteam in vielen Gesprächen zusammen getragen. Für die Bühne haben sie diese Geschichten auf poetische Weise umgesetzt. So wurde der Theaterbesuch zur erlebnisreichen Rundreise durch das Dorf. Phantasievolle Szenen, Musikalisches, kunstvolle Akrobatik und Slapstick wurden von den eigenen „Nachbarn“ in Zusammenarbeit mit professionellen Künstler*innen unter freiem Himmel und an ungewöhnlichen Orten inszeniert.
„Riding my Kaffeefahrt!“ hat an das erfolgreiche Theaterprojekt „COUCHZONE“ im Jahr 2015 angeknüpft. Es war auch dazu angelegt, Bürgerinnen und Bürger anzustiften, ihre Häuser für das Publikum auf einem Theaterparcours zu öffnen. Beteiligt waren Jugendliche und Erwachsene, die sich in Musikkapellen, Chören und anderen Vereinigungen engagieren.
Durch Beteiligung unterschiedlichster Akteure wurde ein neuartiger Austausch untereinander angeregt und viele neue Verbindungen geknüpft. Das Theaterprojekt wollte auch eine Brücke zwischen traditionellem Kunstverständnis und zeitgemäßen kulturellen Ausdrucksformen bauen. Performances fanden an ungewöhnlichen Aufführungsorten statt, z.B. in „Nachbars Garten", in einer Scheune oder Produktionshalle. Der Blick auf die vertraute Umgebung wurde neu justiert, es entstanden neue Erfahrungsfelder für Kunst und Kultur – Kinder, Jugendliche und Erwachsene erlebten aus neuer Perspektive ihr Lebensumfeld als lebendig und kreativ.
Wallenhorst-Rulle, 2016
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Text und Foto: Lew Zilber