Millionen von Syrer*innen flüchteten nach Europa. Doch was wissen wir über die Geschichte, den Alltag und den Konflikt Syriens? Eine Inszenierung mit geflüchteten Jugendlichen und Schauspieler*innen über den Krieg und Alltag in Syrien. Hassan hatte seinem Großvater jeden Sommer im Olivenhain geholfen. Fatma erinnert sich an ihre Hochzeit, bei der Männer und Frauen in getrennten Sälen feierten. Mohammed sah den ersten Bombenabwurf vom Balkon aus. Ibrahim stand in einer großen Menschenmenge, als die Autobombe neben ihnen detonierte. Die Jugendlichen, die ihre Erinnerungen an die Zeit vor und während des Krieges in Syrien teilten, leben heute in Niedersachsen. Das Stück „Wir haben die Angst gefressen“ erzählt von ihren Erfahrungen. Vier professionelle Schauspieler*innen, teils selbst aus Syrien geflüchtet, interviewten ihre Landsleute zur Geschichte, Kultur und zum Ausbruch des Krieges in Syrien. Jens-Erwin Siemssen verdichtete sie zu einem Theatertext, über Alltag, Krieg und die persönlichen Motive der Flucht.
„Mein Kopf. Meine Ohren. Ich konnte nicht atmen. Nicht mal sprechen.
Das war das erste Mal, dass ich sowas gesehen habe. Diese Bilder. Bin einfach gegangen, bis nach Hause.“
(Syrischer Jugendlicher über einen Anschlag in Aleppo)
Das Stück wurde in vier Güterwaggons gespielt, sie wurden zur temporären interkulturellen Begegnungsstätte im Landkreis Cuxhaven. In den Waggons entstanden Bühnenräume, in denen die Biografien der jugendlichen Kriegsflüchtlinge zu erleben waren. Alle Beteiligten lebten und arbeiteten während des Projekts im Ozeanblauen Zug, der mobilen Produktionsstätte der Künstlergruppe, was zu einer intensiven und vertrauten Atmosphäre beitrug.
Weiteres unter: https://www.das-letzte-kleinod.de/programm/wir-haben-die-angst-gefressen/
Juliane Lenssen
Foto: Jens-Erwin Siemssen