We want to „Get Queerative“ – Queeres Göttingen

Als Queeres Göttingen e.V. sind wir die zentrale Dachorganisation für queere Projekte, Soziokultur und Vernetzung im südlichen Niedersachsen. Jugendangebote, selbstorganisierte Gruppen, Beratungsstrukturen und kulturelle Formate werden von uns getragen sowie durch unsere Infrastruktur möglich.

Queere Selbstgestaltung“ bedeutet für uns, queere Lebenswelten zu erkunden und zu erweitern. Die LesBiSchwulen* KULTURTAGE, eine jährliche Veranstaltungsreihe im Herbst mit mehr als 20 Programmpunkten, boten zum 24. Mal viel Raum für Reflexion und Empowerment: Der Hildesheimer Film „Futur 3“ zeigte eine postmigrantische und queere Gegenwart, während die Lesung aus dem Buch „Femme/Butch“ Dynamiken von Liebe, Begehren und Selbstverständnis verhandelte. Ein Bodypainting- und ein Schreibworkshop luden dazu ein, die eigene Identität zu stärken. Eine ambitionierte Drag-Show von Göttinger Nachwuchskünstler*innen bildete das stolze Finale mit Furor und Charme, Selbstliebe und Selbstironie.

Queere Selbstbestimmung“ war das Anliegen des 3. Göttinger Christopher Street Days (CSD). Knapp 2.500 Menschen trugen Rainbowflags, queere Lebensfreude und Solidarität öffentlich mit Stolz auf die Straße – und zugleich eine zentrale Forderung: dass ein gesellschaftlicher Wandel ebenso möglich wie nötig ist. Mit interaktiven Infoständen, kollektiv gestalteter Alltagskunst, Musik- und Redebeiträgen wurde die gesellschaftliche Bedeutung queeren Lebens gefeiert und ausgehandelt.

Queere Selbstorganisation“ beschreibt das Anliegen unseres Vereins in der Strukturentwicklung: In offenen Ehrenamtstreffen und in den Orgateams der Kulturtage und des CSD laden wir Interessierte ein, das Zentrum zu ihrem Ort zu machen. Die offene Mediathek und hoffentlich bald auch wieder Spieleabende, Erzählcafés und Filmscreenings werden ebenso ehrenamtlich organisiert wie Tanz- und Theaterworkshops. Vielfältige Formate schaffen Raum für Gemeinschaft und Selbstverwirklichung – mit ihnen werden wir „queerative“.

Text: Queeres Göttingen e.V.

Foto: Simone Kamin

Aufbruch oder Aufgabe? PLATZprojekt, Hannover

2014, der erste Container steht auf dem Gelände. Einige wenige Leute, viele Ideen, mehr Tatendrang. Abends zusammenkommen beim Bier. Auch bei Regen. Eine Bar muss her. Maria kümmert sich um die Kneipe. Lebt quasi auf dem PLATZ. Ihre Freunde und Freundinnen kommen. Sie organisiert viele, viele Veranstaltungen. Die Leute kommen zusammen und es werden schnell mehr. Mehr Container, mehr Projekte, mehr Ideen, noch mehr Tatendrang. Vieles wird angefangen, vieles bleibt auch liegen. Schon über 200 Vereinsmitglieder. Maria kommt kaum noch hinterher. Wie soll sie die Bar schmeißen für so einen großen Laden? Und nach der Party ist es am Ende meistens nur sie, die aufräumt. Und dann noch die Lohnarbeit …

So geht es nicht weiter. Die Bar übernimmt nun ein Team und hat den alleinigen Zugriff darauf. Der Schlag des sozialen Herzens auf dem PLATZprojekt verlangsamt sich. Menschen treffen sich nicht mehr selbstverständlich, es wird anonymer, es sind eh zu viele. Im Frühling 2020 fällt auf, mitten in der Pandemie, der Barcontainer schimmelt und muss umfangreich renoviert werden – das Herz schlägt nicht mehr.

Das PLATZprojekt – ein Ort für Projekte, die sonst keinen Platz finden – muss sich neu erfinden. Es ist zu schnell zu groß geworden. Strukturen müssen geschaffen und die Gemeinschaft zusammengehalten werden. Das ermöglicht uns die Strukturförderung des Landesverbandes Soziokultur, beispielsweise mit einem Mini-Job. „Durch die Stelle für Finanzen, Daten und Projekte konnten wir endlich mit nahezu allen Projekten Nutzungsvereinbarungen abschließen und so das Mietausfallwagnis um über 30 % senken. Das ist eine große finanzielle Erleichterung für die Gemeinschaft“, berichtet Kai Mohn, der im Mai den Mini-Job beim PLATZprojekt e.V. begonnen hat.

Wir hoffen, dass das PLATZprojekt mit der Förderung die Entwicklung zu einem selbstorganisierten, soziokulturellen und kreativwirtschaftlichen Hotspot und Inkubator fortsetzen kann. Dann können Demokratisierungsprozesse, das Erleben von Selbstwirksamkeit und unsere DIY-Kultur weiterhin unsere Wegbegleiter sein.

Großen, großen Dank an den Landesverband Soziokultur und alle anderen Institutionen und Einzelpersonen, die uns finanziell, aber auch tatkräftig unterstützt haben!
Link: https://platzprojekt.de/

Text: Kai Mohn
Foto: Sam Green

Frauenleben in der Nachkriegszeit – Lewer Däle, Liebenburg

„So viel erlebt, ich könnte ein Buch darüber schreiben!“ Wer kennt diesen Satz nicht, wenn die Frauen der Nachkriegsgeneration aus ihrem bewegten Leben berichten: über die Ankunft der ersten amerikanischen Soldaten in den Dörfern, über Jahrmarktgeschehen oder Höhepunkte im Familienleben, aber auch über den Alltag als sogenannte „Kulturfrauen im Harz“, die nach dem Krieg die Wälder wieder aufforsteten, während in den Städten die „Trümmerfrauen“ den Schutt aufräumten. Andere erinnern sich an ihre Zeit als Büroangestellte oder frischgebackene Abiturientin oder an die Kindheit in einer Bergarbeitersiedlung am Rande des Harzes.

Ursula Henk-Riethmüller vom Kulturverein Lewer Däle und Heike Brümmer von der Kreisvolkshochschule Goslar haben bei diesen Geschichten aufgehorcht und festgestellt, dass kaum jemand tatsächlich ein Buch darüber geschrieben hat. Frauen sind oft bescheiden und meinen, dass ihre Erlebnisse nichts Besonderes gewesen wären. Was solle man da schon für die Nachwelt schreiben? Dabei sind es wichtige historische Zeugnisse für unsere Region! Und in den Archiven der Museen und Sammlungen des Landkreises werden vor allem Berichte von Männern aus dieser Zeit gesammelt.

Was als Einzelveranstaltung der Lewer Däle e.V. mit der Kreisvolkshochschule im Jahre 2020 begann, hat trotz Corona 2021 Fahrt aufgenommen. 16 Frauen im Alter von 55 bis 92 kamen nach einer Infoveranstaltung zu zwei zweitägigen Schreibwerkstätten in Liebenburg und Goslar, zu denen Lewer Däle, Kreisvolkshochschule und Kreisheimatpflege eingeladen hatten. Unter professioneller Leitung starteten die Teilnehmerinnen mit der kreativen Schreibarbeit. Fragen zum günstigen Einstieg wurden dabei ebenso beantwortet wie Stilfragen und wie der rote Faden in der Geschichte weitergesponnen werden kann.

Für die beteiligen Frauen war die Begleitung der Schreibwerkstätten eine sehr hilfreiche Unterstützung. „Wie oft hat man schon gesagt, dass man die Erlebnisse aufschreiben will. Aber den Einstieg zu finden, ist allein nicht einfach,“ sagten viele, die zum ersten Mal Lebenserinnerungen aufgezeichnet haben. Dass es erlernbare Techniken gibt, die in das Schreiben hineinführen, war ihnen neu.

Auch Frauen, die schon Schreiberfahrung hatten, sind am Projekt beteiligt und lieferten spannende Texte. So erinnert sich eine an die hygienischen Verhältnisse in ihrer Kindheit in den 50er Jahren, namentlich an das Plumpsklo im Hof: „Wenn wir Besuch aus der Stadt hatten, galt unser ‚Örtchen‘ als exotisch und spannend. Für mich war es ganz normal. Sobald ich einen Eimer mit Wasser tragen konnte, gehörte die Reinigung zu meinen Aufgaben.“

Mittlerweile sind 17 Texte mit autobiografischen Erinnerungen eingegangen. Sie wurden von der Liebenburger Journalistin Stefanie von Wietersheim redigiert und sollen als Sammelband veröffentlicht werden. Er wird neben historischen Fotos auch Interviews mit den Frauen enthalten, die per QR-Code mit dem Handy aufgerufen werden können. Bei allen kommt darin die große Begeisterung über dieses Projekt zum Ausdruck.

Zurzeit wird das Layout entworfen und wir hoffen, dass der Band bald gedruckt ist. Für die Verbreitung der Publikation planen wir Lesungen und Buchvorstellungen kreisweit sowie in den angrenzenden Kreisen Wolfenbüttel und Salzgitter in den dortigen Kultureinrichtungen (Lewer Däle Liebenburg, Goslarsche Höfe, Geschichtsvereine, Museen, Seniorenbüros, Volkshochschulen, Landfrauen etc.). Erste Termine sind schon vereinbart!

Die Publikation soll der Region zugutekommen. Daher möchten wir den Stadtbibliotheken, Heimatmuseen, Frauenorten, Tourist-Informationen, Frauenbeauftragten etc. im Umkreis Exemplare zur Verfügung stellen. Ein weiterer Teil soll in den öffentlichen Verkauf im regionalen Buchhandel gehen.

Text: Heike Brümmer, Kreisvolkshochschule Goslar und Ursula Henk-Riethmüller, Kulturverein Lewer Däle Liebenburg

Foto: Landfrauen – Foto: Arnold Kipke

Vereine los! Kulturkreis Gronau

„Wenn keiner was macht, dann passiert auch nichts“, sagt Elisabeth Gutowski vom Heimatverein Külftal in der Samtgemeinde Leinebergland. Birgit Hagen, ebenfalls dort Mitglied, pflichtet ihr bei: „Ohne Ehrenamt wäre gar nichts los in den Dörfern!“ Was sie sagen, gilt nicht nur für das Külftal. Im ländlichen Raum gestalten Vereine und ehrenamtliche Initiativen maßgeblich das regionale Freizeitangebot.

Doch das Ehrenamt hat sich verändert. Viele Vereine berichteten von Problemen wie Nachwuchsmangel oder dass sich nur noch wenige finden, die zeitintensive, verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen wollen.

Vor diesem Hintergrund initiierte der KulturKreis Gronau e.V. das soziokulturelle Projekt „Vereine los!“ Es richtete sich an alle Vereine und ehrenamtlichen Initiativen der Samtgemeinde Leinebergland mit dem Ziel, das Ehrenamt zu stärken, die Vernetzung vor Ort zu fördern, wichtiges Know-how zur Verfügung zu stellen und die Vielfalt des freiwilligen Engagements zu präsentieren.

Durchgeführt von den Theater- und Schreibpädagog*innen Karu Grunwald-Delitz und Silke Pohl, der Kulturwissenschaftsstudierenden Elisa Kneisel und dem Filmpädagogen Tom Martens, begleitete „Vereine los!“ von April 2020 bis Dezember 2021 Vereine und ehrenamtliche Initiativen mit Theater-, Film- und Geschichtenarbeit sowie Fortbildungs- und Vernetzungsangeboten ein Stück weit in Richtung Zukunftsfähigkeit. Live oder online gab es zahlreiche Fortbildungen für alle Interessierten, etwa zu „Vereinsverwaltung“, „Social Media“ oder „Krise als Chance“.

Mit sechs Vereinen wurde eng zusammengearbeitet. Viele Personen aus ihren Reihen wurden interviewt, um herauszufinden, was das Besondere an ihrem Verein ist und wie dies für die Zukunft fruchtbar gemacht werden kann. So entstanden Presseberichte und filmische Einblicke in das Engagement dieser sechs Vereine und Initiativen: Dorfpflege Betheln – Eddinghausen – Haus Escherde, Heimatverein Külftal, Musikzug Brüggen, Zeichen gegen Mobbing, Chöre Eime sowie Jugendliche aus dem Jugendzentrum Gronau, die ihre Ausbildung für die Jugendleiter*in-Card absolvierten (JuLeiCa).

Die Filme wurden ab November 2021 nacheinander im regionalen Kino gezeigt und den Vereinen zur Verfügung gestellt. Zudem wurde ein vierteiliger Ehrenamts-Podcast produziert und online https://www.kulturkreisgronau.de/vereine-los) gestellt. In jeder Folge sprechen zwei Vereine über den Wandel im Ehrenamt.

Text: Silke Pohl, Karu-Levin Grunwald-Delitz

Foto: Tom Martens

Faser-Werk-Stadt – KulturFabrik Löseke, Hildesheim

Im Faserwerk in der Ottostraße treffen sich Anwohnende mit Studierenden, Großeltern mit Kindern, Eltern mit Passant*innen – gesprochen wird viel, auf verschiedenen Sprachen. Im Laden wird gestöbert, der Tee kocht im Samowar. Aus alter Kleidung werden neue Lieblingsstücke genäht. Mit den Kameras der Großeltern wird analog fotografiert. In der Siebdruckwerkstatt entstehen individuelle Designs und finden ihren Weg auf selbstgenähte Beutel. In Schulkooperationen entstanden Upcycling-Mode-Kollektionen und wenn der Zero-Waste-Workshop auf dem Plan steht, werden Kräuter gemahlen und eigene Produkte erstellt. Es ist also eine ganze Menge los im Faserwerk.

Das Faserwerk ist das, was du daraus machst. Ein Ort, an dem eigene Projekte verwirklicht werden können, an dem es Kaffee und Gesellschaft gibt und Platz für neue Ideen. Auch außerhalb der Ladenräume wirkt das Faserwerk in die Stadt hinein. Mit dem Projekt „Faser-Werk-Stadt“ beleben wir gemeinsam mit Anwohner*innen und Kooperationspartner*innen öffentliche Plätze in und um Hildesheim und entwickeln Perspektiven für ein gutes Zusammenleben – so beispielsweise am Angoulêmeplatz in der Innenstadt oder am Ottoplatz in der Nordstadt. In Workshops, Aktionstagen und Befragungen mit Anwohnenden haben wir ein Konzept entwickelt, dem auch die Stadt zugestimmt hat: Wir konnten gemeinsam planen, bauen und gärtnern und Temporäres ausprobieren. „Es ist so schön zu sehen, wie jetzt alles wächst und blüht“, sagt die Teilnehmerin Carolin Harsch. „Besonders toll fand ich die Reaktionen der Nachbarn, als wir die Hochbeete und Bänke aufgestellt haben. Es ist schön, dass sich alle daran erfreuen.“

Das Faserwerk lebt durch die Menschen, die es nutzen, durch ein engagiertes Team, tolle Kooperationen und durch die Unterstützung von Fördermittelgeber*innen. Vielen Dank!

Weitere Infos gibt es hier: www.faserwerk.info / www.kufa.info
Instagram / Facebook: @faserwerk.hildesheim

Text: KulturFabrik Löseke

Foto: Frederik Preuschoft

Lesezeichen und LebensZeit – Forum-Literaturbüro, Hildesheim

Junge Hildesheimer Schreibschule

In Anbetracht der Covid-19-Krise und damit einhergehenden Herausforderungen entwickelten wir ein ungewöhnliches Format der Lese- und Schreibförderung: die Junge Hildesheimer Schreibschule. Über eine digitale Plattform begegneten sich die Schüler:innen, tauschten sich aus und arbeiteten gemeinsam kreativ. In zwölf Themenwochen haben wir einen Raum zum Schreiben geöffnet, in dem sie mit vielfältigsten Mitteln schrieben, diskutierten und einander unterstützten. Mit dem Projekt haben wir aus der Not der Pandemie eine Tugend gemacht: Durch den Umstieg auf eine rein digitale Plattform wurde es möglich, einen Austausch über die sonst hermetischen Grenzen von schulischen Institutionen hinweg zu schaffen. Verbindend wirkte der Fokus auf das eigene schöpferische Schaffen und die Gemeinschaft, die sich im Austausch über das gemeinsame Interesse entwickelt hat.

Lesezeichen-Banner im Stadtraum

Die Lesezeichen 2021 bestehen aus 150 Bannern an 65 prominenten Orten in Hildesheim. Während Kulturveranstaltungen in Pandemiezeiten nur schwer zugänglich waren, konnte Literatur mit diesem Projekt erlebt werden, überall in der Stadt verteilt. Mit den Gedichten und Zitaten der Lesezeichen steht Literatur wieder direkt im Alltag der Menschen und inspiriert auch im Vorbeigehen.

Workshop LebensZeit: Autobiografisches Schreiben für Menschen mit Behinderung

In zwölf Workshop-Terminen betrachteten die teilnehmenden Menschen mit Behinderungen ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie setzten sich mit ihren Lebensthemen auf kreative Weise auseinander. Besonders bereichernd war dabei das gegenseitige Teilen der Geschichten und Träume in einem sicheren und wertschätzenden Rahmen. Hier zeigte sich das besondere Potenzial des schöpferischen Schaffens, denn der Fantasie sind nicht nur keine Grenzen gesetzt, sondern sie hilft auch dabei, eben jene Grenzen im realen Leben zu überwinden. Nach monatelangem Schreiben war für unsere Teilnehmenden klar, dass sie ihr Geschriebenes auch präsentieren und teilen möchten. Aus diesem Grund entschieden wir, eine Lesung auf die Beine zu stellen – geplant von unseren Teilnehmenden. Sie lasen Texte aus dem Workshop und berichteten den 40 Gästen mit Stolz aus ihrer Lebenswelt – ein tolles Gruppenerlebnis für alle!

Mehr zu diesen Projekten kann hier (https://literapedia-hildesheim.de/) nachgelesen werden, viel Spaß beim Stöbern!

Text: Anna Volmering

Grafik: Rosalie Schneegaß

HEIMAT&FREMDE – Das Letzte Kleinod, Geestenseth

Zitate von Hermann Allmers, Lieder nach seinen Texten und Erzählungen von Einheimischen ergaben zusammen ein handfestes und gleichzeitig poetisches Panorama ländlichen Lebens. Vertraut und manchmal als befremdlich empfunden: das Leben auf dem Land.

Hermann Allmers war im 19. Jahrhundert einer der bekanntesten Schriftsteller Norddeutschlands. In seinem Haus entstand ein Ort der Begegnung, vor allem für Künstler*innen und Wissenschaftler*innen. Später wurde es in ein Museum umgewandelt. Schulklassen der Umgebung pilgerten dorthin, um im „Marschensaal“ vor historischen Gemälden der Marschlandschaften von der Besiedlung, Kultur und Geschichte der Nordseeküste zu erfahren.

Die sechs Schauspieler:innen von „HEIMAT&FREMDE“ tauchten in ihre Rollen ein, indem sie Ausflüge in die ländliche Welt von heute machten: Sie sammelten Eindrücke bei einem Reet-Bauern, in Ziegeleien, bei einem Milchbauern, einem Landmetzger und einem Dachdecker.

Zusätzlich zu ihnen konnten lokale Laienspieler:innen gewonnen werden. Sie erlebten einen inspirierenden Blick auf den ehemals berühmten Jubilar und auf ihr Dorf. Ein besonderer Gewinn war, dass sie die Schauspieler:innen in die lokale Mundart einweihen konnten.

Die Rechtenflether Freiwillige Feuerwehr setzte allabendlich mit Muskelkraft eine historische Feuerspritze als Teil der Aufführung in Gang. Nach der Vorstellung trafen sich alle Beteiligten – in pandemiebedingt angemessenen Abständen – draußen auf dem Hof oder in der großen Diele zu einem Snack.

„Heimat&Fremde“ wurde an 16 Tagen 48 Mal gespielt und von mehr als 1.300 Zuschauer:innen gesehen. Viele von ihnen besuchten das Anwesen zum ersten Mal und wurden dabei neugierig auf das Innenleben des Hauses. Das kleine Rechtenfleth mit seinen 300 Einwohner:innen und sein Museum sind nun sehr viel breiteren Kreisen bekannt als zuvor.

Die Rechtenflether:innen erlebten ihr Museum in den späten Vorstellungen mit Illumination auf bezaubernde Weise. Die Verbundenheit mit diesem besonderen Wahrzeichen ihres Dorfes wurde gestärkt, die Zuständigkeit für den Erhalt und die Möglichkeiten von Haus und Garten frisch belebt. Das Ziel des Projektes, das Allmers-Haus wieder zu einem lebendigen Begegnungsort von Kunst, Kultur und Geschichte werden zu lassen, wurde auf überraschend erfreuliche Weise erreicht.

Text und Fotos: Das Letzte Kleinod, www.das-letzte-kleinod.de

 

Bildunterschrift:

Die rund 40 Mitwirkenden an Allmers‘ Gartenteich

Walking in your shoes – Büro für Eskapismus, Hannover

Hast du dir schon einmal vorgestellt, für einen Tag jemand anderes zu sein? Vielleicht Pilot*in, Promi, Gärtner*in, ein Tier oder einfach nur dein bester Freund? Oder ist dein Wunsch eher, dass andere auch mal einen Tag in deine Fußspuren treten? In unserem neuen Fictional Reality Game könnte dieser Rollenwechsel möglich werden. Ausgehend von dem menschlichen Grundvermögen, Empathie füreinander zu empfinden, geht es in „walking in your shoes“ um verschiedene Perspektiven und Erfahrungen im öffentlichen Raum. Geleitet von einer Stimme im Kopf erkundest du die hannoversche Innenstadt auf bislang ungekannte Weise. Bei deiner Mission im Stadtraum kommst du deiner/deinem Erzähler*in fortlaufend näher. Die Geschichten, die es zu entdecken gilt, sind dabei nicht etwa frei erfunden. Als Grundlage für das Erlebnis dienen Gespräche, Berichte und Erzählungen von Menschen, die vielleicht schon einmal an dir vorbeigelaufen sind – unseren Expert*innen des Alltags. In einer Forschungsphase hatten wir Menschen aus Hannover aufgerufen, von ihrem Stadt-Raumerleben zu berichten. Ein eigens entworfenes Tool half uns, Machtfragen im öffentlichen Raum sensibel zu thematisieren. Von den Erfahrungen bei der Entstehung des Projektes berichten wir fortlaufend in unserem neuen Podcast „Büro für Eskapismus – Der Theaterpodcast“. Weitere Informationen gibt es unter: https://www.buero-fuer-eskapismus.de/wiys

Unsere FICTIONAL REALITY GAMES sind Geschichten, die Wirklichkeit werden. Das Büro für Eskapismus verbindet Theater und Gaming und lässt dabei das Publikum in fiktive Welten eintauchen. Mit Spielelementen und Interaktion werden aktuelle gesellschaftliche Themen direkt und hautnah erfahrbar. Wir bedanken uns herzlich bei den Förderern: Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Stiftung Niedersachsen, Landesverband Soziokultur Niedersachsen, Fonds Soziokultur, Rudolf-Augstein-Stiftung. Ein weiterer Dank gilt unseren Kooperationspartnern: Cameo Kollektiv, Hannover Voids, Bürgerbüro Stadtentwicklung.

Zur Website des Büro für Eskapismus geht es hier: www.buero-fuer-eskapismus.de

Text: Büro für Eskapismus

Foto: Katharina Laage

Bei der Generation Plastik ist – wie könnte es anders sein? – Kunststoff der Kunst-Stoff. - TPZ Braunschweig

Kunststoff gehört zu den großen Erfindungen des 20.Jahrhunderts. Heute sind wir mit dem massiven Entsorgungsproblem, den Umweltbelastungen und einer handfesten Umweltkrise konfrontiert. Plastik ist buchstäblich in aller Munde. So nützlich. So schön. So schädlich. Könnten wir uns eine Welt ohne Plastik überhaupt vorstellen? Und aus aktuellem Anlaß: Welche Rolle spielt eigentlich Corona für den Gebrauch von Plastik? Wie erlebt die Generation Plastik die Corona-Pandemie? Und wer ist eigentlich die Generation Plastik?

Drei Theatergruppen mit Kindern und Jugendlichen haben sich in ganz unterschiedlicher Weise mit Plastik und allem was dran und damit zusammenhängt hängt, beschäftigt. Das war gar nicht so einfach, da während des Probenzeitraums der erste Lockdown aufgrund des Corona-Virus stattfand und somit Bühnenproben nicht mehr möglich waren. So mussten die Theaterpädagog*innen erfinderisch sein und wir wichen auf das Internet aus. In Videokonferenzen und Chats wurden die Kinder und Jugendlichen auch von zuhause aus kreativ und es entstanden tatsächlich drei Videos, die bei einer gemeinsamen digitalen Premiere angeguckt wurden. Der Film ist weiterhin abrufbar unter:

https://www.youtube.com/user/lottheaterbs

GENERATION PLASTIK ist ein Projekt des Spielraum TPZ. -Theaterpädagogisches Zentrum für Braunschweig und die Region e.V. in Kooperation mit dem LOT-Theater e.V. Braunschweig.

Wir bedanken uns herzlich bei den Förderern des Projektes, ohne deren Unterstützung das Projekt nicht möglich gewesen wäre: Landesverband Soziokultur Niedersachsen mit Mitteln des Ministerium Für Wissenschaft Und Kultur, Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, die Stiftung Niedersachsen und der Erich Mundstock Stiftung. Vielen Dank auch der Braunschweigischen Zeitung.

Text: Anna-Maria Buchgraber

Foto: Oliver Schirmer, Firma Faktotum Medienproduktion

Hier geht es zur Website vom TPZ Braunschweig.

Nahtzeit. Die 50er Jahre zwischen Muff und Moderne - Piesberger Gesellschaftshaus

Nahtzeit. Die 50er Jahre zwischen Muff und Moderne (2019)

Nähmaschinen im Eisenbahnwaggon, Nähmaschinen in einer ehemaligen Betonfabrik, Nähmaschinen im historischen Festsaal.
Eine Zeit, die „genäht“ werden musste: die 50er Jahre!

„Nahtzeit“ erzählt große und kleine Geschichten über die Alltagskultur der 50er Jahre - hin und her gerissen zwischen Aufbruch und Verharren im Althergebrachten, Akkordarbeit und dem sogenannten Wirtschaftswunder.

Zeitzeug*innen haben ihre Geschichten erzählt und Katrin Orth hat daraus eine Ortsbespielung mit 70 Akteur*innen gemacht – mit Profis und Amateur*innen.

Die Besucher*innen werden in Kleingruppen eingeteilt und gehen mit einer Reiseleiterin auf Tour zu sechs Stationen quer durch die 50er Jahre.

Mittels Schauspiel, Musik, Tanz und Videoinstallationen erfahren sie Persönliches, Historisches und Politisches aus dieser Nahtzeit.

„Wer Schweine füttert, Gärten umgräbt und Steine schleppt, kann auch beim Tanzen führen!“ Der Männermangel beim Tanztee im Piesberger Gesellschaftshaus erfordert pragmatische Lösungen. Der Abend beginnt mit Rock ´n´ Roll und endet verstörend mit dem Kriegsheimkehrer Hermann, dessen Tochter ihren Vater nicht erkennt: „Wer ist dieser Mann?“

Mutig sind die Frauen, die in diese Zeit geworfen werden: Lisa radelt als junge Frau direkt nach dem Krieg bis zum Bodensee. Später wird sie eine fortschrittliche Lehrerin an der Volksschule Pye. Die Kunstschwimmerinnen „Neptunnixen“ werden deutsche Meisterinnen!

Die 18jährige Marlene ist wegen ihrer Mitgliedschaft in der KPD verdächtig und sitzt für mehrere Wochen im Gefängnis. „Es gibt keinen Kommunisten, der sein öffentliches Amt behalten hat. Mein Vater auch nicht! Aber die Ex-Nazis werden befördert! Das ist wirklich bitter!“

Und die Frauen haben genäht, genäht, genäht:

Waltraud sagt: „Ich konnte ja froh sein, überhaupt einen Ausbildungsplatz zu bekommen – als Flüchtling. Ich wäre gerne Kindergärtnerin geworden – aber danach fragte keiner.“

Erika ergänzt: „Als junges Mädchen wusste ich genau, was ich wollte: nach Berlin gehen und studieren, um Lehrerin zu werden! Was wurde ich? Schneiderin! Hat meine Mutter bestimmt. Keine Widerrede! Noch mit 18 Jahren bekam ich Schläge. Der Kommentar meiner Mutter: Schade um jeden Schlag, der danebengeht!“

Aber auch Likörchen und Schnittchen sind immer dabei. Und Badewannen, die Verwandte samstags nutzen.

Mit „Nahtzeit“ ist Katrin Orth in Kooperation mit dem Videokünstler Theo van Delft und dem Piesberger Gesellschaftshaus eine außergewöhnliche Theaterproduktion gelungen.

Herausgekommen ist ein Abend, der mehr über die Widersprüche der 50er Jahre verrät als jedes Geschichtsbuch es vermitteln kann!

Hier geht es zur Website: www.piesberger-gesellschaftshaus.de

Text: Imke Wedemeyer

Foto: Piesberger Gesellschaftshaus

Strukturförderung 2020 mosaique – Haus der Kulturen e.V.

Mithilfe der Strukturförderung durch den Landesverband Soziokultur war es uns in diesem Jahr möglich, Mitarbeiter*innen zu beschäftigen, die die Aufgabe hatten, an den gemeinsam  mit den Beraterinnen des Landesverbands Soziokultur gesteckten Entwicklungszielen zu arbeiten – die Stabilisierung und Weiterentwicklung unserer soziokulturellen Arbeit sowie,
langfristig über eine stärkere Eigenfinanzierung zu verfügen und ggf. sogar für eine kommunale Förderung in Frage zu kommen. Und obwohl wir in diesem Jahr insgesamt 7 Monate geschlossen hatten, ist unfassbar viel passiert.

Seit März 2018 existiert mosaique nun schon – und wir hätten hier gerne geschrieben, dass wir auch in diesem Jahr im Durchschnitt täglich 80 Menschen in unserem „Wohnzimmer“
begrüßen durften und rund 2400 Liter Kaffee, sowie 100 Liter Tee getrunken haben. Dass wir jede Woche mindestens drei Veranstaltungen für mehr Kultur und Kunst in Lüneburg anbieten, dass wir ein wichtiger Treffpunkt für Lüneburger Initiativen geworden sind. Dass wir fast ständig geöffnet hatten und, dass wir täglich die unterschiedlichsten Workshops anbieten: Urban Street Dance, Sprachkurse, Yoga oder Beratung. Das stimmt auch alles. Von Januar bis März hatten wir 37 Veranstaltungen: Konzerte, Spieleabende, Feste,
Familiennachmittage und Info-Veranstaltungen. Wir hatten wöchentlich 15 Workshops, die eine Vielfalt an Personen in unsere Begegnungsstätte gebracht haben. Und wir hatten jeden
Werktag geöffnet. Von September bis November waren ca. 40 Personen/Tag im Saal, die sich auf Abstand und mit Mund-Nasen-Schutz begegnet sind, soziale Kontakte gesucht und Kaffee getrunken haben. Wir haben 24 Veranstaltungen durchgeführt, die nach einer langen Pause ein bisschen Leben und Kultur in die Salzstadt gebracht haben. Wir mussten zwar am 13. März schließen, aber schon am 22. März hatten wir unsere erste digitale Veranstaltung. Wir haben Live-Konzerte übertragen, Buchlesungen ausgestrahlt, Rezepte geteilt, jeden
Morgen den Dalai Lama gehört, online Sprachkurse gegeben. Wir haben online unseren 3. Geburtstag gefeiert.

So waren wir über Lüneburgs Grenzen hinaus vertreten: heute folgen uns über 2.000 Personen auf Facebook, mehr als 1.000 auf Instagram und 163 auf Twitter. Unsere
Webseite ist voller kreativer Beiträge und mosaique wurde auf mehreren Konferenzen und Podiumsdiskussionen vorgestellt. Wir haben eine Fördermitgliederstrategie entwickelt, so
dass wir unser Ziel, im Jahr 2020 auf 100 Fördermitglieder zu kommen fast erreicht haben (wir sind zurzeit bei 96 Fördermitgliedern). Wir konnten weitere Spenden und Fördermittel
akquirieren, die dazu beigetragen haben, dass das mosaique auch 2020 ein Raum für Kunst, Kultur, Unterhaltung war. Und dies nicht nur in der Katzenstraße 1, sondern überall, virtuell, digital.

Wir danken dem Landesverband Soziokultur für die finanzielle aber auch für die menschliche Unterstützung und wertvolle Beratung, die uns unseren Zielen in diesem Jahr ein großes
Stück nähergebracht hat.

Text: Manon Le Hir und Julia Kruse

Bild: Pauline Lieben-Seutter

Hier geht es zur Website vom mosaique - Haus der Kulturen.

 

Kleine Strukturförderung für Kleine Kulturelle Einrichtungen auf dem Land in Niedersachsen - Kulturverein Lewer Däle

Der Kulturverein Lewer Däle betreibt seit 2009 ein kleines soziokulturelles Zentrum in einer Ortschaft im nördlichen Vorharz mit ca. 2400 Einwohnern. Unser Konzept?: Kulturbegeisterte Menschen aus Kommune bzw. Region stellen ehrenamtlich ihr Wissen und Können zur Verfügung und bieten Kurse, Vorträge, Exkursionen usw. an, auch Geselliges. Dazu organisieren wir Lesungen, Ausstellungen, kleinere Konzerte etc. Wir kooperieren mit  zahlreichen Bildungs- und anderen Institutionen vor Ort und im Landkreis Goslar.

Kulturarbeit ist super, Ehrenamt erfüllend und unser Angebot in der Lewer Däle Liebenburg sowieso. Aber wenn im Laufe der Zeit immer mehr dazu kommt, seien es Veranstaltungen, seien es Kooperation oder Förderanträge, da kann den  engagierten Vorstandsfrauen schon mal Alles über den Kopf wachsen. Zumal wenn sie nach über zehn Jahren  aus Alters- wie auch aus familiären Gründen kürzer treten möchten, aber keine Ehrenamtlichen finden, die sich zeitlich und inhaltlich so stark binden wollen.

Doch glücklicherweise gibt es ja die Soziokultur Niedersachsen:und das Projekt „Kleine Strukturförderung für Kleine kulturelle Einrichtungen auf dem Land“. Mit seiner Hilfe konnten  wir auch im Jahr 2020 einen Minijob finanzieren. Und so entlastet eine vormals arbeitslose Bürokauffrau die erste Vorsitzende von zeitraubenden Routinearbeiten. Ergebnis: die Homepage ist immer aktuell, die Pressearbeit auch, die Ehrenamtlichen werden besser betreut, in Zeiten von Corona werden aufwändige Hygienemaßnahmen geplant und umgesetzt, Veranstaltungen nicht nur umsichtig vorbereitet, sondern auch immer wieder verlegt, Liegengebliebenes aufgearbeitet….Mit der Förderung ist nun leider Schluss, aber wir basteln an einem Finanzierungsmodell aus eigener Kraft.

Auf jeden Fall aber ein riesengroßes DANKESCHÖN! für die Unterstützung durch den Landesverband Soziokultur Niedersachsen, der uns in allen Belangen großartig unterstützt!

Text: Ursula Henk-Riethmüller, 1.Vorsitzende Kulturverein Lewer Däle Liebenburg e.V.

Foto: Dirk Glufke

www.lewer-daele.de

Kleine Strukturförderung - Kultur im Esel/Einbeck

Was braucht so ein kleiner Kulturverein auf dem platten Lande für seine durchschnittlich 20 Veranstaltungen im Jahr, seine Bildungsfahrt in die KZ Gedenkstätte Auschwitz, den Besuch einer Zeitzeugin in verschiedenen Schulen der Region, die Beteiligung am StadtpARTie Festival in Einbeck und verschiedenen überregionalen Kulturaktivitäten eine Geschäftsführung?

Genau dafür: wir schaffen es durch eine kontinuierliche Geschäftsführung, auf Basis eines Minijobs, ein hochwertiges Konzertprogramm zu organisieren , bei der Vernetzung der Kulturschaffenden in der Region entscheidend mitzuarbeiten und den Ehrenamtlichen im Verein die "Alltagsarbeit" wie Presse, Verhandlungen mit Agenturen und Musiker*innen etc. abzunehmen. Auch sind Bildungsfahrten und Zeitzeugengespräche nur dadurch möglich.

Also, wir brauchen diese Kontinuität mindestens in Form eines Minijobs für die Organisation einer vielfältigen Kulturarbeit gerade in der ländlichen Region!  -  Aber wem sagen wir das?

Text und Foto: Jörg Bachmann

Hier geht es zur Website von Kultur im Esel.

Konzert- & Kulturfreunde Einbeck e.V. „Cestnik kennt jeder!"

Franz Cestnik ist einer der bekanntesten Maler der Stadt Einbeck. Angetrieben durch die Projektleiter Patricia und Martin Keil sowie die Familie Cestnik sind in den vergangenen Monaten im Rahmen des Projektjahres „Cestnik kennt jeder“ die Werke des 2011 verstorbenen Malers in vielfältiger Weise verstärkt in den visuellen Alltag der Einbecker eingezogen. Durch unterschiedliche Kreativaktionen soll seine Kunst somit weiter im kollektiven Bewusstsein der Einbecker verankert werden. Für die Realisierung der einzelnen Aktionen werden kooperativ und gleichzeitig kollektiv viele Menschen und Institutionen eingebunden.

So konnten die heutigen Eigentümer Cestnik-Geburtshauses in der Wolperstraße 25 dafür begeistert werden, das gesamte Gebäude für eine biographische Dauerausstellung zur Verfügung zu stellen. In naher Nachbarschaft konnte die Künstlerin pARTicia eine gut 10 Meter hohe Backsteinwand zu ihrer Stadtteil-Leinwand machen – sie malte dort mit Hilfe einer LKW-Arbeitsbühne ein überdimensionales Cestnik-Motiv. Nach der ersten Cestnik-Drawing-Night zog im vergangenen Jahr ein bestimmtes Cestnik Motiv gleich in zehn unterschiedlichen Interpretationen in die Einbecker Wohnzimmer der teilnehmenden Hobby-Maler ein.

Im Dezember haben Künstler Cestnik-Werke im „Malenden Schaufenster“ durch ihre ganz eigene Sichtweise künstlerisch auf die Leinwand gebracht. Entstanden sind dabei fantastische Neuinterpretationen von Werken des alten Meisters. Aktuell wird der „Cestnik-Kiez“ am Pfänderwinkel durch eine OpenAirGalerie sowie einen Cestnik-Stromkasten ergänzt. Für kommende Ausstellungen sind Schülergruppen der Goetheschule Einbeck sowie der Paul-Gerhard-Schule Dassel emsig am Arbeiten. Sie beschäftigen sich mit gänzlich alternativen Darstellungen bekannter Cestnik-Werke, womit sodann im Frühjahr die Einbecker Innenstadt temporär gestaltet, belebt und mit neuen Akzente versehen werden kann. Das Zusammenspiel von Motiv und Raum wird neu definiert - „Urban Art“ steht auf dem selbstformulierten Lehrplan der Schüler.

Der Beirat vom Landesverband Soziokultur Niedersachsen e.V. hat jüngst eine Anschluss-Förderung des erfolgreich geführten Projektes hinein ins Jahr 2021 beschlossen. Nachdem 2020 dem Projektträger „Konzert- und Kulturfreunde Einbeck e.V.“ zunächst 8.000 Euro für die Startphase des Cestnikjahres bereitgestellt wurden. „Wir freuen uns sehr über die Anschlussförderung aus Landesmitteln in Höhe von 10.000 Euro. Solche Fördermittel ermöglichen es uns, unseren Einbecker Maler nachhaltig mit der kulturellen Infrastruktur unserer Stadt zu verbinden.“ so das projektleitende Kulturpaar Patricia und Martin Keil.

Einen Rückblick auf bisherige Aktionen sowie einen Ausblick auf zukünftige Angebote des laufenden Cestnikjahres sind auf www.franz-cestnik.de nachzulesen.

Rückfragen / Anregungen bei:

Konzert- und Kulturfreunde Einbeck e.V.
c/o Einbecker KulturBüros
Möncheplatz 1
37574 Einbeck
Tel.: 0 55 61 / 79 39 580
   

Text: Anna Volmering

Bild: Karoline Moser mit ihrer fabelhaften Cestnik Interpretation im „Malenden Schaufenster“

Das Forum-Literaturbüro e.V. in Hildesheim und seine Projekte

Poetry Kids 2020

Poetry Kids bietet Kindern und Jugendlichen, die aufgrund ihrer Herkunft kaum Chancen haben, am Kulturbetrieb teilzunehmen ein besonderes Angebot, bei dem sie sich ernst- und wahrgenommen fühlen und zum eigenen kreativen Schaffen angeregt werden.

Die Jugendlichen bestimmen selbst, wo es lang geht und werden interdisziplinär durch verschiedenste Methoden des kreativen Schreibens und Schaffens unterstützt. Hiermit werden ästhetische und künstlerische Erfahrungen möglich, die die Jugendlichen sich selbst anders erfahren lassen und zu Erfolgserlebnissen der Selbstwirksamkeit führen.

Vor allem auch sozialbenachteiligte Jugendlichen können durch diesen emanzipativen Ansatz nachhaltig unterstützt werden, sodass der viel zu oft gelernten Hilflosigkeit entgegengewirkt wird.

Wettbewerb „In den Wind geschrieben“

Das Motto des Literaturwettbewerbs 2020 passte perfekt in diese Zeit der Unsicherheiten. Auch auf die teilnehmenden Autor:innen und ihre Werke hatte Corona einen weitreichenden Einfluss. So beschäftigen sich viele der Autor:innen mit der Erfahrung der Isolation, der Sehnsucht nach Liebe, dem Tabuthema Sterben, aber auch mit historischen und philosophischen Themen.

Mit großer Freude sehen wir, wie viele Menschen im literarischen Schaffen einen Ausdruck finden. Während der Ausschreibung haben wir 214.000 Seitenaufrufe von 6.572 Nutzer:innen verzeichnet. Darunter viele, die im konventionellen, ökonomisch orientierten Literaturbetrieb kaum Chancen haben, sich Gehör zu verschaffen. Von den 1127 eingereichten Beiträgen von Autor:innen aus aller Welt wurden sieben Texte ausgezeichnet.

Diese Preisträgertexte publizieren wir als Broschüre und im Hildesheimer Stadtverkehr. Daneben konnten wir die Preisträger:innen im Oktober 2020 auch mit einem Festakt in der Dombibliothek zu Hildesheim würdigen. Per Livestream haben Zuschauer:innen aus der ganzen Welt an der Ehrung und Lesung teilgenommen.

Der Festakt ist auf YouTube unter https://www.youtube.com/watch?v=NeSvHGDdx7w zu finden.

Literatur-Apotheke

Gedichte, Prosa, Märchen, Mythen, Songtexte – in der Literatur-Apotheke werden Texte zu Textpräparaten und als solche zu Trostpflastern und Balsam. Mit der weltweit ersten Literatur-Apotheke bieten wir Autor:innen eine Möglichkeit, die eigenen Werke mit tausenden interessierten Leser:innen zu teilen.

Denn ein Gedicht kann einen Tag retten und manchmal noch viel Tiefergehendes auslösen. Und eine Zeile, die einen berührt, grenzt nicht aus oder ab, sondern weitet den Horizont und öffnet ein Fenster in eine andere Welt.

Nehmen Sie sich also Zeit und stöbern Sie durch die Regale unserer Apotheke, kommentieren Sie und tauschen sich aus! Vielleicht entdecken Sie die Texte, die erste Schritte zur Heilung ermöglichen oder teilen selbst literarische Unterstützung.

Die Literatur-Apotheke ist täglich 24 Stunden geöffnet und unter www.literatur-apotheke.de erreichbar. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos.

Text: Anna Volmering

Foto: Cornelia Kolbe

Cluster e.V. Projekt "Maloja – Wohin weht der Wind"

Maloja, was soll das eigentlich heißen? -Diese Frage haben wir als Projektteam im letzten Jahr häufig zu hören bekommen.
Nein, damit ist nicht die Kleidungsmarke gemeint, viel mehr beziehen wir uns auf den eigenwilligen warmen Fallwind, der in den Schweizer Alpen vielseitige Richtungen einschlägt.

Der Name steht sinnbildlich für die Ziele des Projekts:

#Frischer Wind - in die Begegnungen zwischen Menschen mit verschiedenen (kulturellen) Geschichten
#Gegenwind - thematisieren durch eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Missständen, vor allem zum Thema Migration und Grenzen
#Rückenwind - beim Fuß fassen in Hildesheim, für ein solidarisches Zusammenleben und künstlerisches Tätigwerden auf dem Maloja-Festival und darüber hinaus

Auch wenn durch die Pandemie das Herzstück des Maloja-Projekts, ein gemeinsam erarbeitetes Festival, vom 26. bis 28. Juni 2020 in der Hildesheimer Nordstadt nicht stattfinden konnte, wurden Ausfallhonorare an Künstler*innen und Workshop-gebende, die in dieser schwierigen Zeit auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, möglich gemacht. Darüber hinaus ist es dem Projekt gelungen Orte des Zuhörens und der Diskussion zu kreieren. Es wurde Platz geschaffen für die Bedürfnisse, Herausforderungen, Hoffnungen und Träume von Menschen mit internationaler Geschichte in Hildesheim und Umgebung.

Wir schauen zurück…
…auf die gemeinsame Zeit mit vielen spannenden Planungs- und Vernetzungstreffen, die zum Kennenlernen, vernetzen und vorbereiten der Veranstaltungen und des Festivals dienten.
….auf die mehrsprachigen Buchvorstellungen von "Ums Überleben kämpfen" durch ZainAlabidin Al-Khatir und das Theaterstück von Riadh Ben Ammar, die zum Nachdenken und
einer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Missständen angeregt haben.
…auf das Projekt "Stadtlabor: Migration bewegt Hildesheim" das zwischen Geflüchteten, nicht Geflüchteten, Studierenden und nicht Studierenden, partizipativ Einwanderungsprozesse in Hildesheim thematisiert hat.
…auf die Kooperation mit HAWK Open und die leckeren, inspirierenden und gemütlichen gemeinsamen Kochabende.

Und wir schauen nach vorn und sind gespannt wohin die Samen wehen, die das Maloja Projekt durch Unterstützung des Trägervereins Cluster e.V. in Zusammenarbeit mit den Aktiven aus der Arbeit mit Geflüchteten, die Migrant*innen Selbstorganisationen, vielen Kooperationspartner*innen eingesät haben und was sich daraus in kommender Zeit ergeben wird.

Weitere Informationen und Liste vieler Mitwirkenden unter:
https://nobordernoproblem.org/maloja-solidarity/
Kontakt unter:
Maloja-festival@posteo.de

Hier geht es zur Website vom Cluster e.V.

Text: Grietje Roelie Oosterwoud

Foto: Chris Gossmann

Kleine Strukturförderung – Büroführung – Organisation

„Wie bleibt unser Dorfmittelpunkt „Kulturverein Brelinger Mitte e.V.“ in Zeiten eingeschränkter Begegnungsmöglichkeiten lebendig“? Das ist die Frage, die wir uns gestellt haben.

Dank der Strukturförderung können wir diese Kontinuität auf Basis eines Minijobs mit 11 Wochenstunden im Büro gewährleisten. Hier wirkt Lisa. Sie ist ansprechbar während der Bürozeiten und pflegt die Kontakte zu den Mitgliedern. Ein wichtiger Beitrag zum Gelingen der Arbeit des Kulturvereins.

Seit März 2020 entstanden mit dem „Glashaus“, der „Kultur-Passage“ und „Kultur unterm Schauer“ neue Möglichkeiten, an denen unsere Angebote gefahrlos erlebbar wurden. Drei neue Standorte bedeutet einen großen logistischen Einsatz, der nur mit einem flexiblen und gut funktionierenden Büro als digitaler Drehscheibe möglich ist.

Im „Glashaus“ luden wechselnde Veranstaltungen zur Interaktion ein. Hier haben wir für alle interessierten Passanten eine besondere, sozusagen im Vorbeigehen erfahrbare, neue Art der Teilhabe geschaffen. Dieser Ort wurde installiert und immer wieder mit neuem Inhalt gefüttert. Ohne Lisas Einsatz undenkbar, da im Lockdown nur eine Person aktiv werden durfte.

Die Eröffnung der „Kulturpassage“ ermöglichte 6 Kunstausstellungen mit heimischen Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen. Ohne Lisas Kontakt zu den Akteuren undenkbar, ohne die Umsetzung eines wandelbaren Hygienekonzepts nicht zu machen.

„Kultur unterm Schauer“, ein Gebäudeteil eines nahe gelegenen Bauernhofes im Dorf wurde zunächst aufgeräumt und umgestaltet. Ohne die Organisation der Ehrenamtlichen durch Lisa kein Fortschritt. Hier gab es im Sommer wöchentliche Konzerte. Wer hat es organisiert, beworben und plakatiert? Abstandsregeln auf humorvolle Weise umgesetzt? (siehe Bild)

Im Herbst startete das „Bänke-Fest“ unter dem Motto „Alte Wege - Neue Wege“ und wurde zu einem Ereignis, das nachhaltig das Dorferscheinungsbild verändert hat. Von Brelinger*innen wurden 17 neue Sitzbänke originell gestaltet, die im Ortskern verteilt aufgebaut wurden. Außerdem entstanden zentral im Dorf eine öffentliche Boulebahn und 2 Kräuterhochbeete, die zum Gärtnern einladen. Nur mit solidem organisatorischem Hintergrund zu stemmen.

2020 war ein arbeitsreiches Jahr mit vielen neuen Ideen. Trotz aller Herausforderungen konnten wir mit Hilfe der bereits gut vorbereiteten Abläufe durch die langfristige Strukturförderung unseren gesellschaftlichen Auftrag wahrnehmen, den intensiven Kontakt mit unseren Mitgliedern pflegen und ein abwechslungsreiches Programm anbieten.

Text: Bettina Arasin

Foto: Peter Arasin

Hier geht es zur Website vom Kulturverein Brelinger Mitte.

Zukunft Voraus! - Eine Theaterwerkstatt für Kinder von boat people projekt

ZUKUNFT VORAUS! - Eine Theaterwerkstatt für Kinder von boat people projekt, Göttingen

ZUKUNFT VORAUS! hieß es neun Monate lang für den Kinder-Spielclub von boat people projekt. Der Theaterclub, das sind insgesamt sechzehn sehr unterschiedliche Kindern im Alter von 7 bis 12 Jahren aus sehr verschiedenen Hintergünden: Ahmed, Ahmad, Ain, Aleska, Alexandra, Alina, Andelina, Luna, Mikrijan, Mursal, Nola, Shkurte, Sophia, Thalia, Theresa und Vali und die Spielleiter:innen Barış  Özbük und Birte Müchler. Gemeinsam haben wir im Zeitraum von November 2019 bis Juli 2020 in einer kunterbunten wöchentlichen Theaterwerkstatt rund um die Themen Zukunft und zukünftige Welten gesprochen, diskutiert, gemalt, gebastelt, ausprobiert, improvisiert und gespielt.

Das erste Mal traf sich unsere Gruppe im Herbst 2019 zum Kennenlernen, schnell sammelten wir Ideen zu einem Thema, das uns alle interessierte und uns alle etwas angeht: Wann beginnt die Zukunft? Wie sieht meine Zukunft aus? Wie sieht die Zukunft der Menschheit aus und was würden wir uns für sie wünschen? In unseren Köpfen und später auf der Bühne und unseren Leinwänden entstanden Bilder von Aliens, die die Welt bevölkern, von Menschen mit Superpower, von großen schönen Villen und hässlichen Ruinen aus Müllbergen, von komischen Ritualen und Gewohnheiten, welche die Menschen in 1000 Jahren vielleicht durchführen, von merkwürdigen Speisen, die sie dann vielleicht essen müssen.

Bald fragten sich die Teilnehmer:innen auch: Was wäre, wenn wir Kinder den Einfluss und das Wissen hätten, die Zukunft selbst zu verändern und zu gestalten? Besonders faszinierend war die Idee, die Zukunft direkt HIER und HEUTE erforschen zu können. Also gründeten sie eine fiktive Forschscher:innengruppe, erfanden Rollen wie Frau Doktor Tyron, Professor Schulze oder Frau Weiß Nix und dachten sich Szenen aus: Bei einer jährlichen Konferenz entscheiden sie gemeinsam eine Zeitmaschine zu bauen und in die Zukunft zu reisen – ein besonders wichtiges Vorhaben, da vor einiger Zeit die Kollegin Doktorin Chase bereits das Experiment wagte und in das Jahr 3020 reiste und dort nun aus technischen Gründe Jahr feststeckt. Sie machten sich also auf den Weg in die Zukunft für eine Forschungs- und eine Rettungsmission. Die Konferenz und die Reise wurden für die Bühne improvisiert, die Zeitmaschine konstruiert und erste Teile sogar gebastelt. Das kleine Bühnenstück sollte MACHINA 3020 heißen.

Doch dann drang Corona in das Jahr 2020 ein und die Zeitreise musste verschoben werden. Die meisten Forscher:innen ließen sich davon nicht abhalten und trafen sich weiter über ihre technischen Gerätschaften. Der Reiseplan schlummert in ihren Schreibtischen und wartet auf die mögliche Umsetzung!

Der Abschluss des Projektes fand digital statt, wir verkleideten uns alle für unsere finale Videokonferenz und spielten die bereits entstandene Szene in unseren digitalen Fenstern nach, außerdem wurde ein kleiner Abschlussfilm aus dem entstandenen Material gestaltet.

Text: Birte Müchler

Foto: Barış Özbük

Hier geht es zur Seite von boat people projekt.

Heersumer Sommerspiele 2020: Im Grunde Goethe

Böse Stimmen behaupten, die Heersumer Sommerspiele 2020 wären ausgefallen. Ausgerechnet zum 30jährigen Vereinsjubiläum. In der Vergangenheit ist der Verein schon öfter mit solchen haltlosen Behauptungen konfrontiert worden. 1997 bei „Ufos über der Börde“ wurde den Heersumer Theaterleuten beispielsweise vorgeworfen, die Kornkreise in Grasdorf hätten gar keine Außerirdischen gemacht. Außerdem hätte das ganze Spektakel gar nicht hierzulande stattgefunden. Die Produktion sei ganz billig auf dem Mond nachgedreht worden. Auch 2015 wurde behauptet, das Forum wäre gar nicht beim Papst gewesen. Uli Jäckle selbst hätte den Papst im Film gespielt. Und auch das ganze Mittelalter mit seinen Runkelrittern sei frei erfunden. Frauke Petry hingegen wurde nie bezweifelt. Dabei war sie im Sommer 2016 überhaupt nicht in Dinklar. Sie wurde vom Schauspieler Michael Wenzlaff gespielt. Zugegebenermaßen ziemlich brillant. So täuschend echt, dass sogar die Leute vom Kreisverband der AfD auf den Platz kamen.

Das Ganze hat System. Es liegt auf der Hand, dass man den Theaterleuten aus Heersum das Wasser abgraben will. Da will jemand eine neue Welttheaterordnung (NWTO) erschaffen. Noch ist unklar, wer dahintersteckt. Aber die Heersumer*innen werden sich nicht vereinnahmen lassen. Die hatten schon Aluhüte auf, als man sich in Bielefeld noch Pergamentpapier um den Kopf gewickelt hat.

Fakt ist, dass die Heersumer Sommerspiele 2020 sehr wohl stattgefunden haben. Vielleicht haben das nicht ganz so viele Leute mitbekommen, weil die fantastischen Kostüme, die Tribüne und die Menschenmassen nicht schon von Weitem zu sehen waren. Die Aufführungen haben nämlich auf dem Grund des Bodenburger Sees stattgefunden. Nicht zum Schutz vor Kondensstreifen am Himmel. Es war lediglich eine Hygienemaßnahme wegen Corona. Obwohl das Spektakel baden gegangen ist, war es ein voller Erfolg. Da unten konnten die Heersumer*innen endlich Goethe auf den Grund gehen. Nach 30 Jahren Klamauk war es wirklich an der Zeit, mal eine Tragödie zu spielen. „Faust III“ stand auf dem Spielplan. Und es ist eine sehr wahrhafte Tragödie geworden. Traumatisiert hat es die Leute aber nicht. Viele setzten sich danach beschwingt auf ihre Fahrräder und erkundeten „Auf eigene Faust“ das Innerstetal, immer auf der Jagd nach skurrilen Momenten. Da saßen zahlreiche Hasen in Feld und Flur oder nahmen ein Bad in der Wanne. Füchse tobten über die Wiesen, Rüben rannten auf dem Acker oder tanzten ausgelassen mit der Rose im Gutspark. Und es war Sommer. Alle Vorstellungen waren ausverkauft. Aufgrund des großen Erfolgs haben sich die Forumsleute geschworen, in den nächsten Jahren eine Wiederaufnahme von „Faust III“ auf die Bühne zu bringen. Dieses Mal dann über Wasser.

 

Weitere Informationen unter: https://www.forumheersum.de/auf-eigene-faust

 

Text: Jürgen Zinke

Foto: Julia Moras

K.A.F.F. – Kulturverein Petersburg – Osnabrück

Mit dem K.A.F.F., dem "K." am fantastischen Freihafen möchte der Kulturverein Petersburg e.V. einen dauerhaften Freiraum schaffen. Hier können Menschen unabhängig von Alter, sozialer Stellung und kulturellem Hintergrund ihre Kreativität und neue Ideen erproben und entwickeln. Je nach Programm steht das "K." als offenes Kürzel für Kino, Konzert, Kinderspiel, Kammertheater, Kaffee, Kamin oder einfach Kultur,
Kreativität und Kooperation. Im Jahr 2019 gab es ein buntes Programm an Aktivitäten, das von Tanz- bis DIYVeranstaltungen reichte.

  • Mit der Räven statt Tanztee wurde zum Tanzen für gro und klein, alt und jung
    eingeladen. Es gab Spiel und Spa sowohl drau en als auch drinnen, je nach
    Wetterlage. Gro es Highlight war eine Riesenmurmelbahn im Au enbereich, die
    wir von der Hulahoop Kinderwerkstatt ausgeliehen bekamen. Daneben wurde
    Tango getanzt auf einer neuen Au enfläche und so manch eine*r hat sich selbst
    im Bluesfusion gefunden.
  • In der Offenen Werkstatt wurde regelmä ig mit Holz gebaut und Fahrräder
    repariert. Das alles unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe".
  • Zudem wurde eine Workshopreihe mit dem Namen „Einmischen – aber wie?“
    ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Theaterpädagogischen Werkstatt
    wurden Alltagsszenen nachgespielt, in denen Menschen diskriminiert werden
    und Möglichkeiten ausprobiert, wie man in solchen Situationen eingreifen kann.
    Der erste Workshop fand im Rahmen der internationalen Woche gegen
    Rassismus statt, weitere Workshops folgten.
    Das Au engelände wurde durch eine ß Aussaataktion in Kooperation mit dem
    Osnabrücker Bienenbündnis verschönert. Es wurden Wildpflanzen ausgesät, die
    an den Standort angepasst sind Und Wildbienen als Nahrungsquellen dienen.
  • Die Gartengruppe verzaubert den Au enbereich mit Pflanzen und gemütlichen
    Sitzgelegenheiten.
  • Im Rahmen der Jugendkulturtage konnten Jugendliche alles rund um die Produktion von Computer-Mäusen erfahren und in einem Lötworkshop selbst eine Maus zusammenbauen.

Vom Herbst 2019 bis Herbst 2020 dauert der Umbau/Renovierung des K.A.F.F. In dieser Zeit wurde eine Homepage erstellt: kaff-os.de
Nach dem Umbau soll das breite Programm ausgeweitet werden. Hierzu sind neue Gesichter/Menschen immer willkommen, die sich mit ihren Ideen einbringen wollen!

Museum der Angst - Digital

Ausgehend von bildender Kunst (Objekten, Installationen, Bildern) werden mit den Teilnehmenden Wege erarbeitet, diese Kunst zum Leben zu erwecken. In Theater und Text und Musik und Film, mit Requisiten, Geräuschen, Stille und Mut.

Das geschieht zunächst in getrennten Workshops. Ab Jahresmitte wurden diese Workshops nach und nach zusammen gefügt. Und am Ende stehen große Aufführungen, also Performances: ein bewegtes Museum.

Die Workshops hierzu gibt es hier.

Wegen Corona sind im Augenblick alle Aktivitäten kontaktlos, aber nicht ausschließlich digital. Die Teilnehmenden arbeiten an Ideen, Gegenständen, Geräuschen, Darstellungen und Filmen. Gegenstände wechseln den Ort, Ideen sind völlig ungebunden, und anstelle von Geräuschen kann man auch das Ding verschicken, das Geräusche macht.

Analoge Aufführungen wird es wegen Corona nicht geben, stattdessen gibt es nun das digitale Museum der Angst zu bestaunen:

Das Museum der Angst ist ein digitaler Scherbenhaufen, ein zerbrochenes Fensterglas, dessen viele Splitter den Versuch spiegeln, eine große Gruppe von Menschen kreativ da abzuholen, wo sie lange waren, in ihren vier Wänden nämlich. Als sie eigentlich zusammen sein wollten, etwas gemeinsam erleben, lachen, machen. Trotzdem wurde geschrieben und gespielt, gebastelt und gebaut, aufeinander reagiert und wurden Impulse ausgenommen und gesetzt, wurde gesungen und gesprochen, geschrien, gelernt, beobachtet, gesendet und empfangen, dialogisiert und gedichtet. Und begriffen: Habt (keine) Angst. Wir gehören alle zur Risikogruppe Mensch.

Bitte Eintreten:

www.museum-der-angst.de

 

Hier wird einem ein digitales Museum mit Filmen, Tönen, Animationen, Fotos, Überraschungen und natürlich einem Museums-Shop geboten.

Kulturkreis impulse in der Samtgemeinde Freren

1992: Drei Schwestern + eine Idee + eine Gruppe gleichgesinnter euphorisch Kulturbegeisterter + ein leerstehendes Molkereigebäude = Kulturkreis Impulse Freren

28 Jahre Später:

Nach 5 Jahren aktiver `Wander-Kulturarbeit` hat der Kulturkreis Impulse Samtgemeinde Freren e.V. seine Heimstätte in der alten Molkerei Freren 1997 bezogen und sich im Laufe der vielen Jahre mithilfe verschiedener Vorstände, jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten, zu einem umfangreichen, vielfältigen, kreativen und spannenden Kulturbetrieb entwickelt.

2017 wurde die erste Strukturförderung beantragt.

Wo früher ausschließlich ehrenamtlich gearbeitet wurde, rundet nach hartnäckigen Diskussionen und engagierter politischer Überzeugungsarbeit des Vorstandes, neben den bereits sehr guten festen Mitarbeitern seit 3 Jahren, zusätzlich eine hauptamtliche Bürokraft das ehrenamtliche Organisationsteam ab.

2017 bis 2019 wurden, durch einen erneuten Vorstandswechsel, engagiert neue Projekte ins Leben gerufen, Kontakte zu Schulen für Schulveranstaltungen, Theateraufführungen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück oder auch Veranstaltungen mit lokalen Vereinen (KFD, NABU, Volksbank, Sparkasse) hergestellt.

Bei ca. 60 öffentlichen und vielen nicht öffentlichen Veranstaltungen, war das Arbeitspensum des ehrenamtlichen Teams kaum mehr zu bewerkstelligen. Kassen- und Thekendienst, Kuchenbacken und Cocktails mischen am Wochenende und zusätzlich Büroarbeit im Laufe der Woche neben Berufstätigkeit, da waren Grenzen erreicht.

2019 wurde erneut auf das Landesförderprogramm des Landesverbandes Soziokultur e.V. (LAGS) – „Förderung von kleinen, ungesicherten Vereinen in Ländlichen Räumen“ zurückgegriffen.

Nun konnte, in  Zusammenarbeit mit der Stadt Freren, der Samtgemeinde Freren und des Landkreises, für das Jahr 2020 erneut diese Stelle besetzt werden, die dem Vorstand und dem ehrenamtlichen Team den „Schreibkram“ abnimmt und somit der ehrenamtlichen Arbeit, die natürlich auch Spaß machen soll und meist an den Wochenenden stattfindet, nichts mehr im Wege steht.

Die Arbeit wird erheblich erleichtert, es schafft Mut neue Ehrenamtliche, auch im Vorstand, zu erreichen. Ehrenamtliches Engagement geht nicht unweigerlich mit der nötigen Erfahrung im „Bürokram“ einher.

Die hauptamtliche Fachkraft ist die „Perle des Hauses“ der Dreh- und Angelpunkt im Büro des Kulturvereins.

Wir haben neue Wege verfolgt (Vermietungen), neue Veranstaltungsformen initiiert (z.B. Schulveranstaltungen), neue Kooperationen (Hochschule Osnabrück) geschlossen, die das Kulturzentrum attraktiver machen und finanziell festigen soll. Bereits im Jahr 2018 haben wir ca. 18.000 Gäste erreicht.

Das Ehrenamt darf nicht „anstrengend“ sein, es soll und muss künftig Spaß bringen und von Herzen kommen. Hierbei ist es, dank der Strukturförderung, eine große Hilfe Unterstützung durch hauptamtliche Kräfte zu bekommen.

Unser Team ist in den vergangenen 2 Jahren erneut auf 25 Personen angestiegen, die geleistete, wertvolle Ehrenarbeit ist für viele Teammitglieder ein Ausgleich und Entspannung vom Beruf.

Nicht selten dauern Veranstaltungen nicht nur wegen der Künstler bis nach Mitternacht. Dann bekommt die Frerener Kultur oft die neuen interessanten Impulse.

Hier geht es zur Netzseite des Kulturkreises impulse.

 

Text: Bärbel Bründermann

Foto: Nicole Schwan

Arche am Wall - Kultur zieht um

Das Umzugsspektakel mit begehbarem Haus

„Wenn Umzug, dann richtig…Musik aus aller Welt erklingt in den Räumen und Fluren, Besucher erkunden die verschiedenen Facetten des neuen Zentrums – ein wirklich spektakulärer Um- und Einzug“ so das Fazit des Göttinger Tageblatts.

Der Umzug in ein neues Gebäude, während das alte Haus saniert wird, war der Ausgangspunkt für ein Kooperationsprojekt von KAZ und Jungem Theater.

Die Verabschiedung mit symbolischer Schlüsselübergabe durch den Oberbürgermeister und Auftritten von KAZ Chor, Akrobat*innen, Tänzer*innen und Musiker*innen zwischen 5 und 70 Jahren wurde vor dem alten Gebäude inszeniert. Schon dort sammelten sich mehrere Hundert Göttinger*innen die dann mit Einhorn, Motorrad, Wagen, auf denen der Shantychor gemeinsam mit afrikanischen Trommler*innen und das JT Ensemble, für musikalische Begleitung sorgten, durch die Innenstadt zum neuen Domizil zogen. Dort wurde der Zug von den neuen Nachbarn begrüßt, die Kita von gegenüber kam mit Salz und selbst gebackenem Brot. Das Lumière war als künftiger Nachbar mit Stummfilmen im Foyer dabei und ergänzte perfekt die ebenfalls dort live gespielte Musik von Hamid Moradian auf der Santour. Weitere Künstler*innen aus dem KAZ, der neuen Nachbarschaft, ein ehemaliger Hausmeister des Gebäudes, Intendant und Elektrotechniker des Jungen Theaters, beteiligten sich mit Installationen oder kleinen Programmpunkten an dem „begehbaren Haus“.

Die rund 400 Besucher*innen konnten während der geführten Performance in Kleingruppen als Fotograf*in, Protokollant*in oder Teilnehmer*in ein Kulturpraktikum absolvieren. Die Aufgaben umfassten Geschichte, Angstüberwindung, Überlebenstraining, Kochen, akrobatische Pyramide, Spielzeitgestaltung, Finanzplanung, Schauspieltraining, Führen von Verfolgern.

Der Fotograf Arasch Zandieh, war gleich doppelt dabei mit einer Ausstellung und einer Aktion, bei der er Porträts auf der Nachbarschaftsbank von Personen machte, die sich bisher noch nicht kannten. Er selbst freute sich, mit Ausstellung und Kunst Aktion in seiner ehemaligen Schule dabei sein zu können.

Hier geht es zur Seite des Kulturzentrums KAZ Göttingen.

 

Text: Anne Moldenhauer

Foto: Dorothea Heise

Hidden Tracks - Das letzte Kleinod

Im Projekt "Hidden Tracks" forschten Jugendliche aus verschiedenen Ländern nach traditioneller Musik und Liedern, die verschwinden oder „aussterben“. Durch Interviews und Begegnungen mit verschiedenen Personengruppen wie älteren Menschen, Volkstanz- oder Gesangsgruppen, Familienmitgliedern u.a. sammelten die Jugendlichen "alte" Lieder und entwickelten ihre eigenen Interpretationen der traditionellen Musik durch Theater und Tanz. Das Projekt fand zeitgleich mit Jugendlichen aus Estland und Tschechien statt. Die Jugendlichen begegneten sich schließlich in einem gemeinsamen einwöchigen Workshop und entwickelten eine Musik-Theater-Performance, die am 29. Februar 2020 zur Aufführung kam.

Die insgesamt 16 Jugendlichen aus den drei Ländern trafen sich zum ersten Mal Ende Februar 2020 im Bahnhof Geestenseth und schnell wurden die Räumlichkeiten des Theaters Das Letzte Kleinod als ideal empfunden: der Ozeanblaue Zug als gemeinsame Unterkunft mit Zweier-Kabinen, Proben im gut geheizten Güterschuppen, Mahlzeiten im Speisewagen und weitere Räumlichkeiten im Bahnhof und Zug, um Einzelproben durchzuführen. Die Projektsprache war englisch und ansonsten ging es in den Liedern in vielen verschiedenen Sprachen durcheinander, alle lernten etwas voneinander. Es wurde Tschechisch, Estländisch, Deutsch, Englisch und auch Plattdeutsch gesungen und getanzt.

Die Gruppe hatte auch eine enorme Bandbreite an Instrumenten vorzuweisen, was eine große Bereicherung für das gesamte Projekt darstellte. Am Abend des ersten Tages kamen Mitwirkende einer Trachtentanzgruppe aus Norddeutschland dazu, um mit den Jugendlichen einen traditionellen Tanz einzustudieren. Auch dies machte allen Beteiligten großen Spaß, die Tänze wirkten nicht „eingestaubt“ und wurden durch die Jugendlichen neu belebt.

Unter professioneller Begleitung wurde die Musik-Theater-Tanz Performance „Hidden Tracks“ erarbeitet, die bei der Aufführung am 29. Februar 2020 den alten Güterschuppen zum Beben brachte. Mit einer selbstgestalteten Abschiedsparty wurde das Projekt zumindest in Deutschland abgeschlossen und ein Motto hallte noch lange nach: „All you need is Speisewagen!”

Weitere Informationen unter: https://www.das-letzte-kleinod.de/jugendprojekte/hidden-tracks/

 

Text: Juliane Lenssen

Foto von: Das letzte Kleinod

„Wolle im Wasser“ – Kindertheaterproduktion mit vielen – Musiktheater LUPE

Können sich über 100 Menschen zusammen ein Kindertheaterstück ausdenken? - Warum nicht?! … Auf jeden Fall  können Sie durch ihre Erfahrungen, Wünsche, Gefühle und Erlebnisse und durch ihre künstlerische Experimentierfreude ein Theaterstück mitgestalten und -entwickeln!

Die Kindertheaterproduktion „Wolle im Wasser“ setzt sich mit der Situation des Schafes „Wolle“ auseinander, der seine Heimat - seine Wiese -  verlassen und jetzt in einem fremden Land eine Zukunft suchen muss: eine neue Wiese! - Und der sich auf  seiner Reise mit den Schwierigkeiten eines jeden Reisenden in der Fremde auseinandersetzen muss.

In Workshops mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und Alters (über 100 TN) hat das Musiktheater LUPE mit Tanz, Improvisations- und Bewegungstheaterelementen und Musik zum Thema „Heimat“ und „Fremdsein“ gearbeitet, die Ergebnisse in Performances im öffentlichen Raum gezeigt (mit einer Kaffeetafel im Drogeriemarkt Müller oder an einem alten Eisenbahnwaggon), ist in Grundschulen gegangen, um sich mit Kindern über das  Gefühl von „zuHause“ und „Gerechtigkeit“ auseinanderzusetzen und hat aus dem  gesammelten Material, den Geschichten, den Eindrücken, den Wünschen, den Einfällen und dem Bewegungsmaterial die Geschichte entstehen lassen: „Wolle im Wasser“.

(Kooperation mit: Piesberger Gesellschaftshaus e.V., Ruller Haus e.V., Grundschule Pye, E-Siegel-Grundschule)

„Wolle im Wasser“ ist ein professionell produziertes 2-Personen-Tourneetheaterstück für Kinder ab 4 Jahren und Familien, das sich kindgerecht mit den Themen „Heimat“, „Flucht“ und „Gerechtigkeit“ auseinandersetzt, überall in kleinen Theatern, Grundschulen und Kulturzentren gespielt werden kann und Geschichten der vielen Mitwirkenden als künstlerisches Konzentrat in sich trägt. Bisher 26 Aufführungen und über 2000 ZuschauerInnen.

Weitere Informationen unter: https://www.musiktheaterlupe.de/ktheater.php?id=17

 

Text: Ralf Siebenand

Foto: Martin Robben, Ralf Siebenand

Macht Party! Ein Gesellschaftsspiel - theater erlebnis

Das theater erlebnis lädt ein die Demokratie zu feiern und öffnet dafür seinen Theaterraum nicht als Bühne, sondern als bunte Party Location. So ist das Publikum von Anfang an Teil der Inszenierung, bewegt sich zusammen mit dem Ensemble auf der Spiel- und Tanzfläche, ist Ansprechpartner für den Musiker und die beiden Schauspieler *innen. Es tanzt, amüsiert sich, stellt in Frage, trifft Entscheidungen, schlägt sich auf die ein oder andere Seite, ist gezwungen Haltung einzunehmen.

Die Produktion MACHT PARTY entstand als künstlerischer Reflex auf aktuelle politische und soziale Entwicklungen. Aus unterschiedlichen theatralischen Formen und Interaktionsangeboten entwickelt sich eine Auseinandersetzung um Fragen gesellschaftlichen Miteinanders. Fragen, die beim Publikum nachwirken. Klar wird: was letztlich geschieht, wird sich nicht im Theater abspielen.

MACHT NICHTS (Online-Film) ist die Alternative zu MACHT PARTY in Corona-Zeiten.
Begeben wir  uns auf die Spuren von Heidegger und lassen das „Nichts nichten“,
entfalten „Silence“ im Sinne eines John Cage, ohne bei 4':33'' aufzuhören und entdecken
die Ursprünge von Kunst, sozialer Interaktion und natürlich der Welt. Also wiederum ein Rundumschlag, der allerdings außer dem „Nichts“ keinerlei Spuren hinterlässt.
Denn: Darf man heute noch Nachhaltig sein? Lieber plädieren wir minimalistisch für einen Augenblick, ohne zu nah dran zu sein
Das Video ist hier zu finden.

theater erlebnis

Das theater erlebnis ist ein Freies Theater aus Hannover. Das Ensemble spielt Produktionen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder in (der Region) Hannover, sowie niedersachsenweit und darüber hinaus. Seit der Gründung des theater erlebnis entstanden mehr als 50 Inszenierungen, in denen wir mit forschendem Blick nach neuen Inhalten, Aufführungsorten und Ästhetiken suchten. Die künstlerische Leitung haben Inka Grund, Julia Gentili und Tim von Kietzell.

https://www.theater-erlebnis.de/

„Leine Los!“ - Eine soziokulturelle Landpartie in Szenen und Texten des KulturKreis Gronau e.V.

Aus der kleinen Kleinstadt Gronau an der Leine wurde Ende 2016 durch den Beitritt einiger bis dato selbstständiger Gemeinden quasi über Nacht eine große Kleinstadt: Die Einwohnerzahl verdoppelte, die Fläche vervierfachte sich. Für die einen Grund zur Freude, für andere beängstigend. Das Schwinden der Dorfidentität verursachte vielerorts Furcht.

„Höchste Zeit, ganz Gronau in einem großen Projekt zusammenzubringen!“, dachte sich da der KulturKreis Gronau e.V. und plante mit „Leine los!“ eine anderthalbjährige soziokulturelle Landpartie in Texten und Szenen durch Gronau (L.).

Spielend, erzählend und schreibend machten Bürger*innen im Projekt ab Frühjahr 2018 Identität und Geschichte(n) ihrer Ortsteile sichtbar und tauschten sich im Zuge dessen bis August 2019 mit bekannten, vor allem aber auch neuen Nachbar*innen ihrer Stadt aus.

Die Theatermacher*innen und Autor*innen Karu-Levin Grunwald-Delitz und Silke Pohl sowie die Kulturwissenschaftsstudierende Clara-Maria Scheim begaben sich auf Geschichtenschatzsuche: In über 60 Gesprächen und Interviews, in 8 Erzählcafés mit über 300 Gästen und in 2 Schreibwerkstätten sammelten sie Berichte über all jene Orte in der neuen Stadt Gronau (Leine), die ihren Bewohner*innen wichtig sind, und jene Erlebnisse, die sie damit verbinden.

Ihre reiche Beute gaben sie in Form von drei inszenierten Spazierrouten zurück, die durch alle Ortsteile führten. Vor Ort wurden Geschichten erzählt, gespielt, gesungen, getanzt ... Rund 250 Leute spazierten als Publikum mit, etwa 100 steuerten mündlich oder schriftlich Geschichten und Erinnerungen bei, und ein wahres Meer an Mündern, Augen und helfenden Händen spielte, musizierte, grillte, war als Zaungast mit an Bord oder half auf andere wunderbare Weise dabei, die Spaziergänge zum Erfolg zu führen.

Ob Mitwirkende oder Publikum – beim Projekt kamen Menschen aller Generationen aus allen Ortsteilen zusammen und lernten mit einem neuen Blickwinkeln aufeinander und auf ihre Stadt zu schauen. Zu Ende stand die große gemeinsame Erfahrung durch Kultur, Eigeninitiative und Engagement etwas Besonderes erlebt und bewegt zu haben.

Alle im Projekt ausgearbeiteten Geschichten sind online unter https://map.kulturkreisgronau.de nachzulesen.

Text: Silke Pohl

Fotos: KulturKreis Gronau e.V.

Die Zwischenstation - Kulturstation, Bad Bevensen

Die Zwischenstation - soziokulturelles Zentrum in Bad Bevensen für einen Sommer

Mitten im Kurstädtchen steht das 1907 erbaute sogenannte „Deutsche Haus“. Seit der letzte Wirt mit seinem italienischen Lokal vor Jahren auszog, ist der ehrwürdige Gastraum verwaist – und rosa. Als der Kulturstation die Räume für das Projekt KULTURzwischenSTATION zur Zwischennutzung überlassen wurden gab es viel zu tun. Beflügelt von der Förderzusage wurde geschleppt, repariert, geputzt, schön beleuchtet und geplant, um dem Lokal neues Leben einzuhauchen. Nach rasanter Vorbereitungszeit waren viele Hürden genommen und die Neugierde bei den Bevenser*innen groß: zur Eröffnung am 10. August standen die Gäste bis auf die Straße. Danach wurde zur Marktzeit und am Wochenende ausprobiert, was die Bildende Kunst zu bieten hat: entstanden sind kleine Plastiken, fragile Balancierer, Zeichnungen, Ölbilder, Geknüpftes und Verwobenes  – Graffiti und Experimentelles neben Kunstgeschichte und altem Handwerk, je nach Profession der Künstlerinnen aus der Kulturstation. Die Workshop-Zeiten und Schulferien-Angebote garantieren die Kern-Öffnungszeiten, zu denen neugierige Passanten ihre Nase durch die Schwingtür stecken.

In Sprechblasen stehen Erinnerungen an den Fensterscheiben: es sollen wirklich Ziegen auf dem Saal gehalten worden sein, andere berichten vom ersten Kuss bei der Tanzschule, den leckeren Antipasti, aus Kindertagen, wenn das Kaspertheater kam aber auch aus der Zeit, als die Lüneburger Straße noch Adolf-Hitler-Straße hieß.

Die „Zwischenstation“ lebt von den vielen Begegnungen und Gesprächen, beim gemeinsamen Gestalten, zwischen Tür und Angel und bei den Veranstaltungen, die nach und nach hinzukamen. Wie der eindrucksvolle Pilgerreisebericht einer Bevenserin oder eine weitere Sternstunde, „Kardel klönt“ – ein Talk-Abend mit gleichnamigem Nachwuchs-Moderator, Local Heroes-Preisträgern, unterhaltsamen Gästen und einem vergnügten Publikum, das mitreden will. Bleibt am Ende die Frage, wo die Kultur nach dem Abschlussfest am 12. Oktober als nächstes Station macht…

Text und Foto: Katja Schaefer-Andrae

Lieblingsstücke- Alte Weberei, Nordhorn

Zum zwanzigsten Jubiläum des Kulturzentrums Alte Weberei veranstaltete der ehemalige Textilstandort das partizipative Ausstellungsprojekt „LIEBLINGSSTÜCKE“. Im Rahmen des Projekts wurde eine Ausstellung erarbeitet, auf der besondere Kleidungsstücke von Menschen aus der Region Nordhorn gezeigt und deren individuelle Geschichten erzählt wurden.

Das Projekt war offen für alle Interessierten, sich inhaltlich und konzeptionell zu beteiligen. Die regelmäßigen Treffen der Projektgruppe fanden unter der Leitung von zwei Theaterpädagoginnen statt. Die Beteiligten beschäftigten sich währen der Treffen mit der Organisation und Logistik der Ausstellung, wobei ein besonderer Fokus auf die Akquise von Exponaten und interessierten Bürger*innen gelegt wurde.

Textilindustrie und das Arbeiten in der Produktion sind auf Grund der städtischen Geschichte Teil des kollektiven Gedächtnisses der Nordhorner*innen. Dies nahm das Kulturzentrum zum Anlass, ein Angebot zu initiieren, in dem Teilnehmende sich mit der Herkunft und Identität ihrer Kleidungsstücke auseinandersetzten. Dieser Prozess wurde dann durch eine Ausstellung für das Publikum sichtbar gemacht.

Ein besonderes Highlight der Ausstellung waren außerdem die zu den Kleidungsstücken gehörenden Lieblingslieder, die Besucher sich an den einzelnen Ausstellungsstücken anhören konnten.

Die Ausstellung wurde zum 20. Geburtstag der Alten Weberei im April 2019 feierlich eröffnet und konnte anschließend acht Wochen lang besucht werden.

Das Projekt wurde von der niedersächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur gefördert und ist Teil einer Serie von partizipativen Ausstellungsprojekten.

Projektverantwortliche sind das Kulturzentrum Alte Weberei; Die Projektschneiderei unter der Leitung von Tine Bargstedt, der Arbeitskreis Eine Welt e.V unter der Leitung von Lena Schoemaker sowie die Theaterpädagoginnen Hedwig-Hannah Warnek und Camille-Jasmin Connen.

Text: Manuel-Maurice Evers

Foto: Niklas Denneburg

„Machtsumer Lichtblicke“- Theater ASPIK, Hildesheim

Im Winter 2019 hat Theater ASPIK das soziokulturelle Stationentheaterstück „Machtsumer Lichtblicke“ in Machtsum (nahe Hildesheim) umgesetzt. Im Zentrum der thematischen Auseinandersetzung stand die individuelle Perspektive der Dorfbewohner auf ihr Lebensumfeld. Wo bin ich hier, und warum will ich hier bleiben? Was macht für mich das Leben in Machtsum aus? Was bedeutet mir das „Wir“ der Dorfgemeinschaft? Wie prägt der Alltag im Dorf meine Sicht auf den Rest der Welt?

Angelehnt an Motive aus Mariana Lekys Dorf-Roman „Was man von hier aus sehen kann“ hat sich die Inszenierung in Form des nächtlichen Dorfspaziergangs diesen Fragen genähert. Fiktionale szenische Umsetzungen gepaart mit authentischen Momenten bildeten eine griffige Form, in der sich die Auseinandersetzung mit dem, was das Landleben ausmacht und dem was es gefährdet, in einzelnen Szenen theatral überhöht und atmosphärisch verdichtet, entfalten konnte. Mitwirkende und Zuschauer wanderten zusammen von Station zu Station durch das winterliche Dorf. Durch das Scheinwerferlicht aus der Dunkelheit des Dorfes herausgehoben, fügten sich im Verlauf des Abends die Erzählfragmente kaleidoskopartig zusammen und führten, aufgehängt an dem Leitmotiv der Vergänglichkeit, zu einer zutiefst berührenden Darstellung des dörflichen Kollektivs, zumeist verkörpert durch die BewohnerInnen des Ortes und musikalisch begleitet durch den gemischten Chor St. Nikolaus Machtsum.

In Lekys Roman ist das Dorf Schnittstelle zwischen Enge und Weite, Mikro- und Makrokosmos, Privatsphäre und Öffentlichkeit, die immer neu verhandelt wird. In der Inszenierung von Theater ASPIK wurde ein Aspekt des Romans in den Vordergrund gerückt, an dem sich alle weiteren Dorf-Themen aufhängten und der in jeder Szene mitschwang und das Publikum bis zum Schluss in Atem hielt: Der prophezeite Tod eines Mitmenschen innerhalb der Dorfgemeinschaft“.

Durch dieses starke Motiv wurde sichtbar, dass eine oft beschworene Eigenschaft des Dorfes hier zutraf: Das Gemeinschaftsgefühl. Die Zuschauer wurden zu Beobachtern eines kurzen Lebensabschnitts einer Mikrogesellschaft, die vor Sorge um die eigene Existenz Überlebensstrategien angewendet hat, die man in dieser Form wohl nur in einer Dorfgemeinschaft antrifft. So wirkten in der Betrachtung des Stücks die zu Beginn gestellten Fragen nach und die individuellen Antworten auf diese Fragen wurden im Spiel sichtbar.

Text: Arnd Heuwinkel/Marion Schorrlepp

Foto: Clemens Heidrich

#Clara S. – ein soziokulturelles Musik-/ Theaterprojekt- Jugendkulturarbeit, Oldenburg

– #Clara S. – ein soziokulturelles Musik-/ Theaterprojekt im Stadtsüden von Oldenburg

Im Rahmen einer Kooperation des Jugendkulturarbeit e.V. Oldenburg mit der IGS Kreyenbrück, der Freizeitstätte Kreyenbrück und dem Institut für Musik der Carl von Ossietzky - Universität haben sich Jugendliche aus Kreyenbrück gemeinsam mit Studierenden und Dozent*innen in Workshops mit dem Leben und der Musik von Clara Schumann (die in 2019 ihren 200. Geburtstag gefeiert hätte) beschäftigt. Aus dieser sehr intensiven gemeinsamen Arbeit sind Songs, Lieder, Theater- und Hörspielszenen und (improvisierte) Musikstücke entstanden, die zu einem Musiktheaterabend collagiert wurden. # Clara S. wurde mit dem Förderpreis Musikvermittlung des Musiklandes Niedersachsen und der niedersächsischen Sparkassenstiftung ausgezeichnet.

Die Idee, die hinter diesem Projekt stand, wird durch das Hashtag (#) versinnbildlicht, den wir Clara Schumann vorangestellt haben: Indem wir Clara Schumann taggen, wird sie auffindbar: Wir können uns mit ihr verbinden und ihr Leben und ihre Musik teilen.Und das nicht nur im Internet, sondern auch in der persönlichen Beschäftigung in Workshops, auf der Bühne und hoffentlich darüber hinaus.

So konnte Clara Schumann als Figur sowie ihre Musik und ihr Wirken in den kulturellen Erlebnisraum von Jugendlichen aus einem sozial und kulturell sehr heterogen Stadtteil im Stadtsüden Oldenburgs geholt werden. Das Projekt ermöglichte ihnen kulturelle Teilhabe und schafft eine Verbindung zu der eher fremden Kultur der klassischen Musik.

Dabei wurden auch jetzige gesellschaftliche Situationen zum Thema: Was ist, wenn die Frau mehr verdient als der Mann? Was wird aus der Beziehung zu meinen Kindern / meiner Mutter, wenn ich / sie (viel) arbeite/t? Ich habe einen psychisch kranken Vater/Partner: Was macht das mit mir? Was mache ich damit?

Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen künstlerischen Ausrichtungen (Theater-, Song-, Percussion- und Hörspielwerkstatt), die Begegnung mit professionellen klassischen Künstler*innen (Elena Harsanyi, Sopran und Piotr Fidelus, Klavier) und mit der Musik und dem Leben Clara Schumanns eröffnete den beteiligten Jugendlichen eine neue Welt. Die zwei Aufführungen (auf der großen Bühne der Uniaula, vor vollem Haus) als großartiges Erlebnis und der ‚Blick in die Zeit‘ förderte überraschend persönliche und tiefgehende Einsichten zutage: In den drei Hörspielen von Christian Gude, die im Foyer vor und nach den Aufführungen zugänglich waren (und seitdem auch auf der website clara-s.de zu finden sind) finden sich zahlreiche Statements der Jugendlichen zu ihren Eindrücken und der Wirkung des Projekts.

Insgesamt können wir uns über ein gelungenes Ergebnis, eine gute Resonanz (mit 227 Besuchern) und eine, so hoffen wir, nachhaltige Wirkung freuen. Das Feedback, nicht zuletzt in der Laudatio zum Förderpreis Musikvermittlung, war mehr als positiv.

Text und Foto: Michael Hagemeister

Strukturförderung zur Stärkung des Ehrenamts- Ruller Haus, Wallhorst-Rulle

Strukturförderung im Ruller Haus zur Stärkung des Ehrenamts

Wenn viele Menschen zusammen kommen, lässt sich auch Großes bewegen. Wer hätte gedacht, dass sich eine kleine Initiative kulturinteressierter Bürgerinnen und Bürger nach und nach zu einem der umtriebigsten Kulturanbieter im Landkreis mausern kann? Binnen weniger Jahre hat sich der Verein zu einem vielseitigen soziokulturellen Zentrum entwickelt, in dem ehrenamtliche und professionelle Arbeitsleistung zusammen fließen.

Die finanzielle Hilfe durch die Strukturförderung der LAGS hat bewirkt, dass die Ehrenamtlichen entlastet und das Programm um neue und experimentelle Kulturprojekte angereichert werden konnte. Dabei war die Strukturhilfe der LAGS der richtige Nährboden für das junge Pflänzchen Ruller Haus. Nach nur 5 Jahren hat sich der Kulturverein zu einem blühenden und vielfältigen Kulturbetrieb weiter entwickelt, in dem Hochkultur, Unterhaltung, Spaß- und Bildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene miteinander vereint werden. Ein wesentlicher Teil der Arbeitszeit der freiberuflichen Kulturberaterin besteht in der Akquise weiterer Fördermittel, mit denen größere und kleinere Projekte realisiert werden konnten sowie können. So wurde nicht nur eine Vielzahl von jungen und älteren Menschen für kulturelle Aktivitäten angesprochen und gewonnen, sondern es konnten neue und experimentelle Ansätze und Kunstformen entwickelt werden. Die kleine Strukturförderung ist genau die Grundfinanzierung, die Ehrenamtsinitiativen brauchen, um langfristig bestehen zu können, weil sie verlässlich ist und neue Spielräume eröffnet. Jeder weiß, dass erste Verschleißerscheinungen schon bald spürbar werden sobald kräftezehrende Routine den Spaß am selbstlosen Einsatz zu überdecken drohen. Deshalb sind wir froh, dass wir das ehrenamtliche Engagement durch praktische Hilfe unterstützen und gleichzeitig neue Impulse setzen können.

Text: Elisabeth Lumme

Foto: Burkhard Imeyer

Crash Bang YOUTH – Zeitgenössischer Tanz mit über 60 Kindern und Jugendlichen- Compagnie Fredeweß

Crash Bang YOUTH – Zeitgenössischer Tanz mit über 60 Kindern und Jugendlichen

Über 60 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 19, drei Profitänzer*innen, zwei semiprofessionelle Tänzerinnen als Unterstützung der Teamleitung: So sah die Versuchsanordnung für Crash Bang YOUTH aus, in der die Compagnie Fredeweß unterschiedliche Altersstufen, Schulformen, Lebenserfahrungen, Tanzerfahrungen, soziokulturelle Hintergründe einander im Tanz verbunden hat.

Wort, Musik oder Bewegung – womit beginnt alles? Inspiriert von klassischen Comicmotiven suchten Jugendliche und Tanzprofis der Compagnie Fredeweß in Crash Bang YOUTH gemeinsam nach einer bewegten Antwort auf diese Frage. Zwischen beatgetränkten Stücken und sphärischen Klängen taumelten, schmolzen und wirbelten die Tänzer*innen über die Bühne, bis sie die sprichwörtlichen Sternchen sahen. Sprechblasen und Klischees gerieten in Bewegung. So entstand eine bunt gemischte Szenencollage, die sie am 17. Dezember 2019 gleich zweimal auf der großen Bühne im Kulturzentrum Pavillon Hannover präsentierten.

Mehr dazu unter: https://www.compagnie-fredewess.de/

Text: Hannah Feiler

Foto: Yoav Kedem

Es brennt in den Feuerwehrhäusern von Springe- Hermannshof

Es brennt- Kunst und Kultur in den Feuerwehrhäusern von Springe und seiner Ortsteile

Es brennt im Oktober 2019 in den Feuerwehrhäusern von neun Stadtteilen der Gemeinde Springe. Im übertragenen Sinne, denn es geht dabei um ein Bündel von zehn Kulturveranstaltungen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Dabei wurden die örtlichen Wehren in die Gestaltung der Präsentationen eingebunden, sodass die KameradInnen bei sich „zuhause“ zusammen mit den Gästen und Zuschauern vielfältige kulturelle und künstlerische Darbietungen von teils namhaften Akteuren erleben konnten. Die jeweils ansässigen Kulturinitiativen wurden in die Veranstaltungen integriert, weswegen das Projekt in dieser Zusammensetzung und diesem Umfang ein bislang einzigartiges Format soziokultureller Arbeit darstellt. Der Hermannshof, die Stadt und die Stadtfeuerwehr Springe und natürlich die Ortswehren rockten dieses Festival der besonderen Art. Eine dicke, wohlrecherchierte Zeitungsbeilage und kontinuierliche Presseberichterstattung rundeten das Bild ab.

Insgesamt waren rund 2.400 Personen beteiligt, davon allein 2.100 Teilnehmer am größten Einzelereignis, dem Lampionumzug namens „Licht am Deister“. Jede Einzelveranstaltung war für sich genommen speziell und einzigartig, teils mit besonders kreativer Gestaltung, wie z.B. eine Autorenlesung in vier Mannschaftstransportwagen. Auch eine Filmvorführung von „Fahrenheit 451“ mit einer brennenden – illuminierten - Kirche im Anschluss war spektakulär. Der „Feuertornado“ war für die Jüngsten beim Juniorworkshop zusammen mit der Leibniz-Uni sicher auch ein Grund, sich gleich danach bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr anzumelden. Das Notfallkonzert eines Streichquartetts in einem winzigen Feuerwehrhaus, historisches Kino in der Garage zwischen Helmen, Spinden und Schläuchen und besonders das große Lichterfest in Springe waren weitere Highlights. Die Licht- und Soundinstallation „Wie klingt rot?“ mit leckerer „Einsatzküche“ für die Gäste und ein ökumenischer Abschlussgottesdienst eröffneten bzw. beendeten die Veranstaltungsreihe.

Mehr dazu unter: https://www.hermannshof.de/programm/rueckblick/detailseite/veranstaltungen/es-brennt.html

Text: Wolfgang Würriehausen

Foto: Helge Krückeberg

Kleine Strukturförderung - Geschäftsführung Kultur im Esel, Einbeck

Kleine Strukturförderung - Geschäftsführung- Kultur im Esel

Was braucht so ein kleiner Kulturverein auf dem platten Lande für seine durchschnittlich 20 Veranstaltungen im Jahr, seine Bildungsfahrt in die KZ Gedenkstätte Auschwitz, den Besuch einer Zeitzeugin in verschiedenen Schulen der Region, die Beteiligung am StadtpARTie Festival in Einbeck und verschiedenen überregionalen Kulturaktivitäten eine Geschäftsführung?

Genau dafür: wir schaffen es durch eine kontinuierliche Geschäftsführung, auf Basis eines Minijobs, ein hochwertiges Konzertprogramm zu organisieren , bei der Vernetzung der Kulturschaffenden in der Region entscheidend mitzuarbeiten und den Ehrenamtlichen im Verein die "Alltagsarbeit" wie Presse, Verhandlungen mit Agenturen und Musiker*innen etc. abzunehmen. Auch sind Bildungsfahrten und Zeitzeugengespräche nur dadurch möglich.

Also, wir brauchen diese Kontinuität mindestens in Form eines Minijobs für die Organisation einer vielfältigen Kulturarbeit gerade in der ländlichen Region!  -  Aber wem sagen wir das?

Text und Foto: Jörg Bachmann

Fürchtet Euch nicht- Bewegtes Museum der Angst- Theater R.A.M.

Museum der Angst- Theater R.A.M.

Dass die Knie oder Hände vor Angst zu zittern anfangen‚ lässt sich einfach darstellen. Mit dem Loch im Bauch ist das hingegen schon schwieriger.

Ab Februar 2020 wird das Theater R.A.M. mit Menschen verschiedener Altersgruppen aus Hildesheim und der Umgebung das ‚Museum der Angst‘ entwickeln. Es soll mit Text, Film, Theater und Musik einen großen Raum ausstatten und bespielen.

Im Herbst 2020 wird es eröffnet. Ein erstes Info-Treffen mit anschließendem Kennenlern-Workshop gab es bereits im Dezember 2019 in der Volkshochschule Hildesheim:

Nach einer Begrüßungsrunde mit Kurzinfos zum Projekt, gab es ein kurzes Warm-Up für alle. Danach wurden 5 Gruppen auf 5 Workshops verteilt und starteten dort mit einer halben Stunde "Schnuppern", erfuhren also durch kleine praktische Übungen, wie unterschiedlich wir uns dem Thema Angst nähern werden und können. Danach wurde so lange rotiert, bis alle Teilnehmenden alle 5 Workshops und ihre Leiter*innen kennengelernt hatten. Eine Redakteurin und ein Fotograf der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung schnupperten hier und da in die unterschiedlichen Workshops hinein, schließlich entstand noch ein großes Gruppenfoto. Die Workshops fanden zu folgenden Themen statt: Theater/Performance, Film, Ausstattung/Raum/Bau, Schreiben und Musik. So wurde sich mit verschiedenen künstlerischen Methoden dem Thema Angst genähert.

Foto: Chris Gossmann

Text: Manuela Hörr/ Lina Hussein

DenkmalKunst-Festival, Hann. Münden

DenkmalKunst- Festival, Hann.-Münd.

Wer investiert annähernd 15.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit in ein soziokulturelles Projekt? „Nur Verrückte“, werdet ihr sagen. Und doch haben sich 50 dieser Irren zusammengetan, um in 16 Monaten Vorbereitungszeit die sechste Auflage des Festivals DenkmalKunst – KunstDenkmal auf die Beine zu stellen. Ort des Geschehens: Hann. Münden, die südlichste Stadt Niedersachsens. Hier fand vom 28. September bis zum 6. Oktober 2019 ein außergewöhnliches Spektakel statt: Tagsüber lockten über 100 internationale Künstler*innen mit ihren Werken aus allen Sparten der Kunst Besucher*innen in Kirchen, leerstehende Fachwerkhäuser und Wehrtürme. Nach dem Kunstgenuss wurden die Türen für die Abendveranstaltungen geöffnet. Ein vielseitiges Programm mit über 50 Veranstaltungen an den 8 Festivalabenden erwartete die Besucher: Konzerte mit Musik aller Genres (Jazz, Folk, Rock, Punk, Klassik, Volksmusik, instrumental oder mit Gesang), Tanz, Theater, Comedy und Pantomime oder Lesungen im Sachbuch- und Krimibereich.

Das Festival ist 2007 aus Protest gegen den Abriss eines historischen Gebäudekomplexes in der denkmalgeschützten Mündener Altstadt entstanden und verfolgt das Ziel, schöne, mindergenutzte Gebäude durch die faszinierende Symbiose von Denkmal, Kunst und Kultur so in Szene zu setzen, dass sie aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und vor Verfall und Abriss bewahrt werden. Die Vision von uns Organisator*innen ist ein lebendiges Hann. Münden, ein Leben in und mit den Denkmälern dieser schönen, alten Fachwerkstadt, denn dies ist unser Zuhause.

Das Festival 2019 zeichnete sich durch eine Reihe von Besonderheiten aus. Eine davon war, dass wir es für alle Menschen öffnen wollten. So ließ sich Kunst an Mauern, in den Grünanlagen und am Wasser barriere- und kostenfrei „erfahren“. Die öffentliche Förderung des Festivals aus Landes- und Europa-Mitteln vom Landesverband Soziokultur Niedersachsen und LEADER sowie des Landschaftsverband Südniedersachsen ermöglichte vielfältige, weitgehend kostenfreie Workshops, erweiterte Chancen für alle, selbst kreativ zu werden. Mit dem prinzipiell kostenfreien Besuch der Ausstellungen und Kulturveranstaltungen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren in Begleitung Erwachsener gab es besondere Anreize für Familien, am Festival teilzuhaben. Wir mochten auch finanziell nicht so gut gestellten Menschen soziale Teilhabe an unseren Veranstaltungen ermöglichen und wurden darin vom Spendenparlament Hann. Münden e.V. großzügig unterstützt.

Mehr dazu unter: www.denkmalkunst-kunstdenkmal.de

Für das Team: Hermann Staub

Messstation für gesellschaftlichen Klimawandel- Kunstschule KunstWerk , Hannover

Messstation für gesellschaftlichen Klimawandel- Kunstschule KunstWerk

Mit unserem Messwagen sind wir durch Hannover gezogen und haben an verschiedenen Stationen Halt gemacht. Wir haben gefragt und viele unterschiedliche Antworten bekommen. Entstanden sind bei unseren Befragungen sehr unterschiedliche Meinungsbilder, die von den Menschen entweder im Vorbeigehen oder nach längeren intensiven Gesprächen und Diskussionen gestaltet wurden. Dabei wurde geschrieben, geklebt, gefaltet, befüllt, gepumpt und gemischt.

Die Ergebnisse sind keine trockenen statistischen Auswertungen, sondern jeweils aktuelle Stimmungsbilder aller Teilnehmenden vor Ort.

Wer Lust hatte, konnte sich in der Zeit im Dezember im Foyer der VHS Hannover selbst ein Bild machen.

 

Text: Britta Schiebenhöfer

Fotos: Kunstschule KunstWerk e. V.

"Wo gehst du hin?"- Verein für Kultur, Gemeinschaft und Lebensfreude, Bassum

„WO GEHST DU HIN?“

Ein künstlerischer Abend um das Thema „Geflüchtete heute“ und „Wir als Geflüchtete in unserer Geschichte im 2. Weltkrieg“, gestaltet von Daniela Franzen und Marcello Monaco. 

Mit „WO GEHST DU HIN?“ möchten wir einen positiven Akzent in der bereits vielerlei angeregten Diskussion eines gesellschaftlichen Phänomen setzen. Flüchtlinge: Ein großes Thema. Flüchtling zu sein...Wohin damit? Wohin gehe ich?...

Die Antwort ist oft: Einfach WEG! Egal wie, egal, wo, egal mit wem und zu wem!
Wohin? Diese kleine aber sehr wichtige Frage ist von einer so großen Bedeutung, dass wir sie nicht in den Hintergrund rücken lassen können.
Was tun?
Als Künstler haben wir die Möglichkeit soziokulturell auf einem besonderen Weg gesellschaftliche Gegebenheiten zu behandeln. Wir möchten eine große Öffentlichkeit und verschiedene Menschen, Vereine und Initiativen aus der ganzen Region und darüber hinaus erreichen. Wir möchten sie mit verschiedenartigen künstlerisch-anspruchsvollen Aktionen ansprechen, sie etwas hautnah erleben lassen, sie begeistern und bezaubern und auch zum Nachdenken anregen.
Als Ausdrucksmittel dienen dem Projekt „WO GEHST DU HIN?“ die Kunstformen:
Malerei/Skulpturen, Musik, Tanz, Chor, Artistik, Film, Lyrik, Poesie, Schauspiel und Kochkunst. Die Menschen der Region sind in den Prozess eines kreativen, künstlerischen und sozialen Projektes eingebunden. Dabei sind alle beteiligten Personen, von der Vorbereitung inklusive Proben, durch die Entstehungsphasen bis hin zum Endprodukt, integriert und beteiligt.
Die Ergebnisse davon wurden dann an den Abenden der Veranstaltung präsentiert. Zum Beispiel in Form von Bildern/Skulpturen, Ausstellungen, Theatralen Darstellungen, Kurzfilmen, Chorgesängen, Lesungen/Texten, Akrobatische Darbietungen, Musikalische Darbietungen, Tanzdarbietungen, Kulinarische Köstlichkeiten. Das Publikum wird an dem Abend von Darbietung zu Darbietung geleitet. Am Ende gibt es ein Zusammenkommen mit gemeinsamen Buffet. Das Projekt hat das Ziel, die Kommunikation, den Zusammenhalt und das respektvolle Miteinander zu fördern. Durch Abbauen von Vorurteilen und von Ängsten gegenüber den “Fremden“ wird das Potential verstärkt, Selbstzweifel, Einsamkeit und Fremdenhass in Selbstbewusstsein, Respekt und Freude am Zusammensein zu verwandeln.

Stattgefunden hat die Ausstellungen am 22. und 23. Februar in der Mensa des Schulzentrums Bruchhausen-Vilsen und am 29. Februar und am 1. März in der Gildefesthalle in Bassum im Landkreis Diepholz.

Text: Daniela Franzen und Marcello Monaco

Foto: Daniela Franzen

Aussicht: Ottoplatz – Faserwerk, KulturFabrik Hildesheim

Aussicht: Ottoplatz – Faserwerk, KulturFabrik

Direkt am Ottoplatz, in der Nordstadt Hildesheims ist dort, wo bisher die Ladenräume leer standen, mittlerweile ein lebendiger Kommunikationsort mit offenen Werkstätten, Kursprogramm und einem Secondhandladen entstanden.

Im Faserwerk treffen sich Anwohnende mit Studierenden, Großeltern mit Kindern, Eltern mit Passanten – gesprochen wird viel, manchmal auf verschiedenen Sprachen. Im Laden wird gestöbert, der Tee kocht im Samowar. Aus alter Kleidung werden neue Leiblingsstücke genäht. Mit den Kameras der Großeltern wird analog fotografiert. Im Siebdruckbereich entstehen individuelle Designs und finden ihren Weg auf selbstgenähte Beutel. Und wenn der Zero-Waste-Workshop auf dem Plan steht, werden Kräuter gemahlen und eigene Produkte erstellt. Es ist also eine ganze Menge los im Faserwerk.

Noch spannender wird es, wenn wir die Türen weit öffnen und auf den Ottoplatz oder in die Nordstadt wandern. Wenn die Sonne scheint, laden Bänke und Tische ein sich zu setzen und den ansonsten als Transferort genutzten Platz als Lebensraum und Begegnungsort zu begreifen. Das, was im Faserwerk passiert, wandert dann als mobile Aktion nach draußen. Für Aktionstage schließen sich uns andere Akteur*innen an und dann sind auch mal 350 Personen unterschiedlichster Herkunft zusammen und leben, spielen, essen, trinken, nähen, drucken, machen Kunst und spinnen gemeinsam Ideen und Konzepte wie der öffentliche Raum genutzt werden kann. Ideen hierfür gibt es viele - einige wurden in Bauworkshops bereits umgesetzt. Noch sind die Sitzgelegenheiten und Kunstobjekte auf dem Platz meist temporär, das Faserwerk und den Ottoplatz als Ort der Begegnung zu begreifen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, ist aber schon fest verankert im Bewusstsein der Menschen. Denn wenn aus öffentlichem Raum – Lebensraum wird, und ein Miteinander entsteht, dann wird ein Stadtteil lebenswert und aus Nachbarschaft Freundschaft.

Weitere Infos unter: www.faserwerk.info

Text: Jana Kegler

Foto: Paula Nitsche

Ein voller Erfolg: „Ein altes Dorf mitten in der Stadt“- Werkstattfilm Oldenburg

Ein voller Erfolg: „Ein altes Dorf mitten in der Stadt“

Nachdem 2018 Werkstattfilm sehr erfolgreich seine kulturelle Stadtteilarbeit in Osternburg begann, stand in diesem Jahr der Oldenburger Stadtteil Eversten im Fokus. Vom 22.09 bis zum 29.09.2019 präsentierte Werkstattfilm in Zusammenarbeit mit zahlreichen Bürger*innen dort eine umfangreiche Veranstaltungswoche.  Es wurde sich dafür einmal monatlich in der zentral im Stadtteil gelegenen Gastwirtschaft Hellwege getroffen. Dort konnten Bürger*innen ihre Ideen und Vorstellungen für die Veranstaltungswoche darlegen und ihre Bilder aus dem Stadtteil bei uns abgeben. Diese Herangehensweise, also der Versuch einer stetigen Zusammenarbeit mit den Menschen im Stadtteil auf Augenhöhe, entspricht unserer Leitidee für die Stadtteilprojekte. Mit Erfolg: Neben einigen tausend abgegeben und nun digitalisierten Bildern, schafften es Bürger*innen in den Arbeitsgruppen ihren Stadtteil aus ihrer Perspektive darzustellen. Die Veranstaltungswoche wurde dementsprechend auch ein großer Erfolg: Allein zur Eröffnung kamen 400 Menschen! So gab es eine Moorführung, ein Rundgang durch das Eversten Holz durch einen örtlichen Verein, zwei selbstorgansierte Rundfahrten durch die landwirtschaftliche Geschichte des Stadtteils, eine Kirchenführung, eine selbstkonzipierte Bilderausstellung von Bürger*innen, einen Themenabend „Kindheit in Eversten“, eine Ausstellung über Ansichtskarten, einen Bildervortrag zum Stadtteil und vieles mehr. Neben der Vorbereitung der Veranstaltungswoche und Unterstützung der Bürger*innen bei ihrer kulturellen Stadtteilarbeit, schufen wir noch einen Film über den Stadtteil. „Ein altes Dorf mitten in der Stadt“, so der Titel des Filmes, wurde ein voller Erfolg und war restlos ausverkauft. Insgesamt traf diese Form der kulturellen Arbeit vor Ort in den Stadtteilen bei vielen Bürger*innen einen Nerv, sodass wir daran auch im nächsten Jahr in einem neuen Stadtteil weiterarbeiten wollen.

Text: Kevin Schreiber

Foto: Farschid Ali Zahedi

Theater von Anfang an- Figurentheaterinitiative Osnabrück

Theater von Anfang an- Rapunzel, Cowboy und Co feiern eine Party.

Dank der großzügigen Förderung des LAG Soziokultur ist es dem Figurentheater Osnabrück e.V. dieses Jahr möglich, sein theaterpädagogisches Angebot zu erweiternund in Kooperation mit dem Verein “Ausbildung Figurentheater e.V.” das Projekt Theater von Anfang an für Kindertagesstätten anzubieten.

Zentrum dieses Workshops ist ein eigens dafür entworfener Theaterkoffer, der sich im Handumdrehen in verschiedene kleine Bühnen umbauen lässt und Puppenmodule enthält, die sich nach Belieben zu verschiedenen Figuren zusammenstecken lassen. In sieben Kindertagesstätten Osnabrücks hieß es in diesem Herbst also “Wir machen Theater von Anfang an!”. Die teilnehmenden Kinder bauten im dreitägigen Workshop unter Anleitung von  Theaterpädagoginnen eine eigene Figur, entwickelten in der Gruppe kurze Geschichten, die sie dann gemeinsam als kleines Theaterstück nachspielten. So besiegten an einem Vormittag Rapunzel, Papa und Cowboy zusammen die böse Hexe oder gingen Rotkäppchen und Batman zusammen mit Schneewittchen in den Kindergarten, um ein Abenteuer zu erleben und eine Party zu feiern. Spielerisch wurde an das Medium Theater herangeführt, neue Anreize zur ästhetischen Bildung gesetzt, die Kreativität gefördert, Interaktion und Kommunikation geübt, soziale und sprachliche Kompetenzen geschult.

Abgerundet wurde dieser Workshop mit einem gemeinsamen Besuch einer professionellen Figurentheatervorstellung, zu der auch die Eltern und Erziehungsberechtigten eingeladen wurden. Es hat uns sehr gefreut, mit diesem Angebot viele Kinder erreicht zu haben, die vorher noch nie ein Figurentheater besucht hatten. Das Projekt wurde sehr gut angenommen, die freien Workshop-Plätze waren schnell vergeben und die Rückmeldungen positiv- allgemeiner Tenor: Sehr gerne wieder! Wir freuen uns nun auf den im Februar 2020 stattfindenden Nachmittag zur Nachbereitung mit den Erzieher*innen der teilnehmenden Einrichtungen.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es auch unter:

www.figurello.de

Figurentheater-Osnabrueck.de

Rückmeldungen/ Zitate aus dem Workshop:

“Der Workshop hat sehr viel Spaß gemacht und war-in dieser brillianten Einfachheit- genau das richtige für unsere Kinder” Erzieher, städtische Kita Heiligenweg Osnabrück

“Warum kommt ihr nächste Woche nicht wieder?” Teilnehmerin, 4 Jahre, städtische Kita Lüstringen

“Batman sieht aber eigentlich anders aus” Teilnehmer, 5 Jahre, Kita Heilig Kreuz Osnabrück

Foto: Sven Bergschneider, Bearbeitung: Florian Rzepkowski

Text: Lieko Schulze

Strukturförderung 2018/2019- Seefelder Mühle

Wie kann es gelingen, eine seit 30 Jahren muntere Kultureinrichtung kontinuierlich vom Ehrenamt teilweise ins Hauptamt, von vor allem 60+Aktiven zu jüngeren Engagierten, von bewährten zu zusätzlich modernen Formaten, in die Digitalisierung und vielem mehr zu geleiten? Es gibt viel zu tun – und wir packen es seit einer Weile an. Dazu braucht es viel Energie, reichlich Womanpower und natürlich auch die finanzielle Unterstützung des Landes Niedersachsen.

Der Reihe nach: Mit gezielter Ansprache gewinnen wir neue Ehrenamtliche, wenn auch eher in den mittleren Jahren. Alle sind uns willkommen, sofern sie engagiert dabei sind und das Kulturteam entlasten. Aber um an die 30jährgen heranzukommen, kooperieren wir seit einer Weile mit den jungen Landfrauen, organisieren Workshops für sie oder stellen ihnen unserer Räume zur Verfügung. So lernen sie uns und unsere Arbeit ganz nebenbei kennen. Daraus soll mehr werden!

Das Bewährte soll bleiben, schließlich wollen wir unsere gewohnte Kundschaft nicht vergraulen. Aber mit Poetry Slam u.a. auch auf Plattdeutsch, Nerd nites, Ukulele Jamboree, dem Blog „Gutes Morgen, Stadland“ mit Begleitprogramm, Teilnahme am National Novel Writing Month, Sketchnote-Workshops, Gemeinschaftsgärtnern, einer FSJ Kulturstelle und einigem mehr erreichen wir ein neues Publikum.

Das gelingt uns auch über unsere ständige Facebook-Präsenz, ein Instagram-Profil und unsere bald an den Start gehende neue, smartphonefähige Homepage.

Parallel dazu nehmen wir uns die Zeit, mit verschiedenen Investitionen zum Beispiel für DIY-Angebote unsere Kurse und Workshops attraktiver zu gestalten und unser Außengelände in Kooperation mit Student*innen der Uni Osnabrück neu zu überplanen. In Zukunftswerkstätten arbeiten wir mit unseren freiwillig Engagierten an unseren Visionen und einem neuen Leitbild.

Aber vor allem kämpfen wir gemeinsam und engagiert um die Bezuschussung unserer Personalstellen. Wir sind dabei mit einer bunten Demo vor dem Rathaus unserer Gemeinde und kontinuierlichen Verhandlungen mit dem Landkreis einen großen Schritt weitergekommen.

 

Text: Cornelia Iber-Rebentisch, 2. Vorsitzende

Foto: Henning Bielefeld

           

PERFORMING SOUND - THE MUSIC HAS NEVER STOPPED

"Performing sound - The music has never stopped" - das war der Titel des Tanz-Theater-Band-Projektes von Jugendkulturarbeit e.V.. Über ein Jahr trafen sich jugendliche TänzerInnen und SchaupierInnen der Tanztheatergruppe „imTransit“, um mit der Tänzerin Jesicha Ouyah, dem Theaterpädagogen Bodo Rode und einer lokalen Band (Markus Rohde, Carsten Jacobs und Rainer Lochmann), um das interdisziplinäre Projekt umzusetzen. Dabei ging die Spurensuche von den musikalischen Ideen der Band aus, die nach dem »Summer of Love« ihren Anfang nehmen und bis in die 80er Jahre reichen, einer Zeit in der alternative Lebensentwürfe gesucht und ausprobiert wurden.

Und was kam heraus? Körper auf der Bühne. Körper, die sich mit der Welt auseinandersetzen, Probleme darstellen, Verlangen ausdrücken, Meinungen tanzen, sich ineinander werfen und gegenseitig wieder aufhelfen. Dazu Texte, die anklagen, träumen und zu einer gemeinsamen Zukunft aufrufen. Die Suche nach den eigenen Schwächen, den Strategien, sie zu verstecken und die Suche nach einer neuen, anderen Welt. Der Wunsch, dass Dinge sich ändern, man eine Welt schafft, in der man keine Angst voreinander hat, sondern auf die anderen zugeht.

Gleichzeitig live auf der Bühne die Musik, keine Pause, Symbiose von Theater, Tanz und Band. Abtauchen in die 60er und 70er Jahre, die stilbildenden Jahrzehnte der modernen Rockmusik. Inspiriert von dem frühen Genesis, Jimi Hendrix, Frank Zappa, King Crimson, den Doors und anderen.

Aufgeführt wurde das Projekt im Juni 2019 im Rahmen der Jugendtheatertage 2019 in der Exerzierhalle des Staatstheaters Oldenburg und im September in der Kulturhalle am Pferdemarkt. Durch die großzügige Förderung der LAGS und weiteren Förderungen durch die Lotto-Sport-Stiftung und dem Kulturbüro Oldenburg konnte dieses einmalige Projekt ein solcher Erfolg werden.

Autor: Bodo Rode

Fotos: Carsten Lienemann

Keine Wahl ist keine Wahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht?

Ein LAK-Frauen-Theater mit Musik von Christine Schmidt

Für das Wahlrecht haben Frauen vor 100 Jahren gestritten. Sie kämpften für Teilhabe an Politik, Bildung und Wirtschaft und riskierten Ausgrenzung, wirtschaftlichen Ruin und Gefängnis für ihre Ideale. Das Theaterstück „Keine Wahl ist keine Wahl!“ fragt,  was von diesem Kampf geblieben ist, was erreicht wurde und wie die Frauen der
ersten Stunde das Frauenleben heute beurteilen würden?

Anlass
1919  sprach Marie Juchacz als erste gewählte Frau im Deutschen Reichstag. Sie machte deutlich, dass die Aufhebung einer Benachteiligung kein Geschenk der Männer ist, für das Dankbarkeit zu erwarten wäre, sondern die selbstverständliche Aufhebung eines bisherigen Unrechts. Gleichzeitig spricht sie die Hoffnung aus, dass nun für Frauen alle Wege offenstehen, die ihnen zustehende Gleichwertigkeit zu erlangen. 100 Jahre später ist es Zeit für ein Resümee.

Die Geschichte
Die Autorin, Christine Schmidt, hat Leben von Frauen der letzten 100 Jahre in Bezug auf die staatlichen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen recherchiert. Die Ergebnisse fließen in die fiktive Geschichte einer Nacht der Journalistin Judith Hensler ein. Diese steht kurz vor dem Abgabetermin eines wichtigen Berichts zum Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht“. Weil sie an der Unmenge an Informationen verzweifelt und keinen roten Faden findet, erscheinen nachts in ihrem Büro Frauen der Historie, Schutzengel der Emanzipation und ein Chor des Geschlechterkampfes um ihr zu helfen.

Die Akteurinnen und Akteure
Rund 60 Mitwirkende aller Altersklassen zeigen auf eindrucksvolle Weise, was Soziokultur im Bereich der kulturellen und politischen Bildung leisten kann.
Sie schlüpfen in historische Frauenrollen, erlernen Lieder und Musik aus 100 Jahren und setzen sich so auf unterhaltsame Weise,  mit viel Spaß aber auch Disziplin mit Geschichte und Gesellschaft damals und heute auseinander.

Die LAK zeigt 8 Aufführungen von „Keine Wahl ist keine Wahl“ im Oktober und November in Ostfriesland und Oldenburg. www.lak.de

Text: Christine Schmidt

Foto: Albert Meyer

Aktion Wirklichkeit, TPZ Braunschweig

Das Vorhandensein einer sich anscheinend unendlich ausdehnenden virtuellen Parallelwirklichkeit zu unserer haptischen, ist für heutige junge Menschen als "digital natives" im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Sie nach ihrer Wahrnehmung, ihrem Umgang und ihren Erfahrungen als Welten-Wandelnde zu befragen, war eine sehr spannende und bereichernde Aufgabe im theater- und kulturpädagogischen Projekt AKTION WIRKLICHKEIT.

Vier junge Spielgruppen haben sich mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten daran angenähert, zu beschreiben wie die Digitalisierung Wirklichkeit/en formt. In regelmäßigen theaterpädagogisch begleiteten Proben vollzog sich der für jede Gruppe aufregende Prozess der Stückentwicklung. Im Austauschformat „Forum Wirklichkeit“ trafen sich die Teilnehmer*innen gruppenübergreifend zum Austausch und erhielten ergänzend zu ihren eigenen Recherchen wertvollen Input von Expert*innen.

Entstanden sind vier inhaltlich und ästhetisch ganz unterschiedliche Theater-Inszenierungen, die in einer Spielserie mit 14 Aufführungen im LOT-Theater Braunschweig präsentiert wurden.

Weiteres unter: https://www.tpz-bs.de/premieren-aktion-wirklichkeit/

 

Text: Andrea Fester

Foto: Martin Albermann

Die kleine Strukturförderung, Kulturverein Lewer Däle Liebenburg e.V.

Kulturarbeit ist super, Ehrenamt erfüllend und unser Angebot in der Lewer Däle Liebenburg ist es natürlich auch. Aber wenn im Laufe der Zeit immer mehr dazu kommt, seien es Veranstaltungen, seien es Kooperation oder Förderanträge, da kann den  engagierten Vorstandsfrauen schon mal Alles über den Kopf wachsen. Zumal wenn sie nach über zehn Jahren  aus Alters- wie auch aus familiären Gründen allmählich kürzer treten wollen, aber keine Ehrenamtlichen finden, die sich zeitlich und inhaltlich so stark binden wollen.

Doch glücklicherweise gibt es ja den „Landesverband Soziokultur Niedersachsen“ und das Projekt der „kleinen Strukturförderung“. Mit dieser Hilfe konnten wir auch im Jahr 2019 einen Minijob finanzieren. Und so entlastet eine vormals arbeitslose Bürokauffrau die erste Vorsitzende von zeitraubenden Routinearbeiten.

Ergebnis: die Homepage ist immer aktuell, die Pressearbeit erfolgt nicht in letzter Minute, Plakate werden rechtzeitig gedruckt und ausgeteilt, Veranstaltungen umsichtig vorbereitet, Ehrenamtliche für Veranstaltungen organisiert, neue Ideen realisiert. Davon profitieren alle! Und deshalb sagen wir ein

großes DANKESCHÖN an den Landesverband! Wir hoffen sehr, dass die Förderung weiter geht! Denn sonst können wir unsere bisherige Arbeit in der gewohnten Form nicht mehr leisten.

 

Weiteres unter: www.lewer-daele.de

 

Text: Ursula Henk-Riethmüller

Foto: Wolfgang Fricke/Ulrich Mertinat

 

 

 

 

Was ihr wollt!, Radio Tonkuhle

Festivals gibt es viele: Über Musik, Kunst, Handwerk und Spiele. Aber fast immer gelten dabei zwei Grundsätze: Man geht hin und schaut zu, ist aber nicht an der Organisation beteiligt. Und man hat deshalb auch nur die Auswahl unter den Angeboten, die andere machen. „Was Ihr wollt!“ ist anders - Festival selber machen ist die Devise! Das Projekt fragt Jugendliche aus dem Raum Hildesheim: „Was wollt Ihr?“ und arbeitet dann mit ihnen zusammen, um das zu entwickeln, was sie wollen.

Mit dieser Arbeit wird gleichzeitig auch die Region gestärkt. „Was Ihr wollt“ findet aber nicht in Hildesheim statt – dort sitzt nämlich der Projektträger „Radio Tonkuhle“ – sondern das Festival findet ganz gezielt im Umland statt.  Deshalb war der Austragungsort das Freibad von Elze, einer Stadt mit 9.000 EinwohnerInnen, gute 20 Kilometer von Hildesheim entfernt.

Zuerst aber musste die zentrale Frage „Was wollt Ihr?“ beantwortet werden. Auf der Liste der gewünschten Aktionen gab es einiges: Manche Jugendliche wollten z.B. eine WLAN-Computerspielparty machen oder ein Holi-Farbenfest.

In mehreren Monaten wurden dann in vielen Projekttreffen die genauen Umrisse des Festivals festgemacht: Es sollte Konzerte geben mit Bands, die sich die Jugendlichen wünschten, außerdem Dinge zum Mitmachen: Workshops, Aktionsstände und auch eine Podiumsdiskussion, dazu noch ein Open Air-Kino mit dem Film „Willkommen bei den Sch‘tis“. Die generelle Ausrichtung sollte politisch, nachhaltig und generationsübergreifend sein. Und auch ein neuer Name wurde gefunden: NX19 – No Excuses!

Das musikalische Line-Up bestand aus den Bands Dezibel, Tubbe, Menschenkind, Blaufuchs und als Headliner den Monsters Of Liedermaching. Bei den Workshops wurde z.B. Siebdruck angeboten, und bei der Cluster Sozialagentur aus Hildesheim konnte man sich in einem interaktiven Einkaufsladen seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck berechnen lassen.

Am Freitag, dem 28. Juni startete die Eröffnung. Am Samstag ging das Festival dann von 13 bis 22 Uhr. Gutes Wetter an beiden Tagen garantierte dabei ein gut gefülltes Freibad!

 

Weitere Infos unter: http://www.tonkuhle.de/regionalnachrichten/57462-nx-19-festival-zaehlt-rund-1-300-besucherinnen.html?highlight=WyJ3YXMiLCJpaHIiLCJ3b2xsdCIsIndhcyBpaHIiLCJ3YXMgaWhyIHdvbGx0IiwiaWhyIHdvbGx0Il0=

 

Text: Felix Oelmann

Foto: Andreas Rodemann

Iko 2020, Das Interkulturelle Orchester Göttingen, musa e.V.

Im Interkulturellen Orchester Göttingen sind in den vergangenen sechs Jahren packende, kämpferische, berührende Musikstücke entstanden, die allesamt von Männern vorgetragen wurden. Das möchten wir nun ändern: Wir suchen Frauen, die sich auf der Bühne ganz nach vorn trauen. Der Mut dazu ist nicht einfach. Und weil das nicht einfach ist, wird das Projekt zur zusätzlichen Hilfe vom „Landesverband Soziokultur in Niedersachsen“ und vom „Ministerium für Wissenschaft und Kultur“ gefördert.

Wir suchen Frauen, die hierher flüchten mussten, die in Göttingen wegen der Arbeit oder der Liebe gelandet sind oder die schon immer hier leben und einfach neugierig sind auf Musik unterschiedlicher Kulturen. Im Orchester sind schon dabei: zwei Querflötistinnen, eine Saxophonistin, eine Cellistin, zwei Geigerinnen, eine Ukulele-Spielerin und zwei Percussionistinnen.

Musikalisch richtet sich das Orchester auf den afrikanischen Kontinent aus. Das bedeutet aber nicht, dass Musikstücke aus anderen Teilen der Welt nicht möglich wären.

Und im Herbst 2020 geht das neu formierte IKO 2020 auf eine Gastspieltournee durch Niedersachsen.

Musikalische Leitung: Hans Kaul
Projektleitung: Gabi Radinger

Weitere Infos unter: https://www.musa.de/projekte/interkulturelles-orchester-goettingen/

GEFÖRDERT VON:

Landesverband Soziokultur Niedersachsen

 

Text: Gabi Radinger

Foto: Sebastian Dohm

Der blaue Planet, Blauschimmel Atelier

Kreative Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen und technisch interessierte junge Erwachsene erschaffen mit dem Animationsprogramm „Blender“ Fantasiewelten, basierend auf gemeinsamen Ideen.

Durch eine Zusammenarbeit mit dem Masterstudiengang ,,Integrated Media“ der Carl von Ossietzky Universität werden Bild und Film vereint. Die Teilnehmer*innen entfalten ihr kreativ-künstlerisches Potential und eignen sich neue Fähigkeiten in der digitalen Kunst an oder bauen diese aus. Das Projekt schafft Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen und bietet einen einzigartigen Austausch auf kreativer Ebene, der dazu beiträgt, dass die Teilnehmer*innen miteinander und voneinander lernen. Die Musik zu den animierten Filmen wird vom BlueScreen-Ensemble des Blauschimmel Ateliers produziert, die mit experimentellen und improvisierten Klängen die Filmproduktion abrunden. Im Laufe fast eines ganzen Jahres werden so aus Bildern Ideen, aus Ideen Geschichten und aus Geschichten Filme.

Ausgestellt werden die Bildfilme zusammen mit den Originalkunstwerken in der Carl von Ossietzky Universität und im Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg, im Herbst des Jahres 2020.

Weitere Informationen zu dem Projekt unter: https://blauschimmel.emotography.com/blau.php?page=232

 

Text: Jessica Leffers

Foto: Jörg Scheel

Ankommen, Medienwerkstatt Isernhagener Land e.V.

Hoang Tran, Meinhard Gehse, Hermann Bartel, drei Namen, die eines gemeinsam haben: Sie kamen als Flüchtlinge ins Isenhagener Land. Drei von zwanzig Menschen, deren Porträts und dahinter liegenden Geschichten die Ausstellung „Ankommen“ zeigt.

Hoang Tran flüchtete 1980 als Dreizehnjähriger auf einem Floß mit den sogenannten „Boatpeople“ aus dem Südvietnam. Gerettet vom umgebauten Frachtschiff „Cap Anamur“ kam er nach Deutschland und später mit seiner Pflegefamilie nach Hankensbüttel. Heute lebt er in Osnabrück.

Meinhard Gehse floh 1957 mit seiner Familie aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sein Vater sah dort für seinen Sohn keine gute Zukunft. Zudem enteignete die sozialistische Partei die Landwirte und entzog ihnen damit die Selbständigkeit. Nach Hochschulausbildung und Referendariat leitete Gehse seit der Gründung 1971 die Kartoffelchipsfabrik in Hankensbüttel.

Hermann Bartel war Kriegsflüchtling 1945. Als 15-jähriger floh er aus Westpommern vor der heranrückenden Roten Armee. Seine Familie fand in Wettendorf Zuflucht, Bartel lernte hier das Landwirtschaften von klein auf und etablierte sich schnell beruflich wie auch familiär in der Region.

Drei von insgesamt zwanzig Geschichten, die in der Ausstellung zu sehen sein werden.

Neben Porträts der geflüchteten Personen zeigen unsere Interviews die dazu gehörenden Geschichten. Wo kommen sie her, warum und auf welche Weise sind sie geflohen und wie sind sie bei uns angekommen?

Die Ausstellung zeigt Menschen, die als Kriegsflüchtlinge nach 1945 ins Isenhagener Land kamen bis hin zu den heutigen Geflüchteten. Das Projekt „Ankommen“ konnte sechs unterschiedliche Zeiträume betrachten. Neben den erst genannten sind dies DDR- Flüchtlinge vor 1961 und bis zur Grenzöffnung 1989, sogenannte „Boatpeople“ aus Vietnam ab 1978/79, russlanddeutsche Aussiedler nach 1989 und Geflüchtete aus dem Balkan Anfang der 1990er Jahre.

Die Ausstellung wird ab Ende Januar in Hankensbüttel im Landkreis Gifhorn zu sehen sein. Danach soll sie an weiteren Orten in der Region gezeigt werden.

 

Weitere Infos unter: https://medienwerkstatt-il.de/CM/ankommen/

 

Text: Thorsten Heinze und Ulrich Willier

Foto: Ulrich Willier

Mit dem Grubenlicht durchs Liebenburger Land, Liebenburger Kulturtage 2019

Ein total überraschtes Publikum aus allen Generationen aus dem Liebenburger Land ließ sich mitreißen, johlte vor Begeisterung und wollte mehr!

Dies war eines der zahlreichen Highlights während unserer zweiwöchigen „Liebenburger Kulturtage“ im Mai 2019. Unter dem Motto „Mit dem Grubenlicht in der Hand“ führte uns die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, zu zahlreichen Veranstaltungen für Groß und Klein in acht Teilortschaften der Gemeinde Liebenburg. Wir wollten an unsere Jahrhunderte alte Bergbautradition anknüpfen, die in den 1960iger Jahren zu Ende gegangen war und die das Liebenburger Land geprägt hatte. Die Schließung der zahlreichen Erzgruben um uns herum hatte eine große Lücke hinterlassen, geologisch, ökonomisch, kulturell. Diese füllten wir nun auf mit Kultur, Begegnung, Diskussionen.

So traf  traditionelle Hüttenmusik  auf Rock on the Rocks, „Starcke Weibspersonen“ in Originalkleidung berichteten vom mühseligen und kargen Leben der früheren Bergmannsfrauen, Kinder und Erwachsene erkundeten einen ehemaligen Stollen und konnten sich dort Bergbau-Geschichten anhören, kleine Steinmetze schufen Kunst aus Gasbeton.

Und in einer einwöchigen Aktion entwickelten Jugendliche einen Film über ihr Liebenburg, seine Geschichte und seine Leute – zu sehen ist dies unter: https://www.youtube.com/watch?v=bARfPlLil_g&t=5s

Zahlreiche Akteure aus Bürgerschaft, Kirchengemeinden, Vereinen und Kommune haben über ein Jahr geplant, der „Landesverband Soziokultur Niedersachsen“ hat uns ideell und finanziell großartig unterstützt – und die Liebenburger Bürgerinnen und Bürger staunten, lernten ihre Heimat neu kennen, diskutierten, wurden kreativ und waren begeistert!

 

Weiteres unter: https://www.lewer-daele.de/aktuelles.html

 

Text: Ursula Henk-Riethmüller

Fotos: Wolfgang Fricke/Ulrich Mertinat

Kulturland Hadeln, Vielfalt erleben

Vom 28. bis zum 30. Juni 2019 wurde in Hadeln Klassischer Gesang mit modernen Skulpturen mit einbezogen, zur Kalligrafie-Demonstration erklang die Oud eines aus Syrien geflüchteten Meisterspielers. Und alles an verschiedenen Orten: Dorfgemeinschaftshäuser, Kirchen, öffentliche und private Säle oder Kulturzentren, ein Museum und eine freie Schule. Eine Liedermacherband mit deutschen Texten spielte zu eindrucksvollen Landschaftsfotos, jugendlich-fröhlicher Pop-Gesang begegnete kraftvollem Hiphop-Tanz mit eigenen Choreografien. Alle Termine und Orte waren so gelegt, dass die Veranstaltungen hintereinander besucht werden konnten, auch per Fahrrad.

Hier kamen alle Künstler aus der Region. Neue Kontakte und auch Kooperationen sind bereits entstanden. Offenheit für das Andere war Ziel und Ergebnis zugleich. Das Publikum wurde auch miteinbezogen: Sie wurden zum Mitmachen beim Grafikdruck eingeladen und konnten mit viel Spaß einen neuen Tanz erlernen. Eine Blues-Gitarre traf auf Didgeridoos und ein, in vielfältigen Stilen beheimateter Gitarrist, harmonierte mit einem lebendig gelesenen literarischen Text. Zwei völlig unterschiedliche Chöre – Shanties und ein Frauenchor mit heiteren Schlagern – zeigten sich im sängerischen Dialog. Und schließlich lud eine Rockband eine Poetry-Slammerin zu sich auf die Bühne.

Es gab Vielfalt in jeder Beziehung und das in nur drei Tagen im Land Hadeln. Das liegt übrigens im Landkreis Cuxhaven.

 

Weitere Infos unter: http://www.kultur-auf-dem-lande.de/hadeln-festival.html

 

Text: Hartmut Behrens

Foto: Gundula Gäntgen

Dorfgedanken, Jahrmarkttheater

Das „Jahrmarkttheater“ in Bostelwiebeck haben wir zu einer Schnackstube gemacht, dafür Bühne und Publikumsraum abgeschafft und es zum Zuhause Aller erklärt. Wir haben schon mit einer Studentin und einem Bühnenkampftrainer um die Wahrheit gerungen, mit der Medinger Äbtissin und einem Musiker in einem Ministerium der Einsamkeit gehockt und mit dem

Tschechow-Völkchen des Theater der Versammlung sind wir der Muße auf die Spur gekommen. Dabei kann man überall denken und reden. Deswegen besuchen wir auch verschiedenste Orte im Landkreis Uelzen, die sich mit erstaunlicher Sicherheit immer zum Schnacken eignen! Jeder denkbare Ort und jegliches Thema wird bei Dorfgedanken zu einem persönlichen Austauscherlebnis. Wir schnacken über Themen, die auf der Straße liegen. Stets mit dabei ist Oma Sanne. Oma Sanne ist eine 96-Jahre alte Dorfbewohnerin, eine Kunstfigur. Die Gäste lieben sie:

„Ich komme zu Dorfgedanken, weil es ein außergewöhnliches Veranstaltungsformat ist, mit wenig Risiko, da Oma Sanne ja einlädt.“

Denken, sprechen und sich füreinander interessieren – ganz ohne

Risiko!

 

Weiteres unter: http://jahrmarkttheater.de/index.php?id=127

 

Text: Andrea Hingst

Foto: Bert Brüggemann

Kultur und Begegnunsstätte des Dorftreff Reyershausen

Doch welchen Spaß hätte ein ganzes Jahr voller Bauarbeiten gebracht? Also liefen weiterhin verschiedene Arbeitsgemeinschaften, Veranstaltungen an anderen Orten im Dorf und sogar Baustellenpartys, um den Dörfler*innen die Konzeptidee der Kultur- und Begegnungsstätte näherzubringen. Kleinere Aktionen wie z. B. Fahrradtouren, Lese- und Singabende, ein Scheunenfest und ein Theaterstück waren eine gute Möglichkeit, ungezwungen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, unsere Ideen zu vermitteln und weitere Aktive zu gewinnen.

Die Eröffnungsfeier bot eine ganz besondere Möglichkeit, sowohl Ehrenamtliche für eine Mitarbeit, als auch Interessierte für unsere Angebote zu begeistern. Begonnen hat alles mit einem Aufruf im Gemeindeblatt: „Plastikmüll vermeiden! Wer spendet Geschirr für die Kultur- und Begegnungsstätte?“ Es war umwerfend, wie viel gespendet wurde und wie viele gute Gespräche allein bei der Abgabe des Geschirr stattgefunden haben. Und nicht zu vergessen die Freude, als die Spender*innen ihr Geschirr bei der Eröffnungsfeier wiederentdeckten!

Bei den Feierlichkeiten selbst besuchten uns rund 500 Menschen; so viele wie schon lange nicht mehr zu Veranstaltungen im Dorf gekommen waren. Es wurde gelacht, erzählt und der vielseitigen Musik gelauscht. Als Krönung gab es eine Vorstellung des Projektchors Reyershausen mit dem selbst geschriebenen Song „Komm herein in das fröhliche mittendrin“. Hieraus entsprang die Idee, gemeinsam mit den ansässigen Chören und einer regionalen Band dieses Lied professionell zu vertonen. Die Dorfgemeinschaft lebt!

Ebenfalls Zulauf haben unsere verschiedenen Arbeitsgruppen gefunden und auch die Idee, regionale Künstler*innen zu gewinnen, die eines ihrer Kunstobjekte zum Verkauf zur Verfügung zu stellen, trägt erste Früchte. Die Kirchengemeinde möchte eine gemeinsame Open Air Bühne auf dem Kirchengelände schaffen. Unser „offener Abend“ im „mittendrin“ ist inzwischen fester Bestandteil unserer Arbeit geworden: klönen, diskutieren, Ideen entwickeln.

 

Weitere Infos unter: https://dorftreff-reyershausen.de/

Text: Katja Lüdeke

Foto: Hartmut Wolff

My spaces, das letzte Kleinod

Gemeinsam wurde der Frage nachgegangen: Was genau bedeutet „my space“? Mein Haus? Mein Zimmer? Mein Körper? Und wie erhalte oder beschütze ich „my space“?

14 junge Teilnehmer*innen von Das Letzte Kleinod (D) und Likeminds (NL) brachten in Interviews diese Gedanken an die Oberfläche. Zunächst interviewten sich die Teilnehmer*innen gegenseitig in Geestenseth. Dann wurden Passant*innen in Amsterdam zu diesen Fragestellungen interviewt. Anschließend wurden die Geschichten von den Jugendlichen zu kurzen Erzählungen, Theaterdialogen und Choreografien umgeschrieben. Diese wurden in Deutschland und in den Niederlanden als öffentliche Aufführungen präsentiert. Die jungen Teams gestalteten MY SPACES als persönliche Bühnenräume im Güterschuppen des Bahnhofs Geestenseth und im Theatersaal von Likeminds in Amsterdam.

Aus gegenseitigen Interviews wurden Szenen-Texte geschrieben und anschließend als Solo, Duo oder in der gesamten Gruppe entwickelt. Die Arbeitssprache war durchgehend Englisch, so wie auch fast der gesamte Text am Ende als Ergebnis des Projekts. Es wurden in den Szenen aber auch „eigene“ Sprachen eingebracht (deutsch, niederländisch, arabisch). Auch wurden eigene Bühnenbilder für die Szenen zusammengestellt und Kostüme ausgewählt. Die Theaterszenen wurden als „Parcours“ durch den Güterschuppen des Theaters Das Letzte Kleinod eingerichtet, die Vorstellung konnte als Stationen-Theater erlebt werden.

Insgesamt entstanden ganz individuelle Texte und sehr persönliche Szenen zum Thema „My Spaces“, die teils als Solo oder in gemeinsamen Szenen gespielt wurden.

 

Hala (Syrien / Deutschland)

My space

Mein Zimmer ist ganz groß und sehr schön,

alles in rosa und silber.

Ich habe auch ganz viele Blumen in meinem Zimmer.

Ich mag es so sehr, da zu sein und dann denke ich immer,

was soll ich machen, morgen oder in meiner Zukunft.

Wenn es mir nicht gut geht, dann weine ich da.

Ich will nicht, dass meine Mutter sieht, wie ich weine,

darum bleibe ich da.

My Space is the Heart of my Mother.

 

Weiteres unter: https://www.das-letzte-kleinod.de/jugendprojekte/my-spaces/

 

Text: Juliane Lenssen

Foto: Juliane Lenssen

Das feministische Paradies, Jugendkulturarbeit e.V.

Die Idee zu dem Projekt „Das feministische Paradies“ war dem Jubiläumsjahr 2018 geschuldet, welches sowohl 100 Jahre Frauenwahlrecht als auch 50 Jahre Neue Frauenbewegung feierte.

„Wie bist du geworden, wie du bist? Was hast du in deinen Beziehungen zu Frauen gelernt? Was hast du in deinen Beziehungen zu Männern gelernt? Was ist weiblich, was ist männlich? Was müsste sich ändern? Ist/war deine Mutter etwa Feministin?“

„DAS FEMINISTISCHE PARADIES“ nutzte als künstlerisches Format performative Darstellungsmöglichkeiten um gesellschaftliche Entwicklungen kritisch abzubilden und sich diesen Fragen zu stellen.

EIN FEMINISTISCHE PARADIES, soviel steht für die beteiligten Frauen fest, hat Platz für individuelle Bedürfnisse und respektiert unterschiedliche Meinungen. Zwischen Selbstoptimierung, Geburtenkontrolle, familienfreundlicher Arbeitszeit, Kind und Karriere, Frauenquote und MeToo-Debatte ist jede gleichberechtigt.

Die vier Aufführungen im Oktober 2018 in der Limonadenfabrik in Oldenburg waren ausverkauft, ebenso die Wiederaufnahme im März 2019 mit zwei weiteren Veranstaltungen.

Weiteres unter: http://www.jugendkulturarbeit.eu/

 

Text: Gina Schumm

Foto: Gerlinde Domininghaus

Es wird bei dieser Tätigkeit an der frischen Luft, meist ohne eindeutiges Ziel, scheinbar kein erkennbarer Zweck verfolgt. Ist dieses Flanieren und Müßiggehen, Ambulieren nur Selbstzweck? Es ist nicht wirklich geeignet für sportliche Wanderer, ungeeignet für Gipfelstürmer. Gehe ich nur spazieren um spazieren zu gehen? Mir fällt dabei ein rätselhafter Begriff ein: Zeitvertreib. Das passiert aber nicht, auch hier wird die Zeit nicht vertrieben – sie ist ja noch reichlich vorhanden. Spazierengehen ist Bewegung, ist pures Wandeln, Wandlung und permanenter Perspektive-Wechsel in der Zeit. Schreiten, Gehen und Wandeln haben ein Metrum. Sie folgen gelegentlich einem Takt. Verschiedene Spazierengeher*innen haben verschiedene Metren, unterschiedliche Taktungen oder sie proben den Gleichtakt, uni sono und zeitgleich. Auf jeden Fall – wenn nicht Selbstzweck - wird die Zeit "genutzt" um zu spazieren.

Unsere Spaziergänge fanden 2018 statt. Ziel war es, Orte mit (romantischen) Naturbühnen zu entdecken. Und wir haben dort gemeinsam gespielt: an den Fisch-Teichen fürs Technische mit dem Bildhauer Christian Bilger, am Pflaumenweg für Erlebnisprotokolle im gefalteten Papier mit der Malerin Daniela Köster und Isabel Fehrenbach, auf der geteerte Feldstraße zum wilden Skizzieren der wilden Haufen am Wegesrand mit der Künstlerin Anna Myga Kasten. Mit dem Ensemble Fortuna Canta und mit Murte Liebenberg und Stefanie Schmoeckel spazierten wir zur größten Eiche bei Karin Lütjens. Mit dem Kollektiv R&ST, Brigitte Raabe und Michael Stephan streiften wir durchs Dorf um die Ruinen und zukünftigen Denkmale zu entdecken.

Spazierengehen ist unsere Kunstform in Gemeinschaft. In diesem Bewusstsein wird zweifellos anders spaziert, als wenn man sich nur ergehen will. Die Natur scheint so selbstverständlich! Aber alles wird Kunstwerk beim Spazierengehen. Die Bewegung, die neue Wahrnehmung, das Licht, die Schatten, der kühle Wind – und auf dem Rückweg ist schließlich alles anders. Ein Spaziergang kann ein Werk sein wie eine Tanzperformance im Museum.

 

Weitere Bilder unter: https://www.kunstraum-tosterglope.de/ambulanz-26/

 

Text: Johannes Kimstedt

Foto: Inge Luttermann  

Kulturschrank, Haus der Kulturen Braunschweig e.V.

Mit dem Projekt „Kulturschrank“, das im Herbst letzten Jahres an den Start gegangen ist, möchte das Haus der Kulturen e.V. einen animierenden Einblick in einzelne Herkunftskulturen der jeweiligen Einwohner*innen Braunschweigs geben.

Den „Kulturschrank“ zu begehen, bedeutet, der Vielfalt einer Kultur zu begegnen, seine Schubladen zu öffnen, neue kulturelle Merkmale und Identitäten zu entdecken und so die Grenzen der eigenen Schublade zu überschreiten. Sei es durch bildhafte Visualisierungen, schmackhafte Gerüche, erklärende oder nicht erklärende Klänge – im Haus der Kulturen präsentieren wir mit dem Kulturschrank (und darüber hinaus) lebhaft kulturelle Differenzen, nur um verbindende Elemente gemeinsam mit Jung und Alt zu erfahren.

Denn zu hinterfragen, was „fremd“ und was „eigen“ ist, sollte keine typische Frage des Alters sein, sondern ein stetig werdender, sich selbst reflektierender Prozess. Gleichermaßen verstehen wir auch unser Projekt „Kulturschrank“, als einen Prozess, zu dem über die Zeit hinweg fortwährend neue Menschen aus unterschiedlichen Ländern hinzukommen, die mit ihren eigenen Einflüssen, Ideen und Reflexionen das Projekt wesentlich gestalten und bereichern.

So nehmen bereits über 30 Personen aus 16 unterschiedlichen Kulturen an künstlerisch-ästhetisch geleiteten Workshops teil, in denen sie sich mit ihrer eigenen kulturellen Identität auseinandersetzen. Sie bilden dabei unkonventionelle Kulturpaare, die zu verschiedenen Terminen, immer mit kulturspezifischem Begleitprogramm und Live-Musik begleitet eröffnet werden:

-Indonesien/Polen vom 09.01. - 26.01.2018, Eröffnung 05.01.2018- 19 Uhr
-China/Syrien vom 06.02. - 23.02.2018, Eröffnung 02.02.2018- 19 Uhr
-England/Türkei vom 06.03. - 29.03.2018, Eröffnung 02.03.2018- 19 Uhr
-Frankreich/Haiti vom 10.04. - 28.04.2018, Eröffnung 06.04.2018- 19 Uhr
-Deutschland/Weltenschrank vom 08.05. - 01.06.2018 04.05.2018- 19 Uhr


Die Kulturschränke blieben jeweils einen Monat stehen und wurden danach ausgetauscht.

Gefördert wurde das Projekt von: LAG-Soziokultur, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Stadt Braunschweig - Kulturinstitut

Fotos sind einsehbar unter: http://www.hdk-bs.de/index.php?article_id=162&clang=0

Text: Christina Antonelli

Foto: Haus der Kulturen Braunschweig e.V.

Strukturförderung 2018, Kulturkreis Gronau e.V.

Hinsichtlich der Strukturen galt es den Vorsitz zu entlasten, Aufgaben im Team umzuverteilen und ein längerfristiges Finanzierungsmodell zu entwickeln (Bis 2015 wurde der Kulturkreis noch rein ehrenamtlich geleitet). Der Vorstand und vor allem der Vorsitz, übernahmen weitreichende Aufgaben. Erst seit 2015 konnte der Verein Dank der Strukturförderung durch den „Landesverband Soziokultur Niedersachsen“ eine Geschäftsführung einstellen und damit Aufgaben umverteilen. Dies geschah nun in den letzten 3 Jahren (2015-2017), doch unsere Strukturen waren irgendwo zwischen damals und heute stecken geblieben. Wir waren noch nicht hinterher gekommen, sie anzupassen.

In Strukturgruppentreffen setzten wir uns zusammen und klärten im ersten Schritt, wie wir uns in Zukunft aufstellen wollen. Schnell wurde klar, dass der Vorsitz weiter entlastet werden muss um auch langfristig jemanden für diesen Posten finden zu können. Auch ebenso schnell war klar, dass wir weiterhin eine hauptamtliche Geschäftsführung benötigen. Zusammen mit dem Vorsitz sollte diese Geschäftsführung den Verein leiten. Unter ihnen sollte es verschiedene Abteilungen und Abteilungsleiter geben, sodass sich Arbeit und Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilt.

Ein schönes Modell dachten wir, doch es gab ein Problem: Für die Geschäftsführung fehlte uns die langfristige Finanzierung. Unser Modell hing am seidenen Faden. Trotzdem entschieden wir uns dafür, alles Erdenkliche auszuprobieren, um es umsetzen zu können. Ab Mitte/ Ende 2018 begannen wir, verschiedenste Finanzierungsmöglichkeiten durchzudenken, Gespräche zu führen, eine mittelfristige Lösung für 2019 zu finden und an einer langfristigen Lösung für das Jahr 2020 zu arbeiten. Schritt für Schritt zeigte sich, wie aus dem seidenen Faden mit Glück und Geschick ein festes Tau werden könne.

Und noch während wir an dem festen Tau bastelten, warfen wir die nächsten Seile aus: Nachdem es den Kulturkreis nun schon 25 Jahre gab, wollten wir erstmalig ein soziokulturelles Großprojekt durchführen. In 2017 schrieben wir fleißig Anträge für unser „Leine Los!“- Projekt. Im Frühjahr 2018 trudelten dann nacheinander die Zusagen ein, sodass wir Mitte 2018 die Fahrt aufnehmen konnten.

Mehr zum Projekt können Sie unter dem Beitrag zu „Leine Los!“ lesen

Weitere Infos unter: https://kulturkreisgronau.de/

 

Text: Karu Grunwald

Foto: Kulturkreis Gronau e.V.

WILHELM*INA - and who am I? - Das Letzte Kleinod, Geestenseth

Der Kaiserliche Hofzug stand Tag und Nacht unter Dampf, damit der im Volksmund genannte „Reise- Kaiser“ Wilhelm II. jederzeit kreuz und quer durch Europa fahren konnte. Die Geschichte des letzten deutschen Kaisers und seiner Flucht in die Niederlande wird jetzt in einem spannenden Theaterstück an einem historischen Ort erzählt.

Das Projekt „WILHELM*INA - and who am I?“ mit Jugendlichen aus Deutschland und den Niederlanden nahm ein historisches Ereignis als Ausgangspunkt für ein gemeinsames Projekt, welches mit Präsentationen in beiden Ländern abgeschlossen wurde. Die Geschichte des abgedankten Kaisers war der Anlass eines Theaterprojektes, bei welchem Jugendliche beider Länder sich Fragen aus heutiger Sicht und zu ihrer Identität stellten. Sie interviewten sich und andere Menschen und verarbeiteten dieses Material zu Theater-Szenen und präsentierten diese schließlich an verschiedenen Orten: in Spandau, Doorn, Utrecht und Geestenseth.

Es nahmen insgesamt 17 Jugendliche aus den Niederlanden und Deutschland teil. Diese Teilnehmerzahl ermöglichte ein intensives Zusammenarbeiten. Wichtig für das Gelingen war ebenfalls, dass die Jugendlichen während der Projekt-Phasen zusammenlebten. Bei den Proben in Deutschland wohnten alle zusammen im Ozeanblauen Zug des Theaters Das Letzte Kleinod. Die Projekt-Sprache war englisch.

Foto: Das Letzte Kleinod

 

Weiteres unter: https://www.das-letzte-kleinod.de/programm/wilhelmina/

Unbehaust – Wir können auch anders! - Werkschule e.V. Oldenburg

Ein Zelt inmitten des Bahnhofsviertels Oldenburg bot die Stätte für das Teilhabe-Kunstprojekt „unbehaust – wir können auch anders!“ der Werkschule – Werkstatt für Kunst und Kulturarbeit e.V.. Das sogenannte „kulturelle Wohnzimmer“ – Austauschort und Atelier zugleich – holte im Oktober 2018 das Thema Obdachlosigkeit vom Rande der Gesellschaft in den Fokus der Öffentlichkeit: Die Bildhauer Rainer Weber und Amir Omerovic luden Wohnungslose, Betroffene und Interessierte ein, sich über den Weg der künstlerischen Praxis mit dem Thema zu befassen. Es entstanden Arbeiten aus verschiedensten Materialien: Während ein Mann täglich an einer Videoinstallation arbeitete, verwandelte eine Teilnehmerin gebrauchte Klamotten zu einer lebensgroßen Figur, die mit dem harten Leben auf der Straße umzugehen versucht. Andere wiederum dichteten oder fertigten Drucke an, experimentierten mit Wachs oder Worten. Und die Ergebnisse leisteten als Installation einen wichtigen Beitrag zur Ausstellung „ANERKENNUNG! Von gesellschaftlichen Kämpfen um Teilhabe“ im Stadtmuseum Oldenburg.

Weiteres unter: https://www.werkschule.de/de/soziokultur/unbehaust.php

Text: Wolfgang Heppner
Fotos: Werkschule e.V.

Herzensstücke - Tanzendes Theater Wolfsburg

Wenn Sie einen Liebesbrief schreiben würden, an wen oder was wäre er gerichtet?
31 Tänzerinnen des Tanzenden Theaters Wolfsburg offenbarten in dem generationsübergreifenden Tanztheater „Herzensstücke“ in Liebesbriefen ihre aufrichtigsten Gefühle.
Empfinden wir ähnlich? Wofür schlägt unser Herz? Und: Wer oder was ist uns besonders wichtig?
Ist es eine Person, ein Ort oder ein bestimmtes Gefühl? Diesen Fragen stellten sich die Tänzerinnen im Alter von 12 bis 79 Jahren in einer Collage aus verschiedenen Choreografien und zeigten dabei, was ihr persönliches Herzensstück ist. Dabei wurde schnell klar: Unabhängig vom Alter ist die Tiefe des Empfundenen ähnlich – aber die Dinge, für die ein Herz brennen kann, könnten nicht vielfältiger sein. Entstanden ist ein berührendes, ehrliches und aufbauendes Stück – ein Herzensstück, welches acht Mal vor ausverkauftem Haus gezeigt werden konnte.

Weiteres unter: http://www.tanzendestheater.de//herzensstuecke-194.html

Text: Jennifer Zwerner

Gutes Morgen, Stadland!, Seefelder Mühle

Wie entkomme ich dem Schnäppchenwahn? Überall begegnen uns verlockende Angebote, die zum Kauf verführen. Kann man diesen Versuchungen widerstehen? Das Jahr 2018 stand im Kulturzentrum Seefelder Mühle im Zeichen von Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Durch die Projektförderung und -beratung über die LAGS entstand ein interdisziplinäres Themenjahr mit dem Fokus auf partizipative Formate. Eine Gemeinschafts-Blogredaktion berichtet nun regelmäßig unter www.gutesmorgenstadland.blog davon, wie man das (Land)Leben nachhaltiger gestalten kann. Eine Woche ohne Plastik auskommen zum Beispiel. Einen Monat vegan leben. Oder nur regional essen. Die Erfahrungen werden in Blogartikeln veröffentlicht. Der Müll aus dem Café wurde zu Upcycling-Kunstwerken. Ein Aktionstag lud ein zum Informieren und aktiv werden. In einer Schnippel Disko wurden gerettete Lebensmittel verarbeitet und verspeist, es wurde Naturkosmetik hergestellt und eine Dokumentarfilmreihe hat anhand der Schwerpunkte Lebensmittel, Bekleidung, Plastikmüll(Vermeidung) das Projekt eingerahmt.

Text: Gesche Gloystein

"VON MIR ZU DIR – Pubertät trifft Rente" - Theater R.A.M., Hildesheim

Ein Empathie-Theater-Slam bewegt Hildesheim. Im November 2018 präsentierte das Projekt "Durch Dich" bühnentauglich, was 10 Jugendliche im Alter von 13 bis 24 Jahre und 10 ältere Menschen von 63 bis 74 Jahre in drei Monaten zusammen probiert, erzählt, geschrieben und entdeckt haben. Sie spielten und redeten, sangen und lachten, weinten und sponnen. Sie lasen aus ihren Tagebüchern vor, outeten sich als ewige Daumenlutscher oder rachsüchtige Mobbingopfer, als wahre Künstlerinnen und verkappte Comedians, schlugen Geschichtsbücher temperamentvoll auf und zu und fächelten damit einander und dem Publikum frischen Mut, Erfahrungen und ebenso komische wie ernste Gedanken zu. Dabei zeigten sie, wie sich Abstände zwischen Menschen verringern lassen, wie ähnlich sich die Generationen im Grunde sind, wie nah sich Menschen kommen können, egal was sie wählen oder lassen, denken oder glauben, wie alt oder jung sie sind – versucht man nur ein wenig empathisch zu sein und zusammen etwas zu machen.

Weiteres unter: https://www.rapid-arts-movement.de/

Text: Manuela Hörr

Westside Culture Clash – Für die Familie, musa Göttingen

Eine Integrationskomödie mit 170 Mitwirkenden

Irgendwo zwischen britischer Culture-Clash-Komödie, indischem Bollywood, US-amerikanischer Westside Story und den „Fack ju Göhte“-Filmen befindet sich „Westside Culture Clash“. Eine Geschichte über eine geflüchtete junge Frau, die sich einer Gang aus Migrant*innen anschließt. Eine Liebesgeschichte bildet die Folie für Konflikte und Stereotype, die sich um Herkunft und Integration drehen. Das Projekt hat den „Förderpreis Musikvermittlung“ des Musiklands Niedersachsens und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung gewonnen, denn „es ist alles andere als selbstverständlich, dass Hiphopper mit einer Seniorentanzgruppe, einem interkulturellen Orchester und einem Fanfarenzug zusammenarbeiten“ (Prof. Dr. Johannes Voit in seiner Laudatio bei der Preisverleihung).
Der Film mit schrägem Soundtrack, sensationellen Tanz- und Akrobatikeinlagen und lauter auf die Schippe genommenen Integrationsklischees wurde im Sommer 2018 vier Mal an unterschiedlichen Orten erfolgreich präsentiert.

 

Weiteres unter: https://www.musa.de/projekte/westside-culture-clash/

Text: Gabi Radinger
Foto: Thomas Kirchberg

beachtensWERT – die Kunst liegt auf der Straße – Kunstschule Kunstwerk, Hannover

Ein partizipatorisches Schwarm-Kunstprojekt der Kunstschule Kunstwerk in Hannover. 500 Portemonnaies wurden, befüllt mit einer mehrsprachigen Anleitung, an öffentlichen Orten in Hannover ausgelegt, um Mitwirkende aus der gesamten Stadtgesellschaft zu gewinnen. Die Finder*innen wurden in der Anleitung aufgefordert, etwas zu fotografieren, was sie für beachtenswert hielten und es digital an die Kunstschule zu senden. Die Portemonnaies sollten für nachfolgende Finder*innen wieder ausgelegt werden. Alle Fotos sind bei Instagram unter "kunstbeachtenswert" zu finden und zeigen dort ein Kaleidoskop beachtenswerter Dinge und Szenen. Zum Abschluss fand ein Aktionstag in der Kunstschule zum Thema Fotografie statt. Dort wurden die Fotos in einer kollektiven Präsentation gewürdigt und prämiert. Außerdem bestand vor Ort die Möglichkeit zum Austausch und zur Diskussion.

Weiteres unter: https://kunstschule-kunstwerk.de/index/aktuelles/beachtenswert.html

Text: Britta Schiebenhöfer
Foto: Robin Gessmann

Kunst am BAUer, Kulturstation Bad Bevensen

„Wir wollen mit künstlerischen Interventionen im ländlichen Raum antworten auf Kunst am Bau in urbanen Räumen der fetten Jahre.“ Im September 2018 wurde ein 3,5 h großer Stoppelacker zum Kunstfeld. Für die Planung war die KULTURSTATION im Frühjahr hinter Bevenser Klostermauern in Klausur gegangen. Dort entstand auch das Programm im Vorfeld mit Workshops, Aktionen mit Student*innen und kleinen Ausstellungen im sonst leeren Bahnhofskiosk.

Seit 20 Jahren setzt die KULTURSTATION Kunst, Natur und Nachhaltigkeit in Beziehung. Diesmal standen wir vor der Frage, wie künstlerisches Miteinander von Profis und Laien kuratiert werden kann. 30 Kunststationen zum Thema SPUREN von Künstler*innen aus der Region, dem Wendland, Lüneburg, Hannover und Hamburg konnten schließlich erkundet werden.

Ein aussagestarker Ausstellungskatalog bebildert den heißen Kunstsommer vom Hoffest mit Tanz und Illuminationen zum Auftakt, dem Besucherandrang bis zur Finissage auf dem Acker, als mit Klängen der Lüneburger Symphoniker der 1. KAB verliehen wurde.

Weiteres unter: https://kultur-station.de/kunst-am-bauer

Text: Jochen Quast
Foto: Omnia mea mecum porto - Fachsimpeln auf dem Kunstacker mit der Dannenberger Künstlerin Gilta Janssen

Das Farbenfroh Kulturfestival Kreyenbrück

Ein ganzer Stadtteil macht Kultur: unter diesem Motto hatten sich Menschen aus Kreyenbrück, einem benachteiligten Stadtteil Oldenburgs, und der ganzen Stadt auf den Weg gemacht, um gemeinsam das Farbenfroh Festival auf die Beine zu stellen. Über 80 Kulturangebote von Einrichtungen aus dem Stadtteil sowie Kulturakteuren aus der ganzen Stadt luden im Juni 2018 Groß und Klein zum Zuhören, Zuschauen und Mitmachen ein. Von Kreativ-Angeboten bis zu Chorkonzert, Stadteilführungen oder Theater an unterschiedlichsten Orten im Stadtteil bis hin zu einem geballten Programm mit Bands, Theater, Tanz und Kultur auf dem Gelände der IGS Kreyenbrück am eigentlichen Festivalwochenende, war für jeden und jede etwas dabei. Bereits im Vorfeld fanden acht Projekte wie zum Beispiel eine kreative Schreibwerkstatt zum Thema „Farbenfroh“ statt. Den Auftakt des bunten Festivals bildetet die „Stadtteiltafel“ mit gemeinsamem Essen unter freiem Himmel bei bestem Wetter. „Kultur verbindet“ war das Motto des Festivals, um Vorurteile abzubauen, unterschiedliche Menschen zusammen zu bringen und die kulturelle Vielfalt im Stadtteil zu präsentieren. Mit über 3.000 Besucher*innen war das Farbenfroh Festival ein toller Erfolg.

Weiteres unter: http://farbenfroh-festival.de/

Text: Ute Bommersheim
Foto: Werner Ufferhardt

Ottfrieds Garten – KAZ Göttingen

oder wie man mit viel Rollrasen 900 qm Asphalt in einen schönsten Platz verwandelt.

Im Mai 2018 wurde der Wochenmarktplatz ein lebendes Labor. Das KAZ, das Junge Theater, Marktbeschicker, Gastronomen und Anwohner haben ihre Bedürfnisse, Bedenken und Ziele an die Nutzungen herausgearbeitet, den Platz begrünt, bespielt und so einen Impuls zur kollektiven Stadtplanung gegeben. Drei Tage im Grünen Spiele, Diskussionen, Vorträge und kulturelle Interventionen, Tango und Yoga, Musik, Theater und Lesungen, konsumfreie Aufenthaltszonen und künstlerisch- gestalterische Ideen. Die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Bauen und Planen, führte dazu, dass das Freiraumplanerische Gestaltungsverfahren zeitlich, inhaltlich und vergabetechnisch so angelegt war, dass alle Planungsbüros am Living Lab teilnehmen und die Impulse in ihren Arbeiten aufnehmen konnten. Allen war bewusst, dass aus dem Platz zukünftig kein Garten werden würde, aber durch das performative und gestalterische Sichtbarmachen der Potentiale ist es gelungen, konkrete Anstöße für die Neugestaltung des Wochenmarktes zu geben, die jetzt umgesetzt werden.

Weiteres unter: https://www.kaz-goettingen.de/projekte/

Text: Anne Moldenhauer

Workshopprogramm 2018 – Halle für Kunst, Lüneburg

Gemeinsam zeitgenössischer Kunst begegnen, sich wundern, die Gedanken kreisen lassen, Ideen weiterspinnen und etwas Neues ausprobieren, ein Anliegen formulieren und schließlich selbst künstlerisch tätig werden – das Workshoppgrogramm, das mit großzügiger Unterstützung der LAGS 2018 in der Halle für Kunst Lüneburg e.V. realisiert werden konnte, lud zu abwechslungsreichen Formaten ein, deren Ausgangspunkt fünf Ausstellungsprojekte des Kunstvereins bildeten. Die Workshops machten es sich zur Aufgabe, nicht nur Inhalte und Themen der gezeigten Ausstellungen und der künstlerischen Arbeiten zu vermitteln, sondern die aufgeworfenen Ideen weiterzudenken, zu diskutieren und an gesamtgesellschaftliche Fragen und Prozesse anzuknüpfen. So bildete die Kunst zwar den Ausgangspunkt, blieb aber nicht Selbstzweck dieser Angebote, die kunstrezeptive und künstlerische Erfahrungen in einem offenen, barrierearmen und gemeinschaftlichen Rahmen ermöglichten.

Text: Maria Smith

Foto: „Licht und Schatten“ - Sommerferienworkshop für Jugendliche zu gesellschaftspolitischer Fotografie

GEWAGT – Zivilcourage - Bockfrosch, Nordhorn

Sich Raum und Zeit nehmen, und herausfinden, wofür man persönlich einstehen will. Was ist uns eigentlich wichtig und wie vertritt man seine persönlichen Werte und wie gestalten wir unser gesellschaftliches Zusammenleben auf der Grundlage dessen, was uns wichtig ist? 2018 hat sich der Verein Bockfrosch an das Thema Zivilcourage gewagt. Die Künstlerin Kinga Röder de Jong forderte die Teilnehmenden des Projektes zur Beschäftigung mit dem Thema „GEWAGT“ auf und stellte 100 „Kunstselbstbaupakete“ mit spannenden Materialien zur Verfügung. Bei der Vernissage sagte Bart van Haaster: „Man muss es wagen, die Dinge anders zu sehen. Das ist der Anfang.“

Workshops boten Raum für Austausch. Über das Medium Buch kamen die Jugendlichen mit dem Thema in Kontakt. Dank der Kooperation mit der Stadtbibliothek bekamen sie eine Auswahl von Bilderbüchern dazu. Zivilcourage beginnt damit, die eigene Meinung zu äußern. Die geplante Szenische Lesung wird dank der Theatermacherin Simone Wrede zum Theaterstück „So oder anders!“ und begeisterte Kinder und Eltern.

„Herzenswahrheiten“ regte Erwachsene, Kinder und Jugendliche an, zu ihren Herzensanliegen den Mund aufzumachen. Das mit Mikrofon und Kamera aufgezeichnete Material wird synchronisiert und dann von individualisierten Handpuppen „gesprochen“ und online gezeigt.

Weiteres unter: https://www.bockfrosch-kultur.de/

Text: Laura Freisberg
Foto: Roman Starke

OPEN THE OUTSIDE – boat people projekt, Göttingen

Wir bitten um Anwesenheit…

Interdisziplinär-künstlerische Versuchsanordnungen und Experimente im öffentlichen Raum

In einer intensiven Woche im Oktober 2018 wurde der Göttinger Stadtraum Spielfeld für szenische, musikalisch-choreographische und filmische Interaktionen. Über 40 Kinder, Jugendliche und Erwachsene wagten sich auf die Straßen, um sich von den Besonderheiten speziell ausgesuchter Orte inspirieren zu lassen. Sechs Künstler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen (Schauspiel, Autorenschaft, Tanz, Video, Komposition) begleiteten die Gruppen und arbeiteten jeweils im Team zu zweit zusammen. Im Vorfeld hatten diese Teams bereits an diesen Orten geforscht und Konzepte ausgearbeitet, diese galt es nun gemeinsam mit den Teilnehmenden mit Leben zu füllen und täglich weiterzuentwickeln. Das besondere war, dass die Mitspielenden alle zwei Tage das Labor wechseln durften, so dass jede*r mit jedem künstlerischen Team arbeiten konnte. Die Künstler*innen mussten sich dementsprechend alle zwei Tage auf neue Leute einstellen, das Spiel vor Ort mit den geschriebenen Texten, das Drehbuch, die Choreographie – alles war im ständigen Fluss. So veränderte sich auch der Ort mit jedem Wechsel in seiner Ausstrahlung. Jeden zweiten Tag wurde ein Publikum eingeladen auf einem szenischen Spaziergang an den Laboren teilzunehmen und ihre Stadt so durch andere Augen zu betrachten.

Weiteres unter: https://boatpeopleprojekt.de/

Text: Nina de la Chevallerie

Vorrübergehend Ich, Blauschimmel Atelier, Oldenburg

Ein inklusives Projekt des Blauschimmel Ateliers zur Erforschung der Bedeutung von Vorbildern.

Was sind Vorbilder und wozu brauchen wir sie, mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmer*innen im Projekt „Vorrübergehend Ich“. Wer nimmt sich wen zum Vorbild und warum? Welche Eigenschaften, welche Ausstrahlung und Haltung, welches Äußere und welches Handeln machen eine Person zum Vorbild? Diese und noch andere Fragen haben wir, zwei Künstlerinnen und eine Theaterpädagogin mit den Teilnehmenden künstlerisch und szenisch bearbeitet und gemeinsam zu einer multimedialen Performance entwickelt. Die Performance haben wir auf dem Farbenfrohfestival der IGS Kreyenbrück präsentiert und in der Oldenburger Fußgängerzone aufgeführt. Neben seinem künstlerisch experimentellen Wert, diente das Projekt der kulturellen Integration und der Teilhabe der Teilnehmenden am künstlerischen Leben der Stadt. Besonderen Spaß machte es allen, sich mit Hilfe der unterschiedlichsten Kostümierungen den Vorbildern anzunähern.

Weiteres unter: https://blauschimmel.emotography.com/blau.php?page=188

Text: Marianne Garbe

Agentur für Weltverbesserungspläne: #einwortantwort, Hannover

Der AWP wurde die Chance gegeben ein Jahr intensiv an einem Thema zu arbeiten und dieses in unterschiedlichen Kunstformaten umzusetzen. Wir sind weitere Schritte in Richtung einer diversitären Gesellschaft gegangen. Das war nur möglich durch eine großzügige Förderung. Danke!

DIE FRAGE. Wir haben Menschen nach ihrem persönlichen Wort für Deutschland gefragt: Menschen, die entweder selbst neu in Deutschland sind oder deren Eltern oder Großeltern hier eine Heimat, Arbeit oder Zuflucht gefunden haben. Und wir haben Antworten bekommen. Ca. 1.200.

DIE WAHL. Alle konnten aus den gesammelten Wörtern ihr Lieblingswort wählen. Egal ob sie hier geboren oder zugezogen sind, schon-immer-deutsch, neu-deutsch, Einwanderer*in, Auswanderer*in oder Austauschstudent*in... Ca. 1.300 Lieblingswörter wurden gewählt.

DAS STÜCK. Die ersten 4 Wörter der Lieblingswort-Rankingliste waren Impulsgeber für 4 Monologe in „VierWände – Ein FünfRaumKammerspiel“: „Freiheit“ /„aberjaaberneinaberjaaberneinaberja“ / „Kartoffel“ / „Liebe“.

Weiteres unter: https://www.laft.de/mitglieder/theater/39-agentur-fuer-weltverbesserungsplaene.html

Text: Ulrike Willberg

„Was ihr wollt! – Das Festival der Jugendkultur“ Radio Tonkuhle, Hildesheim

Das Besondere hinter den Kulissen ist, dass dieses Festival komplett von Jugendlichen und jungen Erwachsenen organisiert wird. Und auch auf der Veranstaltung an sich sind uns demokratische Werte wie Gewaltfreiheit, Toleranz, Neutralität und Offenheit besonders wichtig.
Das Projekt "Was ihr wollt! Das Festival der Jugendkultur" schafft eine einzigartige Möglichkeit in der Region Hildesheim, sich gesellschaftlich zu beteiligen, regionale Kultur und ein gesellschaftliches Bild zu entwickeln. Das Ergebnis wird ein Jugendkulturfestival mit dem Namen „Nx19 — no excuses" sein, das im Juni 2019 in Elze stattfindet. 70 Jugendliche aus der Region Hildesheim arbeiten gerade auf Hochtouren, um ihr Festival zu gestalten.
Die Jugendlichen wurden im Sommer 2018 über Schulen, Jugendverbände und andere Einrichtungen erreicht. Nach einem großen Auftakttreffen im Oktober folgten weitere Treffen in Groß- und Kleingruppen, in denen die jungen Leute an Themen wie Werbung, Verpflegung, Musik etc. arbeiten. Und – umweltfreundlich soll es werden. Unterstützung in ihrer Arbeit erhalten sie von dem 15-köpfigen Projektteam von „Was ihr wollt“, das ihnen mit verschiedenen Expertisen stets zur Verfügung steht. Weitere Infos zum Projekt sowie zum Festival gibt es unter www.wasihrwollt-festival.de.

Text: Sarah Böse
Foto: Björn von Lindeiner

Upgration – Upgrade durch Migration, Cameo Kollektiv, Hannover

Co-Workingspace, Onlineplattform, Bewegung. Alles zusammen gedacht ergibt einen Möglichkeitsraum. „Upgration“ wurde 2018 gestartet. Mitten in Hannover. Es gibt Equipment zu leihen, offene Rechner, drei Räume, eine Küche, regelmäßige Öffnungszeiten.
Menschen kommen. Neues entsteht. Zwischen Bergfest und offener Redaktionssitzung. Zwischen gemeinsamem Stickergestalten und Workshop. Zwischen Design Thinking und Kochabend. Zwischen Ausstellung und Diskussionsrunden. Zwischen Ideen zu einer gleichberechtigten offenen Gesellschaft und Leuten, die eigentlich das Ordnungsamt nebenan suchen. Dazwischen Menschen, die vor Laptops sitzen, durch Kameras schauen, in Mikrofone sprechen, Projekte schmieden.
Upgration ist eine Haltung, die mit jedem Zusammenkommen von unterschiedlichen Perspektiven wächst. Upgration ist deshalb ein andauernder Prozess, der mit Vielfalt unseren Alltag gestalten möchte. Auf upgration.de geht es multiperspektivisch um Themen wie Identität, Gesellschaft, Migration und 2018 um „Wahlheimat“.

Text: Jakob Hermens

WasserKunstProjekt Netzwerk Kultur und Heimat Hildesheimer Land

Das Netzwerk Kultur und Heimat Hildesheimer Land hat das Thema Wasser zum Anlass für ein soziokulturelles WasserKunstProjekt genommen.
Das Projekt war in zwei Abschnitte unterteilt und fand 2017 statt. Mit den Erfahrungen und Ergebnissen sowie 9 Gemeinde-Scouts im Boot starteten wir 2018 die „Wünschelrutengänge im Hildesheimer Land“.
Dabei konnte man bei 43 Veranstaltungen das Hildesheimer Archipel mit all seinen Wasser-Facetten kennenlernen. In 18 Gemeinde-Häfen präsentieren bei 43 Veranstaltungen ortsansässige Künstler*innen, Feuerwehrleute, Angler, Bademeister*innen oder ganz gewöhnliche Dorfbewohner*innen die Oasen, Quellen und Jungbrunnen ihrer Gemeinde. Und auf eine individuelle Fahrt ins Blaue konnte man sich mit unserer WünschelrutenAPP machen.
Mit dem Projekt wollten wir ein Landkreisgefühl schaffen. Wir haben etwas ins Zentrum gestellt, das überrascht, weil es eigentlich nicht so prominent vorhanden ist. Wir wollten zeigen, dass auch bei uns alles im Fluss ist.

Text: Sabine Zimmermann
Foto: Volker Hanuschke - Hildesheimer Hafenrundfahrt bei der Eröffnungsfeier „Don’t call it Boot!“

Texturen des Zusammenlebens - Faust, Hannover

Ein einziges Anfangskapitel ist der Startpunkt sich verzweigender Textideen. Über 40 Autor*innen, Gruppen und Einzelpersonen haben Geschichten aus und über Linden geschrieben. Das Internet macht es möglich, daraus vielfältige Textpfade zu produzieren. Es entwickelten sich fünf abgeschlossene Erzählstränge im Rahmen des Hypertextes mit jeweils acht bis zehn Einzelkapiteln.
Den einzelnen Kapiteln ist die Vielzahl der Diskussionen, die ihnen zu Grunde liegen, dabei von außen nicht anzusehen und doch spiegeln sie sie als Ergebnis wieder und geben damit einen komplexen Einblick in Denken und Wünschen im Stadtteil. Auf die Inhalte der Texte wurde kein Einfluss genommen. Die Themen haben sich aus den Interessen der Schreibenden heraus entwickelt. Die Themen der fünf Textpfade sind „Vorurteile-Rassismus“, „Gentrifizierung“, „Was ist deutsch?“, „Kulturelle Differenz“ und „Ausgrenzung von Menschen, die von den geschlechtlichen Normerwartungen abweichen“. Ein sehr zurückgenommenes Lektorat hat die Texte nur in Hinblick auf ihre Lesbarkeit überarbeitet und unverständliche oder unvollständige Sätze korrigiert. Illustrationen, die Jugendliche aus dem Stadtteil in Auseinandersetzung mit den Geschichten entwickelt haben, und die Geschichten sind als E-Book veröffentlicht. Dieses Buch kann kostenfrei unter - www.texturen-linden.de - heruntergeladen werden. Sowohl die Themen, als auch die Handlungsentwicklung wurden dabei allein von den Teilnehmer*innen, den Schreibenden der Einzelkapitel, bestimmt.

Nortlantis – Die versunkene Stadt, Theater der Nacht - Northeim

Fulminantes Theater bildete im August 2018 den Abschluss des zweijährigen Projekts Nortlantis. Merkwürdige Wasserwesen folgten einem U-Boot durch die Straßen. Meckernde Miesmuscheln, (Immobilien-)Haie und Kotzwürmer trieben ihr Unwesen. Das Wander-Theater begeisterte die über 50 Beteiligten und das Publikum gleichermaßen.
Es ging um Northeim, den demografischen Wandel, Geschäfte, die leer stehen und um einen Dialog der Northeimer*innen, um „Meerestiefen“ auszuloten und nach kreativen Antworten zu suchen. Schulen, Vereine und Einzelpersonen, Profis und Laien, Menschen von sechs Jahren bis weit über 60 haben mitgemacht. Ein Riesenprojekt, bei dem uns die LAGS auch mit Beratung sehr unterstützt hat. Dies ist die schönste, der zahlreichen Mails, die wir bekommen haben:„... „wir waren uns alle einig, dass Euer Einsatz, Euer Enthusiasmus und Eure Energie so viele Menschen auf die Beine gebracht hat, dass das ganz sicher der Auftakt zu einem ganz neuen „Wir-sind-Northeim“-Gefühl war!! Große Bewunderung!!!“

Weiteres unter: https://theater-der-nacht.de/de

Text: Ruth Brockhausen
Foto: Szene mit U-Boot auf der Bühne am Markt bei einsetzender Dämmerung

Junge Linde: die Kinder-Jugend-Soziokultur Villa

„Wenn viele die Köpfe zusammenstecken, kommen immer noch mehr neue Ideen für die Hausnutzung.“ sagt die Projektleitung Patricia. Im Kreativraum rattern die Nähmaschinen, regelmäßig trifft sich der offene Leseclub, Schülerinnen und Schülertreffen nutzen das Haus für ihre AGs und auch die KreativTreffen, Strategiespiel-Treffen, Modellbau und Ferienangebote sind immer prall gefüllt. Die Junge Linde liegt ideal: zwischen zwei Schulen, zwischen Busbahnhof und Bahn und lockt durch die Angebote verschiedener Initiativen und Ideen ein breites Publikum. Spieleabende, LAN-Partys, Theatergruppe „Junge Bühnenstürmer“ sowie die Konzertreihe „Junge Talente in der Jungen Linde“ machen das Angebot mehr als rund. „Songs für Coole Kids“ ist ein Format, in dem mit einem Kreativteam der Ablauf vom Song, über die Aufnahmen bis hin zum Musikvideo alles selbst gemacht wird. Gut gelungen ist auch die Integration von Neubürgern: Moehammed aus Syrien hat bei Malarbeiten geholfen und hat bei der Flüchtlingsausstellung „Yallah“ mit seiner Frau Wallah ein beeindruckendes Buffet gezaubert. Das Haus wird zur soziokulturellen Villa-Kunterbunt.

Weiteres unter: http://www.jungelin.de/

Fotografen: Patricia Keil / Junge Linde, Timo Ehlert / Songs für coole Kids
Foto: „Songs für coole Kids“ beim professionellen Videodreh vor der Jungen Linde

Soziokulturelle Workshops ERSTER AUFSCHLAG!, boat people projekt, Göttingen

Kinderclub und Film-Workshop, Spielzeit 17/18

„Wir wollen mit euch spielen!“ Ein halbes Jahr lang haben Wajd, Aijdi, Misada, Djulia, Mursal, Ahmad, Ahmed und Shakira – die Kinder des Koop-Clubs vom boat people projekt und Deutschem Theater Göttingen – gespielt, experimentiert und ausprobiert. Sie haben gewonnen und verloren, sich gestritten und wieder vertragen. Es ist nicht immer leicht gerecht zu sein, abzugeben und zurückzustecken. „DU, DU und DU“ ist entstanden, ein kleines Mitmach-Stück über die Herausforderung und das Glück, zusammen Ziele zu erreichen.

Währenddessen haben sich zwölf Jugendliche – mit und ohne Fluchterfahrung – in einem Film-Workshop zum Thema digitale Welten und Zukunftsvisionen ausprobiert. Der Wunsch der Teilnehmenden war es, endlich ein Thema zu finden, das sie alle verbindet und nicht in geflüchtet und nicht-geflüchtet teilt. Gemeinsam wurde ein Drehbuch im Sci-Fi-Genre geschrieben, das unter dem Titel SPIELWIESE verfilmt wurde. Das Team gewann mit dem Kurzfilm den 3. Platz des GÖTTINGER FILMPREISES.

Weiteres unter: http://www.boat-people-projekt.de/

Text: Birte Müchler
Foto: Misada, Wajd und Mursal aus dem Kinderclub

Davon profitieren alle - Kulturverein Lewer Däle, Liebenburg

Die Lewer Däle ist ein kleines soziokulturelles Zentrum im Vorharz. Kulturbegeisterte Menschen aus der Kommune und der Region stellen ihr Wissen und Können zur Verfügung und bieten Kurse, Vorträge, Exkursionen und Geselliges an. Sie organisieren Veranstaltungen und kooperieren mit anderen Institutionen vor Ort und im Landkreis Goslar.
Alles ehrenamtlich. Der Umfang ist in den 10 Jahren seit der Gründung enorm gestiegen und den Ehrenamtlichen allmählich praktisch über den Kopf gewachsen. Gleichzeitig ist es schwerer geworden Ehrenamtliche zu finden, die sich zeitlich und inhaltlich ebenso stark binden.
Die kleine Strukturförderung für kleine kulturelle Einrichtungen auf dem Land macht es möglich einen Minijob finanzieren und für Entlastung zu sorgen. Das Ergebnis: die Homepage ist aktuell, die Pressearbeit erfolgt zeitnah, Plakate werden rechtzeitig verteilt, Veranstaltungen umsichtig vorbereitet, Kontakte systematisch gepflegt, neue Ideen realisiert. Davon profitieren alle!

Weiteres unter: https://www.lewer-daele.de/

Text: Ursula Henk-Riethmüller

Dorfgedanken - Jahrmarkttheater, Bostelwiebeck

Wir schnacken miteinander! Das Theater in Bostelwiebeck haben wir zu einer Schnackstube gemacht, dafür Bühne und Publikumsraum abgeschafft und es zum Zuhause aller erklärt. Wir schnacken über Themen, die auf der Dorfstraße liegen. Wir haben mit einer Studentin und einem Bühnenkampftrainer um die Wahrheit gerungen, mit der Medinger Äbtissin und einem Musiker in einem Ministerium der Einsamkeit gehockt und mit dem Tschechow-Völkchen des „Theater der Versammlung“ sind wir der Muße auf die Spur gekommen. Dabei kann man überall denken und reden. Deswegen sind wir in der zweiten Jahreshälfte raus gekommen! Jeder denkbare Ort und jegliches Thema wird bei Dorfgedanken zu einem persönlichen Austauscherlebnis. Wir schnacken über Themen, die auf der Straße liegen. Stets mit dabei ist Oma Sanne. Oma Sanne ist eine 96-Jahre alte Dorfbewohnerin, eine Kunstfigur. Die Gäste lieben sie: „Ich komme zu Dorfgedanken, weil es ein außergewöhnliches Veranstaltungsformat ist, mit wenig Risiko, da Oma Sanne ja einlädt.“ Denken, sprechen und sich füreinander interessieren – ganz ohne Risiko!

Weiteres unter: http://www.jahrmarkttheater.de/index.php?id=127

Text: Andrea Hingst

Projekt KASCH – KASCH Achim

„Generationen- und Strukturwandel“ ein aktuelles Thema, auch im KASCH Achim. Ein Mitarbeiter „der ersten Stunde“ ging in den Ruhestand. Die Stelle wurde nicht wiederbesetzt, sondern die Aufgaben dem Team übertragen. Zusätzlich wurde ein Ausbildungsplatz geschaffen. Der neue Azubi kümmert sich vornehmlich um den Poetry-Slam, das Pub-Quiz und die Sozialen Medien. Programmideen, mit denen jüngeres Publikum für das KASCH gewonnen wird. „Es ist eine abwechslungsreiche Aufgabe. Ich sitze hier nicht nur im Büro.“ Besonders interessant wurde es beim Workshop „Poetry Slam“ mit Simeon Buß. Der Workshop brachte für die Teilnehmer*innen viele methodische Einblicke ins Schreiben und Bühnenerfahrung. Zur Vorbereitung auf die zweite Phase des Generationenwandels holte sich das neu formierte Team Unterstützung durch den LAGS-Berater Dieter Hinrichs. Gemeinsam wurde begonnen, ein zukunftsfähiges Organigramm für die Zeit nach Ausscheiden weiterer Mitarbeiter*innen (2021/2023-25) zu entwickeln. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen.

Weiteres unter: https://www.kasch-achim.de/

Text: Susanne Groll

Toleranz AN! Respekt AN! Menschlichkeit AN! Herz AN! Spot AN! Und Action! Aktion Nathan! - TPZ Braunschweig

Das TPZ. - Theaterpädagogisches Zentrum für Braunschweig und die Region e.V. - präsentierte im Sommer 2018 die Ergebnisse seines offenen theaterpädagogischen Angebots.

Nach sechsmonatiger Probe- und Recherchezeit feierten insgesamt acht Gruppen ihre Premieren im LOT-Theater Braunschweig sowie im (und um das) Gewächshaus in Riddagshausen. Im Zentrum der „Aktion Nathan“ standen die Themen „Toleranz“ und „Humanität“ und bildeten neben Ephraim Lessings Werk „Nathan der Weise“ den Ausgangspunkt des theatralen Schaffungsprozesses.

Dabei war nicht das Nachspielen des Dramas das Ziel! Vielmehr wurden gruppenspezifische, altersgerechte, kreative Herangehensweisen gefördert, die einen eigenen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden herstellen. Schnell war klar, dass Lessings Themen nichts an Aktualität verloren haben. Die Arbeitsweisen des TPZ förderten einen individuellen Zugang zur Themenwelt und schafften es damit, höchst unterschiedliche Theaterformate zu entwickeln und auf die Bühne zu bringen. Gemeinsame Workshop-Tage mit allen Teilnehmenden und der gegenseitige Besuch von Proben sorgten für gute Vernetzung untereinander und Verständnis füreinander.

Im Miniklub für Kinder von 7 bis 12 Jahre wurde sich mit Ideen des friedlichen Zusammenlebens beschäftigt. Dabei heraus kam ein buntes Stück über Tiere, die auf einem Schrottplatz leben. Die Findlinge (Kinder und Jugendliche von 6 – 18 Jahre) gingen inklusiv als Tanz-und Theatergruppe den Themen Menschlichkeit, Wahrheit, Diesseitigkeit, Selbstdenken und Kritik auf den Grund. Der Jugendklub (13 – 20 Jahre) setzte sich mit dem Stück „Nathan der Weise“ sowie einer Rede des Schriftstellers Navid Kermani auseinander. Dabei heraus kam ein auto/bio-grafisches Stück, in dem die Jugendlichen zu ergründen versuchten wie wir miteinander leben und umgehen und wer „Schuld an allem hat“. Crazy Community (7 – 13 Jahre): „new rules!“. Die interkulturelle Spielgruppe hat sich mit den (unausgesprochenen) Regeln in unserer Gesellschaft befasst, sie auf ihre Tauglichkeit überprüft und neue Regeln bestimmt. Grundlage war Lessings Ringparabel aus „Nathan der Weise“. Warum müssen Mädchen sich süß verhalten? Warum dürfen Jungs keine Schwäche zeigen? Das Anderssein erleben: Eine inklusive Gruppe arbeitete gemeinsam an einem theatralen Setting, in dem Menschengruppen unterschiedlicher Kulturen aufeinander trafen. Im Kontext von Flucht und Ankunft entstand daraus eine interaktive Werkstattpräsentation, in der der Perspektivwechsel durch Empathie spürbar wurde.

Insgesamt haben 20 Vorstellungen vor etwa 1.500 Zuschauer*innen stattgefunden.

Weitere Informationen zum Projekt: www.tpz-bs.de → unter "aktuell" findet man sowohl Infos zur Spielreihe "Aktion Nathan" als auch zum Klubfestival "Die Bühnen gehören uns!".

Weiteres unter: https://www.youtube.com/watch?v=W47vXY4WgH8

Text von Mirja Lendt
Foto: Faktotum Medienproduktion

Artist in residence: ein Ball der Bälle - Seefelder Mühle - Stadland

30 Jahre Kulturverein Seefelder Mühle. Zeit für ein Fest! Ein Fest, das anregt, über die Zukunft nachzudenken, schrieb der Verein das Artist in Residence Projekt aus. Der Künstler Micha Kranixfeld begann seinen zweimonatigen Aufenthalt in Seefeld mit zahlreichen Hausbesuchen und sprach dabei übers Feiern. Wie feiert ihr? Er hörte von rauschenden Bällen und Nähkästchenplaudereien. Turnerball, Ernteball, Klootschießerball, Feuerwehrball, Jägerball…. Heute gibt es deutlich weniger Bälle. Ist die Zeit, zu der der ganze Ort aufs Tanzparkett strömte, vergangen?

Die Idee, einen neuartigen Ball zu feiern, löste Aufregung aus. Der Weg dorthin war konsequent partizipativ. Die Dorfbevölkerung wurde Teil eines informellen Festkomitees: Interviews, Erzählcafé, schwelgen in Erinnerungen an die ersten Tanzstunden, lange Nächte und strikte Kleiderregeln. Das künstlerische Team entwickelte eine Dramaturgie, in der bekannte Elemente neu kombiniert wurden.

Das ganze Dorf wurde eingeladen! Mit selbstgemachtem Schokolikör und Plätzchen zogen 14 Ehrenamtliche des Vereins durch den Ort und brachten die neongelben Einladungen in alle Haushalte. Nachbarn banden eine Girlande, schmückten das Dorfgemeinschaftshaus. Farbiges Licht und ordentlich Lametta verwandelte das Dorfzentrum. Das Dorf wurde Teil des Programms: der Chor und die Theatergruppe der Mühle, die Zumba-Gruppe des örtlichen Turnvereins und die Feuerwehr sorgten für einen gelungenen Abend. Und die Sektbar! Die Band Evelyn Kryger spielte für die 150 Ballbesucher*innen zum Tanz bis ein DJ-Duo übernahm. Der Saal tanzte. Zum krönenden Abschluss gab es Spiegeleier für alle, die am frühen Morgen noch auf den Beinen waren.

Weiteres unter: https://seefelder-muehle.de/

Gesche Gloystein, Micha Kranixfeld
Foto: Privatarchiv

Beautiful People - Kulturfabrik Löseke - Hildesheim

Beautiful People ist ein Projekt aus der Nordstadt. Entstanden sind vier Hauswände mit Bildkompositionen aus den Geschichten über Ideale und Idole der Nordstädter*innen, die nun in die Nordstadt zurückstrahlen, als willkommene Farbgeber das Gesicht des Stadtteils verändern und Anlass für Kommunikation bieten.

Beautiful People ist eine Liebeserklärung an Menschen, die uns bewegen. Sie sind fiktiv oder real. Die Geschichtenerzähler*innen leben in der Nordstadt Hildesheims. Sie stehen im Austausch über das Leben, über Dinge, die uns wichtig sind, die uns antreiben und am Leben halten. Dinge, die wir weitergeben wollen. An Menschen, die uns nahe stehen, mit denen wir Tag für Tag sprechen und an Menschen, die wir – wenn überhaupt – nur flüchtig grüßen oder denen wir gar nicht erst begegnen, weil wir mit ihnen nur die Wand gemeinsam haben, an der wir in unserem täglichen Leben vorbei gehen.

Beautiful People bildet den ersten Teil der Nordwandgalerie, die innerhalb der kommenden Jahre als Open-Air-Galerie wachsen soll. Diese Bilder sind auch Mosaiksteine der Entwicklung der Nordstadt hin zu einem jungen und kreativen Stadtteil. In der zweiten Runde, fabelhaft – fabulous, erklimmen die durch Nordstädter*innen erschaffenen Fantasiewesen und Lieblingstiere weitere Fassaden der Nordstadt. Bilder von Kindern und Erwachsenen mit und ohne Behinderung bilden die Grundlage für die Gestaltung neuer Wandgemälde durch professionelle Künstler*innen. Im Spätsommer 2018 werden die frisch geschlüpften, fabelhaften Tierwesen in einer Outdoor-Ausstellung, einer Broschüre sowie einem Rundgang präsentiert. www.nordwandgalerie.de

Lina Czapla und Stefan Könneke
Foto: Stefan Könneke

Die Kultur- und Kreativetage. Sie ist fertig: Die „neue“ musa... - Göttingen

Sie ist fertig ... unsere Kultur- und Kreativetage. Ein sieben -jahrelanger Prozess und eine eineinhalb-jährige Baustelle ist zu Ende und beschreibt gleichzeitig einen Neuanfang der musa auf drei Ebenen.

Die Verknüpfung zwischen Soziokultur – Kultur- und Kreativwirtschaft – Rock-und Popularmusik wird in den nächsten Jahren ein spannendes Projekt. Und wird, wenn es gelingt, nicht nur uns, die musa, sondern auch den Stadtteil verändern können. Es werden Möglichkeiten entstehen, neue Ansätze, Arbeitsplätze, ein anderes Umfeld, möglicherweise neue Ausbildungsstätten und sogar die erste Beach-Bar. Schritt für Schritt. Wir sind am Anfang.

Neu eingezogen in unsere Kultur- und Kreativetage sind Grafiker*innen, Filmer*innen, Fotograf*innen, Bildende Künstler*innen, Journalist*innen, Texter*innen, Bühnenausstatterin, Siebdruck und ein Holzbureau. Hinzu kommen Kooperationen mit dem Weststadtzentrum, das Stadtteilzentrum der Göttinger Weststadt und den Göttinger Werkstätten für Menschen mit Handicap.

Die ersten Fotoausstellungen haben stattgefunden, dm arbeitet hier mit ihren Auszubildenden und im Sommer finden Ferienkurse mit der Uni und der Kindertagespflegebörse statt. Das Co-Working-Space dient Treffen von Netzwerkern, Vereinen und soll für Kreative sein, die das Leben selbst in die Hand nehmen, sich mit anderen zusammenschließen und neue Entwürfe entwickeln wollen.

Was es mitzubringen gilt, ist eigentlich nur eine Idee, eine Vision und einen Laptop und sich selbst.

Wir gehen mit der musa in das fünfte Jahrzehnt. Die gesellschaftlichen Veränderungen erfordern mehr denn je Bewegung, Gegenbewegung, Akzente, Impulse und Neuerungen. Hier gilt es Strömungen aufzunehmen, die mit freiheitlichen gleichwohl kritischen Inhalten und Lebensentwürfen helfen, die Unterschiede aufzuzeigen und Lösungen anbieten. Integrieren und Zusammenführen und mit Ideen Neues zu schaffen.

Weiteres unter: https://www.musa.de/neuigkeiten/

Text und Foto: Tina Tiedemann

dieWeltrettung.org - Jugendliche retten die Welt! - Medienwerkstatt Hüll - Hüll

DieWeltrettung.org ist ein inklusives Theater-Musik-Film-Projekt, das Träume und Utopien von Jugendlichen aufgreift. “Stellen Sie sich vor: Neue Jugendzentren sprießen aus dem Boden, Schüler*innen errichten Naturschutzgebiete mitten in der Stadt, Kinderarmut verschwindet innerhalb weniger Wochen, Bildung wird kostenlos, Ausgrenzung ist Vergangenheit…“

DieWeltrettung.org sind 36 Jugendliche mit und ohne Fluchtgeschichte. Die Idee: Ein utopischer Film. Den produzieren sie selbst! Als Schauspieler*in, Tontechniker*in, Regisseur*in und Produktionsleiter*in, in der Maske oder dem Musikstudio. In Workshops werden Träume und Utopien formuliert, in Theaterszenen und Video-Clips umgesetzt. Sie schreiben, fotografieren, setzen in Szene und filmen. Stimmtraining, Improvisation, Rollenfindung. Aus vielen Puzzle-Stücken entsteht das Drehbuch. Gleichzeitig komponieren Jugendliche aus Syrien und dem Iran mit einer jungen albanischen Sängerin die Musik für den Film und spielen sie ein. Doch wie wollen wir die Welt verändern, was ist die transformierende Kraft …

Am Ende wird die Saat für die Zukunft in den Boden gesetzt, damit andere daran weiter wirken, wo DieWeltrettung begonnen hat: Mitten in der Pampa im Nordwesten Niedersachsens, in Hüll. Das Projekt verlief über neun Monate begleitet von Profis. Beim einwöchigen Dreh im Herbst nahmen die Jugendlichen alles komplett in die eigenen Hände. Das Ergebnis ist - neben der Website DieWeltrettung.org - ein unter professionellen Bedingungen entstandener 15-minütiger Kurz-Spielfilm.

Foto und Text: Jochen Schüller

Eine kleine Chance für eine große Zukunft - Strukturförderung des Blauschimmel Ateliers - Oldenburg

Die Strukturförderung ermöglichte dem Blauschimmel Atelier die inhaltliche und organisatorische Neustrukturierung und Weiterentwicklung und darüber hinaus eine erste finanzielle Grundsicherung durch die Stadt Oldenburg. Im vierten Jahr der Förderung gelingt es dem Verein, seine Einnahmen und vor allem den städtischen Zuschuss der Stadt Oldenburg zu erhöhen. Dieser Erfolg sicherte die Stelle der Geschäftsführung und die Stelle einer Verwaltungskraft. Ausschlaggebend hierfür waren die politischen Gespräche mit den Ratsfraktionen, mit der Verwaltung und mit Spender*innen und Sponsoren, um den strukturellen Bedarf des Ateliers zu verdeutlichen und abzusichern. Ebenfalls wichtig war es, die Ratsvertreter*innen zu informellen Treffen, Veranstaltungen und Aktionen im Atelier einzuladen, um die Arbeit kennenzulernen.

Gelungen ist auch der Ausbau der Kinder- und Jugendangebote und die Optimierung der ehrenamtlichen Arbeit, die im Blauschimmel Atelier eine sehr große Rolle spielt. Im Dezember 2017 hat der Rat der Stadt Oldenburg eine weitere Erhöhung der institutionellen Förderung beschlossen. So konnte eine kompetente Nachfolge für die Geschäftsführerin mit längerfristiger Perspektive eingestellt werden. Das Wegfallen des permanenten strukturellen Ausnahmezustandes macht endlich eine sichere und langfristige Planung möglich. Der Verein kann nun die im Prozess der Strukturförderung angefangenen Entwicklungen auf solidem und abgesichertem Boden weiterführen.

Weiteres unter: https://blauschimmel.emotography.com/

Text: Jessica Leffers

K.A.F.F. - Kulturverein Petersburg – Osnabrück

Nach dreijähriger Raumsuche ist der Kulturverein Petersburg im Sommer 2017 am Osnabrücker Hafen auf neues Land gestoßen. Das K.A.F.F. wurde geboren. Das „K. am fantastischen Freihafen“. Das „K.“ ist variabel, bietet Raum zum Mitgestalten und steht unter anderem für Keimzelle, Kultur, Kreativität, Kindertreffpunkt, Klanggebäude und Konsens. Unabhängig von Herkunft, Kultur und gesellschaftlicher Stellung lädt der Ort dazu ein, sich fernab von finanziellen und bürokratischen Hürden mit eigenen Ideen auszuprobieren.

Trotz Verzögerungen bei der Grundstückserschließung wird der Ort ordentlich belebt. Ein Kaminofen sorgt für Wärme, ein Generator für Strom und Kompostklos für den Rest. Neben Bautagen und dem gemütlichen „HafenSchnack“ zum Kennenlernen, finden regelmäßige Kino- und Konzertabende statt. Alles „läuft“, wenn DJs das Vinyl zum Tischtennisrundlauf im Kreis bewegen. In der „Offenen Werkstatt“ trifft man sich zum Bauen, Reparieren und Einrichten. Beim „Jongliertreff“ werden Bewegungskünste erprobt, beim „Ecstatic Dance“ steht das Tanzen im Mittelpunkt und eine Gartengruppe will den Ort zum Erblühen bringen.

Weitere Projekte sind in Planung: Tontechnik- und DJ-Workshops, Kindertreff, Tangoabende unter freiem Himmel, Platz für Fortbildungen, Workshops und Co-Working sowie ein interkulturelles Café und und und.

Die Strukturförderung der LAGS macht es möglich, dieses Freiraumprojekt nachhaltig aufzubauen. Was dies für den Ort und die Menschen jeweils bedeutet, wollen die aktiven Gruppen und Menschen rund um das K.A.F.F. bei einem großen Fest im Sommer erlebbar machen und laden herzlich ein.

Weiteres unter: http://freiraum-petersburg.de/

Text: Kulturverein Petersburg
Foto: Axel Schaffland

SO RICHTIG FALSCH? - Theaterwerkstatt Quakenbrück - Quakenbrück

Ob man den Titel SO RICHTIG FALSCH wörtlich nimmt oder moralisch, frech, anarchistisch oder alltagssprachlich, verspielt oder philosophisch: Aus dem weiten Feld von Regeln, Gesetzen, Meinungen haben 15 Menschen aus Quakenbrück und Umgebung mit einem dreiköpfigen Leitungsteam eine Art Falschrum-Theater entwickelt, eine Picknick-Show im Schnee, ein märchenhaftes Stückwerk Realität, ein „Findesurium“. Es wurde geschrieben (mit „links“), improvisiert (mit festen Texten), abgestimmt (undemokratisch), gefuttert (Salami auf Nutella), gewartet (spannend), ernsthaft gespielt und absichtlich nicht(s) gelernt. Dem Anfang wurde sich rückwärts genähert, der Vorhang wurde zugezogen. „Was machst du immer wieder falsch, obwohl du es besser weißt?“ „Bist du schon mal durch einen Fehler klüger geworden?“ In der Theaterprojektgruppe auf Zeit wuchsen alle fest zusammen. Da lachte man nicht über-, sondern miteinander. Etwa bei der Aufgabe, mit Absicht schlecht zu tanzen. Eine schwierige Übung!

Das gesammelte Material kam in „aufführbarer“ Sprache zurück auf die Bühne. Plötzlich wurde es konkreter und konventioneller: Szenen bauen und einstudieren, Kostüme klären, Verabredungen einhalten. Prominente Figuren kamen hier zusammen und namenlose Typen, Elfchen und Detektive. Harry Potter, Rossi, Gisela und Dr. Einsam, Channaya und viele andere machten den Zuschauer*innen den Kopf auf, wo er zuvor noch recht fest saß. SO RICHTIG FALSCH ist ein Theatererlebnis geworden, bei dem man aus dem Takt und Trott kommen durfte und musste. Dass viel mehr möglich, machbar, erlaubt und aber auch Tabu ist, als man, du, ich so denk(s)t, ist eine der wichtigen Erkenntnisse für die Mitwirkenden gewesen. Mit weit geöffneten Köpfen konnten wir sie entlassen.

Weiteres unter: http://www.theaterwerkstatt-quakenbrueck.de/

Text: Nicola Bongard
Foto: Heidi Vollprecht

Von Monsterkämpfern und Schatzsucherinnen - Kulturkreis Gronau - Gronau

2017 ist ein ereignisreiches Jahr für den Kulturkreis Gronau. Das Programm aus dem Kinobetrieb, Filmreihen, Liveprogramm und TFN Gastspielen ist nicht mehr genug. Die kulturelle Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, die im vergangenen Jahr begonnen wurde, soll fortgesetzt werden.

„Von Monsterkämpfern und Schatzsucherinnen“ bietet Raum für 45 Grundschulkinder und ihre Konflikte mit Eltern, Geschwistern und Gleichaltrigen. Mit digitalen Medien werden künstlerische Lösungsmöglichkeiten gesucht. Stolz zeigen sie ihre Foto-Comics, Hörspiele und ein selbst kreiertes Kartenspiel bei den Präsentationen.

Zehn ältere Kinder und Jugendliche arbeiten im Projekt „Youth Vision“ an einem eigenen Film. Sie entwickeln die Storyboards, drehen die einzelnen Szenen, schneiden die fertigen Filmsequenzen, übernehmen alle Schritte, die dazu gehören. Die Filmpremiere ist ein großes Event mit Liveprogramm, Fotoshooting, Gruselbuffet, Blutcocktails und Nachtwanderung. Es gibt so viel Applaus für ihren Film.

Doch auch das war nicht genug. In der Sommerpause wird das Kulturzentrum grundlegend saniert. Nun glänzt das Kino im alten Charme der 50er Jahre. Jetzt jedoch mit brandschutzsicherer Decke, bequemen Stühlen und einer zweiten Damentoilette.

Dann kam die Zusage der Stiftung Niedersachsen für einen dreijährigen Strukturwandelprozess. Begleitet von Elke Flake werden Zahlen gewälzt, Ausgaben gesenkt, neues Publikum gewonnen, unsere Strukturen durchleuchtet und eine Strategie entwickelt, um Gelder von der Kommune zu erhalten.

Weiteres unter: https://kulturkreisgronau.de/

Text: Karu-Levin Grunwald-Delitz
Foto: Iva Grubisic

Mitten drin und voll dabei - Weltbühne Heckenbeck

Entsprechend unserm Motto haben wieder zahlreiche Besucher*innen aus Bad Gandersheim und der Region die Angebote angenommen -waren mitten drin im kleinen Dorf Heckenbeck mit seinen 490 Einwohnern- und haben sich beim Ratatouille, der offenen Bühne selbst präsentiert -waren voll dabei-.
Musikveranstaltungen wurden mehr als sonst angeboten und sind ein voller Erfolg. Besonders sind unsere wirklich hochkarätigen Kabarett-Veranstaltungen. Etabliert haben sich unsere Mitmach-Veranstaltungen: wir sammeln Pilze und lernen sie kennen, umrunden Äcker und entdecken Gemüsevielfalt und Bioanbau, treffen uns in der Freitagskneipe mit den Dorfbewohner*innen und bieten Tanzgaudi mit unterschiedlichen Musikprogrammen. Neu ist ein Tango-Tanzkurs, über den sich sehr viele freuen.
Das verjüngte Leitungsteam hat das erste Jahr in seiner Verantwortung super gemeistert und wurde von der Last der vielen und schwierigen Aufgaben nicht erdrückt… auch Dank mehrerer LAGS-Beratungen durch Elke Flake. Elke hat uns seit der Vereinsgründung unterstützt. Danke für die Geduld mit uns! Für den neuen Un-Ruhestand wünschen wir dir Gesundheit und jede Menge Lebensfreude.
Viel Arbeitskraft haben die Planungen für die Gebäudemodernisierung gekostet. Aufgrund eines abgelehnten Förderantrags erfolgte noch keine Umsetzung.
Unser „KuK – Verein für Kultur und Kommunikation „ hat wieder viel auf die Beine gestellt für Kultur und Kommunikation - wir machen weiter so - versprochen!

Weiteres unter: http://weltbuehne.info/

Text und Foto: Carsten Schneck

Wir haben die Angst gefressen - Das letzte Kleinod - Schiffdorf

Millionen von Syrer*innen flüchteten nach Europa. Doch was wissen wir über die Geschichte, den Alltag und den Konflikt Syriens? Eine Inszenierung mit geflüchteten Jugendlichen und Schauspieler*innen über den Krieg und Alltag in Syrien. Hassan hatte seinem Großvater jeden Sommer im Olivenhain geholfen. Fatma erinnert sich an ihre Hochzeit, bei der Männer und Frauen in getrennten Sälen feierten. Mohammed sah den ersten Bombenabwurf vom Balkon aus. Ibrahim stand in einer großen Menschenmenge, als die Autobombe neben ihnen detonierte. Die Jugendlichen, die ihre Erinnerungen an die Zeit vor und während des Krieges in Syrien teilten, leben heute in Niedersachsen. Das Stück „Wir haben die Angst gefressen“ erzählt von ihren Erfahrungen. Vier professionelle Schauspieler*innen, teils selbst aus Syrien geflüchtet, interviewten ihre Landsleute zur Geschichte, Kultur und zum Ausbruch des Krieges in Syrien. Jens-Erwin Siemssen verdichtete sie zu einem Theatertext, über Alltag, Krieg und die persönlichen Motive der Flucht.

„Mein Kopf. Meine Ohren. Ich konnte nicht atmen. Nicht mal sprechen.
Das war das erste Mal, dass ich sowas gesehen habe. Diese Bilder. Bin einfach gegangen, bis nach Hause.“
(Syrischer Jugendlicher über einen Anschlag in Aleppo)

Das Stück wurde in vier Güterwaggons gespielt, sie wurden zur temporären interkulturellen Begegnungsstätte im Landkreis Cuxhaven. In den Waggons entstanden Bühnenräume, in denen die Biografien der jugendlichen Kriegsflüchtlinge zu erleben waren. Alle Beteiligten lebten und arbeiteten während des Projekts im Ozeanblauen Zug, der mobilen Produktionsstätte der Künstlergruppe, was zu einer intensiven und vertrauten Atmosphäre beitrug.

Weiteres unter: https://www.das-letzte-kleinod.de/programm/wir-haben-die-angst-gefressen/

Juliane Lenssen
Foto: Jens-Erwin Siemssen

Kultur macht Spaß, ist aber handfeste Arbeit - Ruller Haus e.V. - Wallenhorst

Vom Sinn guter Strukturförderung

Das Ruller Haus ist ein selbst organisierter Kulturverein in dem Wallfahrtsort Rulle, einem von vier Ortsteilen der Gemeinde Wallenhorst bei Osnabrück. Der Verein hat 150 Mitglieder, sein Publikum erreicht das Ruller Haus aber weit über die Ortsgrenze hinaus. Als Eigentümer eines historischen Gebäudes veranstaltet der Verein im Jahr ca. 60 Veranstaltungen für Erwachsene (Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen und Veranstaltungen zur Gartenkultur und Geschichte). Das ganzjährige Kulturprogramm wird von ca. 20 Ehrenamtlichen sowie 3 Honorarkräften geplant und durchgeführt.

Dafür erhält der Verein Zuschüsse von der Gemeinde Wallenhorst, die sich nach den Besucherzahlen und verkauften Kulturkarten, eine Art Treuekarte, berechnen. Ohne diesen Zuschuss könnte das vielfältige Programm nicht finanziert werden, denn trotz zahlloser ehrenamtlicher Arbeitseinsätze, häufig ausverkauften Veranstaltungen und einem treuen Publikum decken die Einnahmen nicht die Ausgaben.

Ohne die Strukturhilfe der LAGS wäre es wohl nicht dazu gekommen. Denn Dank der Anschubfinanzierung über 3 Jahre konnte der Verein eine Geschäftsführerin auf Honorarbasis beschäftigten, die sich u.a. um Projektarbeit kümmert. Neben strukturellen Aufgaben im Bereich Kultur- bzw. Veranstaltungsmanagement liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit bei der Drittmitteleinwerbung. So konnten Fördermittel aus verschiedenen Programmen akquiriert werden. Ausgestattet mit den Fördermitteln aus „Kultur macht stark“- Programmen beispielsweise finden seit 2014 im Ruller Haus regelmäßig Kreativ-, Lese- und Medien-Workshops für Kinder und Jugendliche statt. Als Leiter*innen konnten professionelle Schauspieler*innen, Künstler*innen und Filmemacher*innen gewonnen werden. Ein Theaterstück und ein Kurzfilm (ca. 30 Min.) von und mit Jugendlichen ist entstanden. In zwei generationen-übergreifenden Theaterfestivals sind neue Netzwerke zu Akteuren in ganz Wallenhorst und darüber hinaus entstanden, die auch langfristig wirken. Einrichtungen der Jugendhilfe, Seniorengruppen und spielbegeisterte Junge und Erwachsene können auch jenseits der Ortsgrenzen immer wieder zum Mitwirken motiviert werden. Die Strukturförderung hat im Ruller Haus neue Kräfte freigesetzt, ohne die nachhaltige Kulturarbeit heute wohl kaum mehr auskommt.

„Durch die finanzielle Unterstützung der Kulturarbeit durch die LAGS ist der Kulturverein Ruller Haus weit über die Grenzen der Gemeinde Wallenhorst bekannt geworden. Wenn neue Besucher*innen von so weit anreisen, spornt uns dieses umso mehr an.“

Weiteres unter: https://rullerhaus.de/index.php/ruller-haus-e-v/ueber-uns

Text: Elisabeth Lumme (Geschäftsführerin, Ruller Haus e.V.)
Foto: Marianne Clausmeier

Auf dem Lande ist was los! - Kulturladen Bockenem - Bockenem

Nichts los in Bockenem und den Dörfern rundherum im „Nirgendwo“? Aber hallo! Der Kulturladen Bockenem hat im Jahr 2017 wieder kräftig dafür gesorgt, dass Kultur in all seinen Facetten hier auf dem Lande öffentlich erleb- und überhaupt erst mal sichtbar wird. Zum Beispiel mit einem regionalen Kulturkalender.

Es ist eine laue Julinacht. Die Straßen im beschaulichen Bockenem sind leer und still. Doch die Kulturscheune am Buchholzmarkt 13 vibriert vor Musik und platzt aus allen Nähten, so dass das Publikum bis hinaus in den Garten sitzt. Über 100 Menschen sind gekommen, um dem Akkordeonisten Rudik Yakhin und der Sopranistin Christiane Heinke zu lauschen. Ein toller Erfolg für den Kulturladen, der jährlich etwa fünf solcher „Serenaden“ veranstaltet. Und - der Kulturladen wollte mehr und hat im Frühjahr einen „Kulturkalender“ herausgegeben. Er sollte so viele Veranstaltungstermine aus dem Ambergau enthalten wie möglich, um Leuten von Nah und Fern einen Überblick über die häufig unterschätzte Vielfalt des Kulturangebots in dieser Gegend zu bieten. Außerdem sollte er die Koordination weiterer Termine und die Vernetzung in der Region erleichtern: Wer macht wann was? Wo kann ich mich anschließen? Wann könnte ich etwas auf die Beine stellen?

Nach mehrwöchigem Termine-Sammeln konnte der Kalender schließlich in einer Auflage von 2.000 Stück in den Druck gehen – gut gefüllt mit Terminen von Chorkonzerten über Quizabende bis hin zu Dorffesten. Die Nachfrage nach dem Kalender war groß und es gab viele begeisterte Rückmeldungen aus dem Ort. Das entstandene Faltblatt ist außerdem Ausdruck einer voranschreitenden Vernetzung der Kulturakteure im Ambergau.

Möglich wurde dieses Projekt unter anderem, da mithilfe der Fördermittel der LAGS im Kulturladen Bockenem in den letzten drei Jahren entsprechende Strukturen aufgebaut werden konnten: Durch die Einrichtung eines Büros, die Einstellung einer Mitarbeiterin und die Vergrößerung des ehrenamtlichen Teams kann nun kontinuierlich an der Vernetzung von Kulturakteuren sowie an zahlreichen Projekten gearbeitet werden.

Link zur Seite des Kulturladen Bockenem

Kunstselbstbaupakete - Bockfrosch e.V. - Nordhorn

Bockfrosch, ein Verein für Soziokultur hatte in 2017 keinen Projektraum mehr. Unsere Basis, ein unendlich großer Raum, das alte Roxy Kino, in dem alles möglich war, wurde abgerissen. Aus der Not machten wir eine Tugend und so entstand das mobile Jahresprojekt ANDERS_ARTIG, mit dem Schwerpunkt Umgang und Begegnung mit dem „Fremden“. Dabei geht es um den Menschen im Zwiespalt; einerseits der Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe und andererseits bedarf es Mut zum eigenen Selbstausdruck. Einige Performanceaktionen fanden auf der Straße statt, mit Performances und Theaterworkshops waren wir auch zu Gast an Schulen und mit einem weiteren Projekt erreichten wir sogar die Privatsphären der Grafschafter*innen.

Im Mai 2017 wurden von der Künstlerin Kinga Röder de Jong, fünfzig KUNSTSELBSTBAUPAKETE zusammengestellt und in der ganzen Grafschaft „ausgesetzt“. Interessierte konnten diese (ungeöffnet), nach Unterzeichnung eines Versprechens (Hoch und Heilig!), dass sie sich an die Spielregeln halten und bereit sind an einer Ausstellung teilzunehmen, abholen.
Alle Kunstselbstbaupakete waren exakt gleich. Sie beinhalteten verschiedene Materialien, Verbindungsmaterial und die Spielregeln des Kunstselbstbaupaketes. Nach Ausgabe des Paketes hatte jeder einen Monat Zeit um ein Objekt zum Thema „Andersartig“ zu erstellen. Mindestens 90% des Materials musste verbraucht werden.

Sowohl Laien, als auch professionelle Künstler*innen haben sich an die Pakete gewagt. Der jüngste Teilnehmer war vier Jahre und der älteste vierundsiebzig Jahre alt. Es gab viele Solist*innen, einige Duos und sogar zwei Familien, die ein Paket bearbeitet haben. Obwohl jeder die gleichen Materialien zur Verfügung hatte, sind die Werke sehr unterschiedlich und zeigen die Individualität der Menschen hier in der Grafschaft und die Themen, die sie beschäftigen. Ein soziales Gesamtkunstwerk war entstanden. Die Ausstellung wandert noch immer durch die Gemeinden der Grafschaft und viele erfreuen sich an der Idee und den engagierten und liebevoll gestalteten Objekten. Es gibt eine Liste mit neuen Anwärtern, die auf frische Kunstselbstbaupakete warten und eine Liste mit Teilnehmer*innen aus der ersten Runde, die gerne wieder mitgestalten wollen. Wir wollen in die zweite Runde! Unser Ziel: 100 Kunstselbstbaupakete gehen weg wie warme Semmeln!

Weiteres unter: https://www.bockfrosch-kultur.de/

Text: Kinga Röder de Jong, Bockfrosch e.V.

Q oder wie die Reformation nach Oldenburg kam - Kulturetage - Oldenburg

In Kooperation mit dem Lokalsender O1 hat die Kulturetage Oldenburg eine Serie gedreht, die Elemente des Romans „Q“ von Luther Blissett aufgreift, aber in deren Mittelpunkt die historischen Geschehnisse der Reformation in Oldenburg zwischen 1517 und 1536 stehen. Die jungen Oldenburger Grafen, insbesondere Anna und Christoph, sowie die beiden Theologen Ummuis und Renzelmann, die die Reformation in Oldenburg durchsetzen, stehen im Zentrum dieser Serie.

Uns interessierte vor Allem die Verbindung von damals zu unseren aktuellen gesellschaftlichen Problemen. Neben den Filmaufnahmen gab es eine Reihe von Theateraktionen in der Fußgängerzone. Sie schlugen den Bogen von Luther zu uns, indem sie aktuelle Elemente in die Filmhandlung einbrachten oder ergänzten.

Ein Beispiel: bei der Aktion “Variationen eines Anschlages” gab es mehrere Walkacts, in denen auf aktuelle Missstände aufmerksam gemacht wurde. So wie Luther seine Thesen an die Kirchentür anschlug (egal, was die Historiker dazu sagen), so wurden an verschiedenen Orten in der Fußgängerzone ›Kirchentüren‹ aufgestellt und ›Thesen‹ angeschlagen, um über die heute notwendigen Veränderungen zu diskutieren. Auch bei den Dreharbeiten zum Film spielten derartige Verbindungen eine wichtige Rolle. Es war Ziel möglichst viele Oldenburger*innen in die Entstehung des Films einzubeziehen. Viele zentrale Rollen wurden nicht mit Profis besetzt

Die Serie ›Q‹ besteht aus einer Reihe von kleinen Filmszenen, die, die Geschichte von Menschen aus Oldenburg zur Reformationszeit nachvollziehbar machen. Diese kleinen Geschichten münden immer wieder in Großaktionen, die mit vielen Menschen in Form von Theateraktionen entstanden sind und die Filmebene verlassen bzw. ergänzen. Die Oldenburger*innen „erinnern sich an ihre Geschichte“, indem sie diese erfinden und selbst spielen. Nicht immer wurden wir diesem soziokulturellen Anspruch gerecht, aber es bleibt festzuhalten: Die Dreharbeiten waren immer mehr als Dreharbeiten. Für den Pastor der Lambertikirche war von allen 500 Jahr-Projekten dies eindeutig das Spannendste - obwohl es nicht von der Kirche inszeniert war.

Weiteres unter: https://www.kulturetage.de/

© Foto und Text: Bernt Wach

Neue Stühle für die Mühle - Seefelder Mühle - Stadland/Seefeld

Endlich ist es so weit: Unser Kulturzentrum bekommt neues Mobiliar. Seit 25 Jahren wurden die alten Stühle und Tische geschleppt und gestapelt und bei unzähligen Konzert- und Kinoabenden, Kaffeetafeln und Hochzeitsfeiern von Jung und Alt benutzt. Dementsprechend ist der Lack ab und auch die wackligen Stuhlbeine sind nach mehrfacher Reparatur nicht mehr zu retten. Da kommt das Investitionsprogramm des MWK Niedersachsen gerade recht. Ein Ausflug zur Messe in Hamburg mit ausdauerndem Probesitzen bringt uns den Kontakt zu einer Münsterländer Möbelfirma. Nun kommt nur noch die Qual der Wahl: Welches Modell, welches Holz, welches Polster? Was lange währt… jetzt steht Weihnachten vor der Tür und noch vor dem 3. Advent werden uns 60 stapelbare Stühle, 10 Sessel und 12 Klapptische geliefert. Zur Einweihung sind alle 19 Stuhlpaten eingeladen, die mit kleinen und größeren Summen unseren Eigenanteil erhöht haben.

P.S. Unsere Gastronomie hat dank des gleichen Bewilligungsbescheides endlich einen Fettabscheider einbauen lassen können. Das ist umweltfreundlich und beugt Abwasserrohrverstopfungen vor. Kein Stress mehr bei Großveranstaltungen!

Weiteres unter: https://seefelder-muehle.de/

© Foto und Text: Cornelia Iber-Rebentisch

Zeit_anlegen - Bürgerschule - Hannover

Was bedeutet Zukunft und ist Zukunft gestaltbar? Diese Frage ist besonders für junge Erwachsene von großer Bedeutung. Die Bürgerschule hat dieses Thema gemeinsam mit Jugendlichen über mehrere Monate bearbeitet. Beteiligungsorientiert und ortsspezifisch – das waren die Säulen des Kunstprojekts. Der Ort war der Vorplatz des Stadtteilzentrum Nordstadt. 20 Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Herkunftsländern haben gemeinschaftlich einen ästhetischen Eingriff in den Platz entwickelt und realisiert.

Über mehrere Monate haben die beiden Künstlerinnen Ulla Nentwig und Katharina Sickert mit hauptsächlich jungen Erwachsenen im Stadtumfeld eine Bestandsaufnahme der Gegenwart vorgenommen. Mit zeichnerischen Wahrnehmungsübungen und in Gesprächen und Workshops wurden die unterschiedlichen Ebenen von Zukunft befragt, gesprochen, gefühlt, bearbeitet und sichtbar gemacht. Hierbei entstanden 45 künstlerische Keramikplatten, die als individuelle Zeit_Anlagen auf dem Platz verlegt wurden. In diesen Platten spiegeln sich die kulturellen und individuellen Unterschiede und auch die vielen Übereinstimmungen der jungen Menschen wider.

Durch die ästhetische Veränderung und eingebrachte Eigenleistung ist ein sichtbares Zeichen von Gemeinsinn und gleichzeitiger individueller Verortung entstanden. Seit der feierlichen Eröffnung im Oktober 2017 wurde die öffentliche Nutzung des neu gestalteten Vorplatzes erfolgreich angeregt und an die historische Entwicklung eben dieses Standortes angeknüpft.

Weiteres unter: http://www.buergerschule-hannover.de/

Text: Sabine Schultz (Projektleiterin)
Foto:24:zwoelf Gerd Kösters

Ruhelos flutender Strom - festgenagelte Not - Ländliche Akademie Krummhörn

Am Anfang stand die Frage der Gleichstellungsbeauftragten aus der Stadt Norden, Elke Kirsten, ob wir uns denn zutrauen würden, die Geschichte von Recha Freier als Theaterstück auf die Bühne zu bringen. Dass sie gefragt hat, lag an unseren bereits präsentierten Stücken über das Leben der ersten deutschen Frauenärztin, Dr. Hermine Heusler-Edenhuizen und der ostfriesischen Autorin Wilhelmine Siefkes. Diese drei Frauen sind herausragende Persönlichkeiten, die den Landesfrauenrat von Niedersachsen dazu veranlasst haben, die Stadt Leer, das Dorf Pewsum und die Stadt Norden zum Frauenort zu machen.

Als Christine Schmidt-de Vries sich dann die Lebensgeschichte von Recha Freier angesehen hat, war ihr klar, dass man dieses Lebenswerk nicht einfach erzählen kann, ohne auch die Geschehnisse von heute mit einzubeziehen. Hat doch Recha Freier schon 1932 in weiser Voraussicht einen Verein, die Jugend-Alijah, initiiert, über den in der Zeit des Naziregimes 6.700 jüdische Kinder nach Palästina übersiedelten und somit dem Holocaust entkamen. Entstanden ist ein Theaterstück („Der Funke Hoffnung…“), dass das Lebenswerk von Recha Freier erzählt und gleichzeitig über die Figur eines rechtsradikalen Jugendlichen in der Jetztzeit eine Auseinandersetzung mit der heutigen Haltung zu Flüchtlingen und Andersgläubigen anregt.

Insgesamt haben rund 200 Menschen an dem Stück mitgewirkt, davon 80 Jugendliche aus drei verschiedenen Schulen. 4000 Besucher*innen hat das Theaterstück gewinnen können. Aber auch andere Kunstsparten der LAK wurden vom Thema inspiriert: so entstand eine Ausstellung der bildenden Künstler*innen mit dem Titel „Ausgrenzung – Verfolgung – Flucht“ mit Bildern und Exponaten. Musiker*innen der LAK erarbeiteten Musikstücke aus den Ländern des Lebens und der Flucht von Recha Freier, die zu einem Konzert zusammengestellt wurden. Auch eine Satire mit dem Titel „Wie hasse ich richtig“, wurde erarbeitet und präsentiert.

Weiteres unter: https://www.lak.de/

© Foto und Text: Christine Schmidt-de Vries

Vokabular des Tanzes - Faust e.V. - Hannover

Die Idee unseres Projekts basierte darauf, dass wir in Workshops, Flüchtlinge und aus Hannover kommende Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte zusammen bringen und ihnen, im Prozess der gemeinsamen Entwicklung von Elementen eines Tanztheaterstückes zu den Themen Flucht, Ankommen und den damit verbunden Wünschen und Ängsten, neue Ebenen der Verständigung eröffnen.

Durch die Kooperation von FAUST e.V. mit Landerer & Company und durch den Ausbau der Kunsthalle zur Tanzhalle wurden die räumlichen Grundvoraussetzungen für ein professionelleres Arbeitsumfeld für den Tanz geschaffen. Im Projekt 'Vokabular des Tanzes' wurden diese Möglichkeiten das erste Mal für ein soziokulturelles Projekt genutzt.

Insgesamt 100 Menschen nahmen in unterschiedlichen Zusammensetzungen an den Workshops Tanz, Musik und Choreographie/Dramaturgie teil. Die Tanzworkshops bildeten den Kern des Projektes. Durch die Kombination der gemeinsamen Projektentwicklung mit körpersprachlichen Elementen gelang es zwischen den Teilnehmer*innen interkulturelle Verständigungsprozesse zu fördern, die außerhalb des Workshops nicht möglich gewesen wären. Für die Teilnehmer*innen ohne Fluchterfahrungen wurde die Situation von Flucht, Fremde und den damit verbundenen Ängsten und Wünschen begreifbar. Insgesamt kam es insbesondere in einer sich herausbildenden Kerngruppe von Teilnehmer*innen zu Verständigungsprozessen, die über das Projekt hinausweisen. Ein Teilnehmer mit Fluchthintergrund tanzt inzwischen im aktuellen Stück der Tanzcompany mit.

Sowohl bezüglich der Verständigung zwischen den Teilnehmer*innen, als auch bezüglich der Weiterentwicklung der individuellen Ausdruckskraft war das Projekt ein Erfolg. Darüber hinaus gelang es auch die Teilnehmer*innen und ihr Umfeld für das Tanztheater insgesamt zu interessieren. Das Projekt hat den Tanzort Faust auch in der regionalen Öffentlichkeit bekannt gemacht und das Kulturzentrum wurde einem neuen Publikum bekannt.

 

Weiteres unter: http://www.kulturzentrum-faust.de/projekte/archiv/vokabular-des-tanzes.html

Hainholz macht auf 2017 - Hainholzer Kulturgemeinschaft - Hannover

Hainholz ist ein Stadtteil von Hannover, der als sozialer Brennpunkt bezeichnet wird:

  • 50% der Bewohner*innen haben einen Zuwanderungshintergrund
  • Bei den 0-17jährigen sind es fast 75%
  • Es leben Menschen aus mehr als 85 Nationen im Quartier
  • Überdurchschnittlich viele Menschen sind auf Transferleistungen angewiesen

Der Kulturtreff Hainholz als Stadtteilzentrum hat sich zum Ziel gesetzt, Brücken zwischen den hier lebenden Nationen und Generationen zu bauen. Das Konzept des Projekts Hainholz macht auf basiert auf der Idee, dass sich Bewohner*innen des Stadtteils ihren Mitbewohner*innen in kreativer Form vorstellen und auf diesem Weg in Kommunikation treten. An verschiedenen Orten im Stadtteil erfahren die Zuschauer etwas über Geschichte und Kreativität der Darstellenden. Das Publikum wandert gemeinsam von einem Ort zu nächsten und kommt während der Wanderungen miteinander ins Gespräch.

Als Organisatoren und künstlerische Leitung konnten Marianne Iser und Thomas Duda gewonnen werden. Beide sind Künstler, die im Stadtbezirk leben und die - neben der Arbeit in partizipativen Projekten - als Duo Schneewittchen im In- und Ausland auftreten.

Die verschiedenen Phasen des Projektes:

  1. Teilnehmende werben
  2. Themen finden, Geschichten aus dem Leben von Einwohner*innen gesammelt
  3. Proben. Hier lernen sich verschiedene Menschen kennen, die bis dahin im Alltag keinen Kontakt hatten.
  4. Roter Faden. Die künstlerische Leitung entwickelt einen roten Faden für den Inhalt und findet geeignete Orte für Aufführungen.
  5. Technikplanung
  6. Aufführung. Es gibt nur eine Aufführung der Inszenierung.
    Dabei gibt es einige Besonderheiten:
    • Die Aufführung findet im öffentlichen Raum statt und ist kostenlos.
    • Die einzelnen Szenen finden an Orten statt, die z.T. im Alltag nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
    • Die Szenen beinhalten sehr persönliche Geschichten und Aspekte aus dem Leben von Menschen aus dem Stadtteil. Dabei werden bildende Kunst, Musik, Tanz, Theaterszenen und Installationen als Medien eingesetzt.
    • Der Zug der Zuschauer bewegt sich durch den Stadtteil und erhält Aufmerksamkeit von Passanten. Einige schließen sich spontan an. Andere ziehen nur für eine begrenzte Zeit mit.
  7. Dokumentation
    Während der Proben gibt es einzelne Video-Clips, die in sozialen Medien verbreitet werden. Die Darsteller*innen können diese Clips in ihren privaten Accounts nutzen. So erhält das Projekt auch überregionale Beachtung.

Projektträger ist die Hainhölzer Kulturgemeinschaft e.V. Das Projekt wird gefördert von LAGS, Quartiersfonds der Stadt Hannover, Integrationsbeirat Nord, Sparkasse Hannover.

Ein Link zum Projekt

Ein Link zum Dokumentarfilm des Projektes

© Foto und Text: Michael Laube

GELANDET?! Ein Motiv für vier unterschiedliche Gruppen - boat people projekt - Göttingen

„Wo sind wir hier denn gelandet?“ fragen die Kinder im Kinderclub sich gegenseitig in der Improvisation über eine Mondlandung. „Wie lande ich bei ihm/ihr?“ wollen Jugendliche wissen, wenn es ums Flirten geht. In vier Workshops mit Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Frauen ging es um das Motiv LANDEN. In regelmäßigen Proben und Film-Drehs entstanden vier unterschiedliche Präsentationen, die auf einem Sommerfest gezeigt wurden. Die Proben fanden in den Räumen des Freien Theaters boat people projekt statt, die in einer Flüchtlingsunterkunft liegen. So bestanden die Gruppen aus Menschen verschiedener Herkunftsländer.

Der Kinderclub, geleitet von zwei Theaterpädagoginnen, war eine Kooperation mit dem Deutschen Theater in Göttingen. Das Ergebnis konnte auf dem Kinder- und Jugendtheaterfestival dort gezeigt werden. Kurz nach dieser Präsentation wurden zwei der Kinder mit ihrer Familie zurück in den Kosovo abgeschoben. Das war tragisch und die Gruppe konnte ihr Erprobtes nicht nochmal aufführen.

Eigentlich war es nicht geplant, Flucht oder Migration zum Thema für den Film zu machen. Aber im Club waren viele junge Männer aus Afghanistan. Zur Zeit der Filmentstehung kamen die ersten Briefe mit den Abschiebebescheiden und so wurde das Thema unweigerlich durch die aktuelle Situation gesetzt und auch von der Gruppe ausdrücklich gewünscht.
Der ca. 20 Minuten lange Kurzfilm ist hier zu sehen: 7.Juli - Der Film

Im Jugendclub ging es aus aktuellen Anlässen stark um die Frage, was man als Mädchen machen kann und darf und was nicht. Die Gruppe bestand aus ca. 18 Jugendlichen im Alter von 14 bis 22 und wird ab November 2017 an dem Text und der Stückentwicklung weiterarbeiten. Eine Premiere ist im April 2018 geplant.

Mit den Frauen aus der Unterkunft zu arbeiten, ist ein Unterfangen, das einen langen Atem braucht. Nach verschiedenen Versuchen über Tanz und Bewegung eine Gruppe aufzubauen, sind die beiden Theatermacherinnen dazu übergegangen die ganze Familie mit in die Gruppenarbeit einzubeziehen. Sie veranstalteten Frauendiscos, die sehr gut besucht wurden und einen Kinoabend mit einem Film für Kinder, der auf Arabisch und Deutsch zu sehen war. Wir arbeiten weiter daran, Konzepte zu entwickeln, mit denen die Frauen und Familien begeistert werden können und überlegen weiter, wie man diese Zielgruppe mit deutschen Familien in künstlerischer Auseinandersetzung und Zusammenarbeit zusammen bringt.

Weiteres unter: https://boatpeopleprojekt.de/

© Foto: Reimar de la Chevallerie und Text: Nina de la Chevallerie

Freiwillig.Engagiert. - Seefelder Mühle - Stadland/Seefeld

30 Jahre Kulturzentrum Seefelder Mühle=30 Jahre Ehrenamtliches Engagement. Längst war mal ein Dank an die vielen Menschen fällig. Diese Feststellung und der Erfolg, den wir mit unserer Kulturarbeit haben, waren die Ausgangsbasis für unser einjähriges Projekt. Am Beginn stand die Keks-Aktion, um den Anteil der Eigenmittel etwas zu erhöhen: Unsere Müller im Verein mahlten Vollkornmehl, dieses wurde in 500g Tüten verpackt und von backfreudigen Seefelder*innen zu einer überbordenden Menge von farbenfrohen und geschmacklich vielfältigen Plätzchen verarbeitet. Fabienne und Julia als Engelchen verkleidet brachten das Backwerk an einem Adventswochenende an die Besucher*innen, begleitet vom vielstimmigen Gesang unseres Mühlenchores.

In langen Gesprächen entstand ein Testimonial über acht aktive Ehrenamtliche im Verein, die bewegende Sätze über ihre Mitarbeit in der Seefelder Mühle und zu ihrer Verbundenheit mit der Einrichtung formulierten.

Schwieriger wurde es, als wir versuchten, in einem Workshop unter Anleitung einer Künstlerin das Ehrenamt zu malen, zu collagieren, als Skulptur zu formen oder anders bildnerisch zu fassen. Dieses Thema ist doch recht abstrakt! Unser Ausweg: Wir engagieren eine Fotografin, die Interessierten beibringt, wie man gute Porträtaufnahmen anfertigt. Und schon ging es los: drei Samstage lang wurden Fotos in allen Lebenslagen und Umgebungen geschossen, das Making off zeigt viele witzige Situationen. Die frisch geschulten Fotograf*innen mussten nun Termine mit den über 60 Ehrenamtlichen machen und dafür sorgen, dass jede und jeder eine originelle Inszenierung für sein jeweiliges Ehrenamt kreiierte. So wurde ein Tresor aufs Mühlengelände geschleppt, um die Kassenwarte dekorativ aussehen zu lassen, am Strand wurden sportliche Übungen mit Rettungsring, Wippe und Reckstange ausprobiert (eine Vorsitzende muss stets den Laden und die Mitarbeiter*innen retten, die Balance im Alltag halten und für Förderungen Klimmzüge machen) und unsere Organisatorin des Landfrauenmarktes versank fast unter einem Berg von Lebensmitteln. Des weiteren wurden Stühle gestemmt, sich in Bilderaufhängungen verstrickt oder die Köpfe durch die Flügelklappen gesteckt. 35 großformatige Dokumente vieler lustvoll ausgefüllter Ehrenjobs hingen zur Freude unserer Besucher*innen in unseren Ausstellungsräumen unter dem Titel „Mensch.Amt.Ehre.“ Bald ziehen wir damit ins örtliche Rathaus – und vielleicht auch in den Landtag?

Weiteres unter: https://seefelder-muehle.de/

© Foto: Felina Hartmann und Text: Cornelia Iber-Rebentisch

Ausbau der Geschäftsführung - Kulturmühle Buchhagen

Die KulturMühle Buchhagen hat eine lange und stetige Entwicklung nach oben und nach vorne hinter sich. Vom allseits belächelten und zum Teil argwöhnisch beäugten Hippie-Projekt haben wir uns über 20 Jahre Vereinsbestehen und 10 Jahre seit der Fertigstellung der Renovierung der KulturMühle zu einem respektierten und gern gesehenen Partner für andere Vereine und zu einem beliebten Auftrittsort für die lokale Musikszene wie auch überregionale Künstler*innen entwickelt. Und trotzdem herrscht bei uns immer noch der Charme des Improvisierten, die Herzlichkeit echter “Amateurinnen” und “Amateure” und eine gute Portion “das kriegen wir schon hin” und “was nicht passt wird passend gemacht”.

Wie haben wir das geschafft? Wir haben uns professionalisiert, indem wir von Anfang an auf eine bezahlte Geschäftsführung Wert gelegt haben. Zu Anfang war dies eine der Gründerinnen des Kulturvereins und anhängenden Gebäude-Projekts KulturMühle, die sich speziell für diese Aufgabe fortgebildet hatte. Ihr folgten mehrere Kulturschaffende mit kulturwissenschaftlichen Studienabschlüssen. Jede hat dem Programm der KulturMühle und der Weiterentwicklung des Vereins einen persönlichen Stempel aufgedrückt, eigene Projekte initiiert, der KulturMühle ein Gesicht gegeben. Und mit jeder neuen Leitung sind auch neue Verknüpfungen mit anderen Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen entstanden. Mit dieser erweiterten Reichweite stiegen die Möglichkeiten aber auch die Anforderungen an den Verein. Ohne eine Strukturförderung - zunächst vom Landschaftsverband Südniedersachsen und für drei Jahre auch über die LAG Soziokultur hätten wir diesen Weg nicht gehen können. Zu weit ab vom Schuss, mit zu wenig wirtschaftlichen Einnahmemöglichkeiten aber dafür mit Veranstaltungen, die oft kostenlos und immer erschwinglich sind und die die Menschen der Region verbinden.

Die Strukturförderung hat vieles für uns möglich gemacht. Seit langem sind wir bei der LAGS als Mitglied präsent, aber seit einiger Zeit sitzen wir auch bei der Kulturplanung der Stadt Bodenwerder mit am Tisch, wir werden zur Münchhausen-Preisverleihung eingeladen und man legt auf unsere Kooperation bei Stadtfesten wert. Wir machen inzwischen nicht nur in Gummistiefeln sondern auch im Hosenanzug eine gute Figur und haben gelernt, auch auf unsere ehemaligen Kritiker*innen zuzugehen ohne unsere Individualität zu verlieren.

Weiteres unter: http://buchhagen.org/

© Foto und Text: Ruth Emanuel

Dorfgedanken, Oma Sanne lädt ein - Jahrmarkttheater - Altenmedingen

Mit dem Format Dorfgedanken lädt die Kunstfigur Oma Sanne einmal im Monat zum spielerischen Austausch über verschiedene Themen ein. Jeder Abend hat ein anderes Thema und schon deshalb wird jeder Abend anders. Immer gleich ist nur die Grundsituation: Oma Sanne lädt ein. Sie hat ein langes Leben hinter sich, die meiste Zeit hat sie in einem winzigen Dorf in der Gegend gewohnt, aus der auch unser Publikum kommt. Sie begrüßt die Gäste, verwickelt sie in Gespräche, lässt sie Platz nehmen, sorgt für Bewirtung. Es gibt keine Bühnensituation, sondern immer thematische Rauminstallationen.

Oma Sanne und das Jahrmarkttheater laden zu jedem Abend zwei besondere Gäste ein: Da wäre zuerst einmal ein Experte. Expert*innen sind Menschen, die sich am jeweiligen Thema in ihrem Alltag reiben, Menschen mit einer persönlichen Sicht und viel Begeisterung für das Thema. Menschen mit Neugier und Lust an Austausch und Zuhören.

Der zweite besondere Gast ist eine Künstlerin, die die Fragestellung mit ihren Mitteln beleuchtet, kommentiert und den gemeinsamen Austausch damit befeuert. Das können Menschen aus den unterschiedlichsten Kunstbereichen sein: Schauspiel, Musik, Malerei, Fotografie und Film. Ziel ist kein künstlerischer Vortrag, sondern ein künstlerisches Miteinander. Bisher ist ein bereichernder Austausch mit vielen Menschen aus der Region entstanden.

Nach der Vereidigung von Donald Trump haben wir das Theater in ein Parlament verwandelt und über Demokratie gesprochen. Zwei Impro-Theaterspieler*innen haben die Debatte der Gäste auf die Bühne gebracht und unsere bisher jüngste Expertin (Schülersprecherin und Zweite beim Bundeswettbewerb „Jugend debattiert“) bringt es auf den Punkt, als sie zu Oma Sanne sagt: „Ich verspreche dir, dass ich mich immer mit ganzer Kraft dafür einsetzen werde, dass die Freiheit, die Gleichheit und die Demokratie als unser wichtigstes Gut betrachtet werden.“

Ein Link zu unserer Dorfgedanken Seite

© Foto und Text: Anja Imig

Digital Diary - Blauschimmel Atelier - Oldenburg

Eine Gruppe von Laien und Profis, die durch die Liebe für die Musik und für das Experimentieren zusammen kommen. Gemeinsame Improvisationen mit konventionellen und unkonventionellen Musikinstrumenten. Klangforschung und Musik, die sich in Bildern übersetzen lässt. Kein Lampenfieber für die Großaufführung im Konzertsaal, sondern nur Spaß am Jammen. Raum für Sound, Gespräche, Ideen und auch Fehler... miteinander! Ein leidenschaftlicher, musikbegeisterter Multimediakünstler und ein bildender Künstler mit Vorliebe für digitale Bilder gehören auch zur Gruppe dazu.

Ein digitales Tagebuch erzählt genau diese Geschichte. Sie ist eine inklusive Geschichte von Musik, Kunst, Improvisation und Begegnungen.
Woche für Woche entstehen in unseren Räumen neue Improvisationen, neue Sounds, neue Begegnungen und neue Formen der Zusammenarbeit. Woche für Woche gibt es neue und bekannte Gäste, die sich darauf einlassen, Teil dieser Geschichte zu werden. Woche für Woche werden sie aufgenommen, zu Video-Clips verarbeitet und für alle ins Netz gestellt.
Digital Diary ist ein experimentelles, für das Blauschimmel Atelier ganz neues Format der künstlerischen Darstellung: gleichzeitig analog und digital, frei verfügbar, offen nicht nur für die Beteiligten sondern auch für das Publikum, überall. Frei vom Druck der Aufführung sind die Musiker*innen nur auf die Musik und auf das Miteinander konzentriert. Ein offener Prozess, der in Bildern und Tönen festgehalten und weitergegeben wird.

Das Digital Diary des Blauschimmel Ateliers wird nicht nur die Musikbegeisterten an den Bildschirm fesseln. Wir wollen uns und euch damit begeistern.

Hier geht's los

Text: I. Massari
Bild: Schnittbild aus dem Digital Diary

Un[sichtbar] – das TPZ Hildesheim fragt: Ist privat noch zeitgemäß?

Hand aufs Herz – wann haben Sie Datenschutzrichtlinien zum letzten Mal tatsächlich gelesen und nicht nur darüber hinweggescrollt und ein Häkchen bei „Ich stimme zu“ gesetzt? Wie oft lesen Sie heimlich im Handy Ihrer Partnerin, während sie unter der Dusche steht? Und welche Personen haben eigentlich Zugriff auf Ihre Daten? Wer kann die Fotos Ihrer Kinder sehen, die Sie bei Facebook hochladen?

Das TPZ befasst sich im aktuellen Spielzeitprojekt „un[sichtbar]“ mit einem Themenfeld, das sowohl sozial als auch politisch viel Brisanz bietet: Privatsphäre und Öffentlichkeit. Heutzutage oft nur noch einen Klick voneinander entfernt. Menschen aus Hildesheim und Umgebung bringen dieses Thema auf die Bühne und flechten dabei ihre eigenen Geschichten und Erfahrungen mit ein. Unsere Teilnehmenden sind Grund- und Berufsschüler*innen, Studierende und Erwachsene mit ganz unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen. Die erste Inszenierung der Spielzeit wurde von zwei Berufseinstiegsklassen der Friedrich-List-Schule in Hildesheim präsentiert. Die Jugendlichen befassten sich mit Identitäten in der realen und virtuellen Welt und strickten daraus zwei spannende Theaterstücke: „verbuggt“ und „Continue“.

Im März feierte dann „Wo ist Hannah?“ Premiere, ein Stück, das angehende Erzieherinnen und Erzieher der Herman-Nohl-Schule entwickelt haben. Darin geht es um Hannah, Nele und Hendrik, drei Jugendliche, die im Internet und im realen Leben Mobbing erfahren und aktiv werden. Und für die kommenden Monate ist noch viel mehr in Planung: ein Film, eine szenische Stadtführung, ein Dinner im Dunkeln und, und, und. Aktuelles zum Projekt und zu den anstehenden Terminen wird nicht geheim gehalten, sondern VERÖFFENTLICHT, und zwar hier: www.tpz-hildesheim.de

Text: Kathrin Löwensprung
Foto: Clemens Heidrich

Fuchsbau Festival - Hitze des Gefechts

Fuchsbau interpretiert das Festival neu: Sie legen den Fokus auf die Gemeinschaft, die während des Festivals entsteht. Menschen aus den unterschiedlichsten kulturellen Kontexten, mit diversen Interessen und Einstellungen kommen hier zusammen und setzen sich mit gesellschaftlichen Themen auseinander. Sie entdecken aufreibende Thesen, unerhörte Musik und neue Kunstwerke. In einer kurzen Zeitspanne lernen sie sich intensiv kennen, diskutieren und feiern zusammen. Die Werte und Ideen, die hier gelebt werden, müssen jedoch erst ausgefochten werden. Das Festival dient als Konfrontation mit einem Möglichkeitsraum. “Die Hitze des Gefechts” lautete daher das Motiv des Fuchsbau Festivals 2016. Die Wendung beschreibt den Moment der Verschiebung von Wahrnehmung. In der Hitze des Gefechts gerät alles ins Wanken. Alles wird diskutabel und muss neu zusammengesetzt werden.

Das Fuchsbau Festival hat 2012 als Experiment begonnen - zwanzig junge Menschen haben sich zusammengetan, um etwas zu bewegen, sich auszudrücken, eine Lücke in der Stadt zu füllen und gemeinsam mit dieser Stadt ein Zeichen zu setzen: für eine sichtbare und freie Kunstszene, für eine interessante Nutzung des öffentlichen Raums, für eine politische Haltung in junger Kultur. Entstanden ist eine Plattform, die aufstrebenden Kunstschaffenden und Denker*innen Platz bietet für Austausch. Untereinander und mit der Öffentlichkeit. Aus Urban Art, Installation, Filmen, Literatur, Performances und Musik entstehen genre- und spartenübergreifende Arbeiten.
Im vergangenen Jahr waren unter anderem Theresa Züger, Helmut Höge, Natasha Basu (NL), Daniel Rourke (GB), Dr. Cheikhmous Ali (SRY/FR), Julia Schramm, Hourya Bentouhami (FR), Volker Handon, Ayishat Akanbi (GB), Saleem Haddad (LB), Hanne Lippard (NO), The Constitute, KOBE (NL), Sevdaliza (IRN), SOXSO (PL) und Le1f (USA) Teil des Festivals.

Das Festival ist Ergebnis von einem Jahr ehrenamtlicher Arbeit, zehn Konzeptionswochenenden, einer Reise an die Nordsee, einigen Weiterbildungsseminaren und Scouttours, fast 30 Stunden Skype-Gespräche mit schlechter Internetverbindung und 70 mit guter Internetverbindung. Je näher das Festival rückte, desto mehr Künstler*innen, Kollektive, Techniker*innen und unzählige Volunteers stießen hinzu, um das Festival möglich zu machen.

Zur Seite des Fuchsbau-Festival

Foto: Axel Javier Sulzbacher

Wie das TPZ mit „Projektitis“ gut und selbstbestimmt älter werden will – TPZ Hildesheim

„Das war sehr spannend und lustig heute. Ich schlafe später garantiert mit einem Lächeln ein!“ Das hat eine ganz nette alte Dame neulich zu mir gesagt, nachdem wir zusammen für ein Theaterprojekt geprobt hatten. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Das Projekt ist nur eines von ganz vielen soziokulturellen theaterpädagogischen Projekten, die ich - das TPZ – seit 2007 in und um Hildesheim auf die Beine stelle. Ich lade jede und jeden gerne ein zum Mitspielen, egal wie alt, egal woher, egal mit welchem Hintergrund. Zusammen finden wir immer ein spannendes und wichtiges Thema. Wir lernen zusammen. Dadurch gucken die Leute anders auf sich, die Welt und andere, als sie es vorher gemacht haben. Weil ich so viele kleine und große Projekte mache, bleibe ich sportlich, beweglich und kriege immer neue Ideen. Projekte sind toll!

Und ja, du hast vorhin richtig gelesen, dieses Jahr feiere ich schon meinen 10. Geburtstag. Darüber freue ich mich doll. Und ich bin ehrlich gesagt auch mächtig stolz, weil so viele Leute schon so lange so gerne mit mir spielen. Trotzdem schlafe ich – anders als die nette Oma aus dem Theaterprojekt – zurzeit nicht so oft mit einem Lächeln im Gesicht ein, denn ich habe chronische Projektitis. Vor lauter Projekten und „Ich denk mir mal was gutes Neues aus und schreibe jemandem einen ganz langen Brief, damit der mir dabei hilft, das gute Neue auch wirklich zu machen“ habe ich kaum mehr Zeit, Energie und Taschengeld für das, was meine Leute Innovationstransfer, Netzwerkarbeit, Qualitätssicherung, Konzeptionsarbeit und Infrastruktur nennen. Projekte sind doof!

Ich finde, so kurz vor dem 10. Geburtstag sollte man nicht nachts aufwachen und darüber grübeln, wie alt man wohl noch wird, wenn das noch lange so weitergeht und man nie Zeit hat, darüber nachzudenken, wie man mit Projektitis gut erwachsen und älter werden kann. Deswegen hab‘ ich mir zum Geburtstag von der LAGS ein bisschen Zeit gewünscht, und die habe ich zum Glück auch gekriegt – danke, liebe LAGS! Jetzt kann ich zusammen mit anderen darüber nachdenken, wie wir es hinkriegen, noch ganz lange superneue Angebote und Projekte der Kulturellen Bildung und Soziokultur für alle zu machen – und das tagsüber und nicht nachts. Wir gucken zum Beispiel, wie man mich in echt und im Internet besser findet und wie noch mehr Leute (ohne Geld, mit mittelviel Geld, aber bitte auch ein paar mit ganz viel Geld) verstehen, was ich so mache und kann, warum das toll und wichtig ist und dass sie das auch ganz bald mal nutzen sollten. Eigentlich ganz einfach: Schließlich können ja nur dann Leute zum Spielen zu mir kommen, wenn sie wissen, dass es mich gibt, ich Zeit für sie habe und mich auf sie freue.

Jetzt ist der einzige Wunsch, den ich noch habe: ein eigenes Zimmer, in dem ich Platz habe, mit ganz vielen anderen Menschen Theater zu spielen. Ich hoffe, das klappt auch noch. Nach dem Geburtstag ist schließlich vor dem Geburtstag! Wenn auch ihr mit mir spielen wollt, schaut doch immer mal wieder rein in den nächsten Monaten.

Hier wird nämlich auch einiges neu: www.tpz-hildesheim.de

Text: Kathrin Löwensprung
Foto: Andreas Hartmann

Alles auf Anfang? - WER bin ich WO und für WIE lange? Jugendkulturarbeit Oldenburg

„Wenn ich euch in Kleid oder kurzer Hose mit T-Shirt sehe und euch beim genüsslichen Eis essen zugucke, dann wirkt das irgendwie verboten…obwohl es einfach nur schweinekalt ist.“
„Ich bin…“ - So fängt derzeit jede Probe von uns an. Ich bekomme eine GoPro in die Hand und jedes Mal suche ich mir eine Facette meines Selbst aus, die heute überwiegt, die heute gezeigt werden will oder eine, die mir eigentlich gar nicht gefällt. Dann üben wir uns in tänzerischen Aufgaben, kreieren Ideen zu Filmaufnahmen in der Stadt oder erarbeiten Performances mit dem, was uns gerade zur Verfügung steht.

Wir entwickeln Tanzchoreographien darüber, wie ein typischer Morgen aussieht oder essen in sommerlich-luftiger Kleidung in der Fußgängerzone ein Eis vor einem Strandplakat bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Wir lassen uns von ganz unterschiedlichen Dingen einladen. Wir müssen uns nur lange genug damit auseinandersetzen. Dabei erfahren wir, dass man sehr viele Zahnstocher im Haar verstecken kann, Aluminiumfolie nie da reißt, wo man es erwartet und dass man aus Feuchttüchern kein Kartenhaus bauen kann. Wir setzen uns gegenseitig buchstäblich „auf den Hocker“ und müssen Fragen beantworten, ob wir mal geklaut haben, wir unsere Füße mögen, jetzt in eine andere Stadt ziehen würden und wir erkennen, auf welche Frage wir niemals antworten möchten.

Aber was heißt das alles? Was sagt das über uns aus? Die Gruppe von sieben Jugendlichen, geleitet und begleitet von einer in der Elfenbeinküste geborenen Tänzerin, einem aus dem Iran kommenden Filmemacher und einem Theaterpädagogen mit deutschen Wurzeln bearbeitet mit den Künsten der drei Leiter*innen und den Ideen der Teilnehmer*innen Fragen der eigenen Identität und Migration. Sei diese international, national oder auch nur „im Kopf“. Es stellt sich immer die Frage, „wer bin ich, wo und für wie lange“. Was hat man in der Hand und was nicht. Dafür suchen wir Ausdrucksmöglichkeiten, starke Bilder und vor allem eine gemischte Ästhetik zwischen Tanz, Film und Theater.

www.jugendkulturarbeit.eu

Kontaktzone KUNSTRAUM - Kunstraum Tosterglope

Neben dem, was den Kunstraum in Tosterglope bisher ausmachte – zeitgenössische Kunst, Neue Musik und deren Vermittlung mit jungen Menschen – hat sich im Hinblick auf Soziokultur der Fokus verwandelt. Oder besser: Er hat sich erweitert, um in ländlicher Off-Lage (Luft)Wurzeln zu schlagen. Die Kontaktzone hat sich auch Dank der strukturellen Stärkung durch die LAGS lebendig entwickelt. Viele Menschen packen jetzt mit an und Christine macht das hauptamtlich. Extreme Vielfalt gehört zu unserem Programm. Wir erlauben uns, dies Welt zu nennen.

Wie selbstverständlich hat deshalb das „Museum für alles“ die Tore weit geöffnet um zu experimentieren, zu zeigen, zu tauschen und Geschichte(n) zu erzählen. Regelmäßig treffen sich in der Kontaktzone-Kunstraum Menschen der Umgebung um auszuloten, wie Kunst überbordet, also Grenzen überschreitet. Am Spülsaum der Elbe wurde Niemandsland vermutet und auch Jemandsland gefunden.

Inzwischen haben sich Initiativen gebildet um gemeinsam zu zeichnen, Kräuter und Volkslieder zu sammeln, mit syrisch-kurdischen Nachbarn zu musizieren und zu kochen. Mit dem Landkultur e.V. gab‘s das Klima- und Museumsfest, Diskussionen und Vorträge zum Kulturwandel. Die Künstlerkolleg*innen erforschten dabei das äußere und vor allem das innere Klima. Alfons brachte uns den Tango aufs Land. Burkhard erklärte die Spiegel und das All. Odette zeigt ihre Sicht der Tierrechte. Katja hat mit uns den internationalen Chor ins Leben gerufen für Lieder aus der ganzen Welt, dazu spielen Musiker*innen aus Syrien, Deutschland, Iran, Holland, Spanien und Afghanistan. Edith (Medusa) hatte Lasse öffentlich und offiziell auf die Couch gebeten, um Aufschlüsse aus seinem Schlüsselbund und Orakel aus Gudruns Handtasche zu erhalten. Mal gibt es auch die Fahrradwerkstatt mit leibhaftiger Barockmusik. Fast noch doller ist Renates Kaffee-Satz-Lesen abends am Mittwoch am Museum. Räume in Keramik in Gesellschaft und unter fachkundiger Anleitung und Essen aus dem Wok passen ganz gut zusammen. Der öffentliche Garten im benachbarten Dahlenburg wächst mit „sozialer Kunstvermittlung“ aus dem Kunstraum in alle Richtungen. In Kooperation mit der örtlichen AWO entsteht hier ein spielerischer natürlicher abenteuerlicher Sozialraum. Vor den meisten Kunstraum-Veranstaltungen gibt’s das Museums-Cafe.

– Oh, es gibt sooo viele schöne überraschende Möglichkeiten in der „Kontaktzone für alle“ – und wir stehen immer noch ganz am Anfang. Zum Glück!

Weiteres unter: https://www.kunstraum-tosterglope.de/universitaet/

Text: Johannes Kimstedt, künstlerischer Leiter Kunstraum Tosterglope
Foto: Landkunst e.V.

Bodenwerder wird bunt - Bodenwerder macht Street Art, KulturMühle Buchhagen

Gemeinsam mit über 100 Bewohner*innen aus und um Bodenwerder haben wir über Monate das Großprojekt „Bodenwerder wird bunt“ verwirklicht. Das Projekt gliederte sich in drei Teile.

Strick-und Häkelinstallation in der Innenstadt
Der erste Teil war eine Schwarmkunstaktion in der Innenstadt bei der über 60 Frauen und Kinder mehrere Monate unter der Anleitung der Streetartkünstlerin Mansha Friedrich strickten und häkelten. Herausgekommen ist eine große farbenfrohe Installation, die im September 2016 beim Pflastermalerwettbewerb offiziell eingeweiht wurde. Verschiedene Objekte in der Fußgängerzone der Innenstadt wurden „wollverzaubert“ - so wurden der Münchhausenbrunnen mit weißen Häkeldecken eingekleidet und Laternen, Poller und Bäume mit Häkelblüten, Girlanden und Pompons farblich installiert. Vor dem Rathaus der Stadt Bodenwerder wurde zudem ein Fahrrad der Bürgermeisterin komplett eingestrickt und davor installiert. Bei der Offenen Bühne wurde mit allen Beteiligten und Besucher*innen der Stadt bei Livemusik gefeiert.
Die Installation war insgesamt knapp drei Monate zu sehen und bekam seitens der Bewohner*innen und Tourist*innen sehr viel positive Presse und Aufmerksamkeit.
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit stand bei Projektantrag fest, dass die Installation abgehängt, gesäubert und weiterverwendet werden sollte. Doch bevor wir dieses am Ende des Jahres umsetzten, begann im Oktober der zweite Teil des Großprojekts „Bodenwerder wird bunt“.

Die erste Mehrgenerationenwand
Mansha Friedrich war jahrelang in der Graffitiszene aktiv bevor sie als Strickkünstlerin bekannt wurde. Die Wände des Jugendzentrum Klex sollten sich unter der Fragestellung: „Stadt der Zukunft – meine Wünsche für Bodenwerder“ in eine generationsübergreifende Projektionsfläche für die Ideen der ansässigen Bevölkerung verwandeln. Insgesamt nahmen über zwanzig Erwachsene, Senior*innen und Jugendliche an dem Projekt teil und sammelten in mehreren Treffen gemeinsam mit Mansha Friedrich Ideen, fertigten erste Skizzen an und machten sich mit Acrylfarbe an die künstlerische Umsetzung. So fertigten die Bewohner*innen der Region erstmals eine Mehrgenerationenwand in mehrtägiger Arbeit, welche mit einem großen Abschlussfest feierlich eingeweiht wurde.

Installation an der KulturMühle
Im Dezember machten wir uns dann an den dritten und letzten Teil des Projekts. Die abgehängten und gesäuberten Strick-und Häkelteile aus der Innenstadt wurden zu neuen Teilen zusammengefügt, darunter drei Tagesdecken und Kissen, die beim Weihnachtsmarkt der KulturMühle für einen guten Zweck zum Verkauf angeboten wurden.
Ebenso installierten die teilnehmenden Frauen zusammen mit der Künstlerin Blüten und Girlanden an den Pelletsspeicher vor der KulturMühle. Diese hängen heute noch dort und erinnern uns jeden Tag an ein ganz wundervolles Projekt, das die Bevölkerung, unterschiedliche Institutionen, Vereine und die Stadt Bodenwerder mit der KulturMühle Buchhagen kreativ zusammengebracht hat und dabei zukunftsweisende Impulse setzen konnte!

Weiteres unter: https://www.facebook.com/Bodenwerder-wird-bunt-Bodenwerder-macht-Street-Art-1769536626611081/

ceramic - culinary – INTERculture, Werkschule Oldenburg

Geflüchtete und einheimische junge Menschen trafen sich in der Werkschule – Werkstatt für Kunst und Kulturarbeit in Oldenburg - zum kulturellen Austausch mittels Keramik.

Die vor Krieg, Verfolgung und wirtschaftlichen Miseren in ihren Herkunftsländern in die Sicherheit Deutschlands Geflüchteten sollen Teil der bundesdeutschen Gesellschaft werden. Schulische und berufliche Ausbildung, so denken sich das politisch Verantwortliche als langfristige Perspektive, würden vor allem jungen Erwachsenen einen baldigen Zugang zum hiesigen Arbeitsmarkt verschaffen. Ihre gesellschaftliche Integration würde sich dann am Ende organisch ergeben.

Nun leben aber Geflüchtete mit ihren jeweiligen Hintergründen und Erfahrungen bereits jetzt unter uns. Kultureller Austausch – so der Projektansatz - kann helfen, die gesellschaftliche Integration auf einer beiderseits achtungsvollen Ebene in Gang zu bringen.
Die grundsätzliche Überlegung: Was ist allen Menschen und Kulturen gemeinsam? Das Essen. Wobei Auswahl von Nahrung und Zubereitung von Speisen wiederum in den verschiedenen Gegenden der Welt höchst unterschiedlich ausfallen. Und was braucht man zur Zubereitung und Darbietung von Speisen seit Ur-Zeiten? Gefäße, die in Form und Funktion just solche kulturellen Verschieden- und Eigenheiten widerspiegeln.

26 Einheimische und migrierte junge Erwachsene im Alter von 16 bis 23 Jahren fertigten charakteristische Gefäßen und Geschirre ihrer Kultur. So entstand ganz anschaulich und nach und nach ein tiefer Austausch über die Kulturen ihrer jeweiligen Herkunftsländer. Dabei setzten die anleitenden Keramikprofis ganz auf die Vermittlung von verschiedenen keramischen Techniken und auf die begeisterte und begeisternde Kreativität der Kursteilnehmer*innen - zunächst einmal in der Woche, in den Herbstferien dann intensiviert am Block. Ein ganz besonderes Erfolgserlebnis der kontinuierlichen Tätigkeit für alle: Keramische Gebrauchsgegenstände mit den eigenen Händen hergestellt und sich so auch ein Stück eigenen Besitzes erarbeitet zu haben.
Beschlossen wurde das Projekt „ceramic - culinary – INTERculture“ im Dezember mit öffentlichen Aktionstagen und einer vierwöchigen Präsentation in den Ausstellungsräumen des Kunstforums der Werkschule: Die Teilnehmer*innen aus Afghanistan, Albanien, Deutschland, Gambia, Guinea-Bissau, dem Irak und Syrien präsentierten zusätzlich zu ihren Arbeiten eine große gemeinsam erstellte Wandarbeit aus Porzellan.

Weiteres unter: https://www.werkschule.de/de/soziokultur/ceramic-culinary-interculture.php

Text & Foto: Werkschule

Draußen und Drinnen - Kulturzentrum Faust, Hannover

Das Ihme-Zentrum ist mit über 800 Wohnungen, 60.000 qm Gewerbefläche, 60.000 qm Büroräumen und zusätzlichen Nutzungsflächen ein kleiner Stadtteil im Stadtteil. Geliebt und gehasst und mit großen Leerständen der Gewerbeflächen ist es eine Herausforderung für die Stadtentwicklung in Hannover-Linden. Der Blick auf das Ihme-Zentrum von “Draußen” und der Blick von “Drinnen” weichen dabei zum Teil erheblich voneinander ab. Mit dem Fotoprojekt "Draußen und Drinnen” wollten wir neue Blickwinkel ermöglichen und Diskussionsräume für eine positive Entwicklung schaffen.

Im Laufe des Jahres 2016 hat das Kulturzentrum Faust in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Simon Slipek einen Langzeit-Workshop durchgeführt. Über 60 Teilnehmer*innen aus dem Ihme-Zentrum und dem Stadtteil fotografierten mit schwarz-weiß-Einwegkameras Fotostrecken zum Ihme-Zentrum und fanden ihren ganz persönlichen Blickwinkel.

Simon Slipek unterstützte die Teilnehmer*innen dabei, die Bilder auszuwählen und zusammenzustellen. So konnten Anfang des Jahres 2017 30 Fotostrecken in einer Öffentlichkeit präsentiert werden. Welche Bilder in die Ausstellung kommen, dieser Auswahlprozess und die Art der Präsentation, darüber haben sich die interessierten Teilnehmer*innen verständigt. Ergänzt wurden die Fotos durch kurze Texte der Teilnehmer*innen.

Das Projekt und die Ausstellung ergaben viele Möglichkeiten in Diskussionen und Zusatzveranstaltungen die Sichtweisen untereinander auszutauschen. Ca. 850 Besucher*innen sahen sich die Ausstellung an und mehr als 100 Interessierte beteiligten sich an den Diskussionen in den Zusatzveranstaltungen. Zusammen mit den zum Ihme-Zentrum aktiven Stadtteilinitiativen gelang es positive Aspekte zum laufenden Diskurs beizutragen.
Alle Ergebnisse werden wir im Laufe der nächsten Monate auf der Projektwebseite des Kulturzentrums Faust und im Kontext der Webseite stadtteilgeschichten.net auch im Internet dokumentiert.

Alle Fotos (schwarz-weiß) stehen unter einer Creative Commons Lizenz.

Kontakt: fotoprojekt-ihmezentrum@kulturzentrum-faust.de

Das KAZ freut sich auf Sanierung und Umbau

Mitarbeiter, Vorstand und Mitglieder des KAZ freuen sich sehr über die in Aussicht gestellten Mittel für Sanierung und einen Umbau des Otfried-Müller-Hauses.
Das sich Verwaltung, Stadt und Bund gemeinsam für das Haus eingesetzt haben ist besonders bemerkenswert. Zwar konnten im letzten Jahr schon Mittel vom Land Niedersachsen und der Stadt Göttingen für erste energetische Sanierungsmaßnahmen eingeworben werden, dennoch leidet das Haus noch immer unter einem großen Investitionsstau.
„Wir sehen in der Zusage drei Millionen Euro bereitzustellen ein deutliches Bekenntnis zu diesem Kulturstandort und eine Anerkennung der kulturellen Bedeutung die das KAZ und das Junge Theater für Göttingen haben“, so Anne Moldenhauer KAZ Geschäftsleitung. Wir hoffen sehr, dass der Rat der Stadt der Empfehlung des Oberbürgermeisters folgt und den städtischen Anteil der Förderung bewilligt.
Die Sanierung des Gebäudes bietet die Chance, dass sich die Probesituation für die vielen Kulturgruppen im des KAZ verbessern und sich neue Nutzungsformen entwickeln können.
„Als Abschluss eines gemeinsamen Projektes von KAZ und Jungem Theater wird im nächsten Jahr eine Revue auf Wochenmarktplatz stattfinden und so ein Ausblick auf künftige Möglichkeiten der Öffnung und Bespielung des Wochenmarktes geben“ sagt Caro Frank Projektmitarbeiterin des KAZ.

Weiteres unter: https://www.kaz-goettingen.de/

Foto: Wenzel

PUNK - FAULES HOLZ, R.A.M. – Hildesheim

Was passiert, wenn sich Profis aus Film, Musik, Theater und bildender Kunst getreu dem PUNK-Motto "Do It Yourself" eine Woche lang Jugendlichen zur Verfügung stellen und ihnen anbieten, auf Augenhöhe zusammen zu arbeiten? Viele haben Interesse, viele kommen. Manche wissen genau, was sie wollen und legen los. Die meisten warten auf etwas. "Ihr Erwachsenen seid doch oben, wir unten." Hier nicht. Ach so. Machen, was man will. Ohne Beschränkung? Völlig frei? Wie geht das?

Ein Band-Set, Papierbahnen und Stifte, ein Filmer mit Schnittplatz sind da. Ich spiel kein Instrument. Darf ich trotzdem? Manche kommen nicht wieder. Manche kommen und gehen. Manche sind immer da. Was will ich? Raus in die Stadt. Menschen überraschen, konfrontieren, provozieren. Eine Performance in der Stadt an einem ungewöhnlichen Ort.

Schnelle Entscheidung, dann tagelang keine Umsetzung. Die Erwachsenen halten das aus. Leicht ist das nicht. Uuups, wir haben noch keine Plakate, keine Flyer. Was zeigen wir da überhaupt? Wer bestimmt? Was ist Anarchie? Die Erwachsenen stellen sich dieselben Fragen. Am Ende der Woche Party mit Film, Musik. Die Familie kommt. Alle Wände des Raumes sind beschrieben mit Plänen, Fragen, sind bemalt. Manche sitzen an Instrumenten. Manche spielen mit Luftballons, bemalen und beschriften sie. Manche bewerfen sich mit Tennisbällen. Chips und Softdrinks machen die Runde. Alle haben was mitgebracht.

Dann Filmvorführung. Spannung. Niemand moderiert. Die Gruppe hat Spaß. Die Besucher*innen wundern sich. Was soll das? "Vielen Dank. Unser Kind ist sonst immer so zurückhaltend und scheu!" Fünf haben noch nicht genug. Drei Jungs und zwei Mädchen. 14 bis 20 Jahre alt. Sie wollen mit ihren Geschichten und als Darsteller*innen unsere Bühnen-Performance "PUNK-Faules Holz" mitgestalten. Sechs Wochen Proben schrecken nicht ab. Aufführungen von Ende November 2016 bis Ende Januar 2017 auch nicht. Ergebnis: Eine Performance mit acht Darsteller*innen in sechs Sprachen.

Weiteres unter: https://www.theaterhaus-hildesheim.de/index.php/spielplan/294-punk-faules-holz?date=2016-11-26-20-00

Text: Manuela Hörr
Fotos: Clemens Heidrich

BABEL: Kunst, Kommunikation, Experiment - Kulturfabrik Löseke; Hildesheim

Wie können wir uns in einer heterogenen Gesellschaft verständigen? Gibt es produktive Missverständnisse? Kann Kommunikation scheitern? Und wenn ja, ist das schlimm?

Das auf zwei Jahre angelegte Projekt BABEL beschäftigt sich mit zwischenmenschlicher Kommunikation auf kreative Weise. BABEL ist ein Experimentierfeld für Verständigung und gemeinschaftliches Handeln in einer wachsenden pluralen Gesellschaft. Im Jahr 2016 wurden von der Kulturfabrik Veranstaltungen für und mit geflüchteten Menschen durchgeführt und unterstützt, um in unterschiedlichen Formaten persönlich zu ihnen Kontakt aufzunehmen. Dazu gehörten: ein Refugees Welcome Solikonzert, die Initiative NachBarschaft, Kochkurse mit der Flux-Weltküche, Deutsch-Sprachkurse für Migranten, ein PC-Kurs für Frauen und ein Graffiti-Workshop.

Diese Veranstaltungen wurden realisiert in Kooperation mit Trägern wie dem Asyl e.V. und der Caritas. Neben der Vernetzung mit Institutionen und Gruppen wurde u.a. eine künstlerische Ausschreibung konzipiert, ein ästhetisches Konzept entwickelt, Programm gestaltet und die Grafik sowie die Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet für den Höhepunkt des Projekts im Mai 2017: BABEL im Park.
In diesem soziokulturellen Freiluft-Festival mit vorangehender Werkwoche werden künstlerische Arbeiten diverser Sparten zum Thema Kommunikation erarbeitet und in einer Werkschau präsentiert. Eingebettet ist dies in ein kulturelles Rahmenprogramm mit niedrigschwelligen, interaktiven Angeboten, die Teilhabe und Verständigung ermöglichen

Weiteres unter: http://www.kufa.info/babel-im-park/

Foto: Katrin Morgenroth

„Das Gedächtnis einer Stadt" – das ist unser Haus“ - KAZ, Göttingen

Das Projekt “Das Gedächtnis einer Stadt“ ist eine Kooperation von KAZ und Jungem Theater.
Als langjährige Nachbarn im selben Haus, kam die Idee auf mit diesem Projekt die kulturelle Bandbreite von KAZ und Jungem Theater zu zeigen und ihre aktuelle Gruppenarbeit öffentlich zu machen. In einer revueartigen Stadtraumperformance wird im Mai 2017 das Otfried- Müller- Haus, in dem sich beide Institutionen befinden und der Platz davor, der Göttinger Wochenmarkt, bespielt werden. Das Theaterstück „Vineta“ von Jura Soyfer dient als Orientierung. Stadt, Erinnerung und Zukunft sind die Leitthemen.

Seit Oktober läuft ein offener Workshop im Saal des Theaters.
Teilnehmer*innen aller Altersgruppen erarbeiten Textpassagen, proben Szenen, erforschen körperlichen und stimmlichen Ausdruck und vertiefen so ihr Verständnis für die Inszenierung. Unsere Theaterprofis vermitteln Rhythmus, Bewegung im Raum, Bewegungsdynamik, Körperspannung und Präsenz. Die Teilnehmer*innen erleben Theaterspiel als Erfahrung und bringen sich selbst lebhaft ein. Dabei wird auch afrikanisch getrommelt oder Akkordeon gespielt, akrobatische Figuren sollen ebenso integriert werden wie chinesischer oder indischer Tanz.

Parallel dazu wird die Geschichte des Hauses recherchiert und soll in die Revue mit aufgenommen werden. Jugendliche Teilnehmer*innen einer Medienwerkstatt befassen sich mit der Werbestrategie, um noch Einzelpersonen und Gruppen für die Performance zu motivieren, die aktuellen Inhalte aufzuzeigen und die Aufführung anzukündigen.

Mit mindestens 200 Akteur*innen soll das kreative Potenzial unserer Stadt mit Musik, Tanz, Schauspiel und Sprechchören bis hin zu den integrierten Ordnungs- und Sicherheitskräften eingebunden werden und die Herzen der Göttinger erfreuen und zudem allen Beteiligten die Leitthemen Stadt, Erinnerung und Zukunft ins Gedächtnis rufen.

Weiteres unter: https://www.kaz-goettingen.de/projekte/

Foto: Raffael Siegert
Text: Anne Moldenhauer

Einmal Heersum sein - Forum Heersum, Heersum

Die „Heersumer Sommerspiele“ sind Kult. Alljährlich locken sie über hundert Mitwirkende auf die Landschaftsbühne und Tausende Zuschauer*innen in die Arena zwischen Feld und Flur. Einen festen institutionellen Zuschuss gab es aber in der Vereinsgeschichte bisher noch nie, so dass sich der Verein seit jeher in einer dauerhaften Abhängigkeit von anderen Fördermittelgebern befindet. Wir müssen jedes Jahr aufs Neue für ein erprobtes und erfolgreiches Projektkonzept Projektfördermittel beantragen.

Um dem Problem zu begegnen, haben wir im Rahmen einer Strukturförderung in Zusammenarbeit mit der LAGS eine Art „Dienstleistungsmodell“ entwickelt. Frei nach dem Motto „Einmal Heersum sein“ können sich Gemeinden, Vereine oder Initiativen aus dem Hildesheimer Land bei uns bewerben, um in den kommenden Jahren auch mal Austragungsort der „Heersumer Sommerspiele“ zu sein.

Mit den vergangenen Produktionen „Im Namen der Rose“ und „Die Schlacht bei Dinklar“ sind uns jenseits der Grenzen unserer angestammten Gemeinde Holle Referenzen für dieses neue Angebot gelungen. Mittlerweile haben sich 6 weitere Dörfer bzw. Kleinstädte auf unsere Ausschreibung beworben. Die Gemeinden bieten attraktive Spielorte sowie Kontakte und Unterstützung bei der Durchführung der Projekte. Auf diese Weise gelingt es dem Verein, die ausgetretenen Landschaftstheaterpfade in seiner angestammten Gemeinde zu verlassen und die finanzielle Last solcher Projekte auf mehrere Schultern zu verteilen. Dass gleichzeitig mehrere Gemeinden Interesse an der Ausrichtung der Heersumer Sommerspiele haben, hebt den Wert der Veranstaltungen und auch die Bereitschaft, sich an den Kosten zu beteiligen.

Die landkreisweit wechselnden Spielstätten waren darüber hinaus ein hilfreiches Argument bei den Verhandlungen mit dem Landkreis Hildesheim und dem Landschaftsverband, der nun nach 26jähriger Vereinsgeschichte das Forum Heersum in den Kreis der kulturellen Setzungen im Landkreis aufgenommen hat und den Verein ab 2017 jährlich mit einem institutionellen Zuschuss in Höhe von 10.000,-€ aus Eigenmitteln fördern wird.

Weiteres unter: https://www.forumheersum.de/einmal-heersum-sein

Foto: Julia Moras

UNTER EINEM DACH - Freie Theaterproduktionen Iyabo Kaczmarek, Hannover

Gesellschaft im Wandel - Wir brauchen neue Ideen für eine Willkommenskultur!

UNTER EINEM DACH startete mit der Einrichtung von Werkstätten, aus den Bereichen Holzarbeit und Raumgestaltung in der Flüchtlingsunterkunft Krankenhaus Siloah, im Januar dieses Jahres. Künstler*innen und Handwerker*innen aus unterschiedlichen Sparten arbeiten innerhalb der Unterkunft mit den Bewohner*innen zusammen. Es wurde gebaut, gestrichen und die Gemeinschaftsräume neu gestaltet. Dieses Angebot förderte die Gemeinschaft, begeisterte für die Kunst, das Handwerk und vermittelte handwerkliche Fähigkeiten.

Mit der Einrichtung der Werkstätten in der Flüchtlingsunterkunft Oststadtkrankenhaus und der Erweiterung des Angebots durch eine Nähwerkstatt entwickelte sich UNTER EINEM DACH weiter und setzte zunehmend den Fokus auf handwerkliche Qualifizierung.

UNTER EINEM DACH - DIE NÄHWERKSTATT: Mit der Nähwerkstatt, geleitet von der Modedesignerin Nadine Maier, wird den Bewohner*innen das Schneiderhandwerk näher gebracht oder vorhandenes Wissen vertieft. Ferner werden auf Anfragen verschiedene Produkte produziert. Aus nicht verwertbaren Kleiderspenden entwickelte Nadine Maier gemeinsam mit drei Student*innen der Modeschule M3 eine hochwertige Blusenkollektion und Wohnaccessoires. Nachhaltig, sozial und regional hergestellt.
Ausgehend von den Erfahrungen in den Flüchtlingsunterkünften entwickelt sich das Konzept weiter.

UNTER EINEM DACH – DREIMONATIGES QUALIFIZIERUNGSPROGRAMM
In Kooperation mit dem Makerspace Hafven, der Modeschule M3 und der Nähwerkstatt Freimaierei (Oststadtkrankenhaus).

UNTER EINEM DACH – FIRMENKOOPERATIONEN: Parallel zum Qualifizierungsprogramm werden Betriebe und Firmen gesucht und eingebunden.

UNTER EINEM DACH - BERUFSBEZOGENE SPRACHFÖRDERUNG MITTELS THEATER- UND KOMMUNIKATIONSÜBUNGEN: Ein wichtiger Teil des Qualifikationsprogramms ist die berufsbezogene Sprachförderung, die mit den Mitteln des Theaters durchgeführt werden soll.

UNTER EINEM DACH – PRODUKTION: In Kooperation mit der Modeschule M3, soll im Herbst 2017 eine Fertigungsstätte für Kleidung entstehen. So werden Arbeitsplätze geschaffen, die sich auch an die Teilnehmer*innen richten, die keine Ausbildung beginnen können oder bereits als Schneider*in ausgebildet sind. Nachhaltig, sozial und regional!

UNTER EINEM DACH - PRAXISSEMESTER PRODUKTDESIGN: Studierende des zweiten Semesters, Studiengang Produktdesign der FH Hannover, Fakultät III, werden in das Qualifizierungsprogramm integriert, lernen die Menschen kennen und entwickeln, über die Auseinandersetzung mit dem Thema Migration, Produktlinien. Nach der Beendigung des Programms besteht die Möglichkeit dauerhaft in der Produktion zu arbeiten.

Weiteres unter: https://unter-einem-dach.org/pages/contact

Text und Foto: Isabel Winarsch

CLASH. Ein interkulturelles Web-Video-Projekt - IQ Hildesheim

10 geflüchtete Jugendliche erforschen gemeinsam mit Schüler*innen aus Hildesheim im Web-Video-Projekt CLASH des IQ, Interessengemeinschaft Kultur Hildesheim e.V., das Alltagsleben ihrer Stadt.

Was erstaunt Jugendliche, die vor kurzem in Deutschland angekommen sind, am Leben in Hildesheim? Und wie reagieren deutsche Bürger*innen, wenn ihr Konzept von Normalität in Frage gestellt wird? In Zusammenarbeit mit professionellen Filmschaffenden der Anachrom Filmproduktion sind konzentrierte Videoarbeiten mit ästhetischem Anspruch entstanden. Bei den Dreharbeiten konnten geflüchtete und in Deutschland aufgewachsene Jugendliche offen auf Mitbürger*innen zugehen.

Konzept und Texte der Web-Videos stammen von den Jugendlichen selbst, so konnte der Culture-Clash zu spielerischen Einsichten in jeweils unbekannte Lebenswelten führen.
Das Web-Video-Projekt wurde von den Kooperationspartnern Cluster-Sozialagentur und Asyl e.V. durch gemeinsame Mittagessen in der Unterkunft der geflüchteten Jugendlichen, Dolmetscherleistungen sowie sozialpädagogische Fachkräfte unterstützt. Die Durchführung wurde bewusst in die Sommerferien gelegt, so dass die Jugendlichen auch außerhalb des Schulbetriebs gefordert werden konnten.

CLASH wurde begleitet von Lina Sharifi, einer afghanischen Journalistin, die in Hildesheim lebt und arbeitet. In der Serie „Der kulturelle Unterschied“, die während des Projektzeitraums wöchentlich in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung erschienen ist, zeichnete Sharifi in Gesprächen mit geflüchteten Jugendlichen die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Afghanistan nach. Der jesidisch-kurdische Fotograf Firas Darwish hat die Projektarbeit mit seiner Kamera dokumentiert.

Die Premiere von CLASH fand im September vor 140 Schüler*innen im Goethegymnasium Hildesheim statt, am Abend wurde im Café Kunterbunt die öffentliche Premiere begangen.

Alle Videos und Presseberichte können unter www.clash-hildesheim.de abgerufen werden.

Text und Foto: Darwish

Startphase: Kornspeicher Elbe - Historischer Kornspeicher Freiburg/Elbe e.V.

Der Historische Kornspeicher Freiburg wurde vor gut 250 Jahren am Freiburger Hafenrand gebaut, um Getreide bis zum Weitertransport in die städtischen Ballungsräume zu lagern. Er wurde zur Stätte der Begegnung zwischen Fuhr-, Kauf-, Seeleuten, Bauern und Handwerkern. Die Nachrichten aus der Welt wurden von den Schiffern nach Freiburg gebracht und die Nachrichten aus den Dörfern rund um Freiburg gingen raus zu Kehdingern, die ihre neue Heimat in den Städten gefunden hatten.

Vor 30 Jahren verlor der Kornspeicher seine Funktion als Getreidelager. Der Speicher begann zu verfallen und sollte 2004 abgerissen werden. Damals entstand aus einer Bürgerinitiative zum Erhalt des Kornspeichers der heutige Förderverein. Der Verein verhinderte den Abriss, wurde Eigentümer und kümmerte sich bis 2014 um die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Seit Herbst 2014 arbeitet der Historische Kornspeicher als soziokulturelles Zentrum mit einem sehr vielseitigen Angebot für die Bevölkerung der Region. Ein Haus in dieser Größenordnung mit drei Geschossen von jeweils ca. 200m² in einer kleinen Landgemeinde mit ca. 8.000 Einwohnern stellt eine riesige Herausforderung für den Verein dar.

Dass es 2016 gelungen ist, bis über 10.000 Menschen in und an den Speicher gezogen zu haben, ist das zu einem großen Teil auf die Arbeit unserer durch Strukturfördermittel der LAGS finanzierten Geschäftsleitung zurückzuführen. Im Zusammenwirken mit einer großen Schar von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern hat sich der Historische Kornspeicher im strukturschwachen Norden des Landkreises in den ersten 27 Monaten seit Betriebsaufnahme zu einem soziokulturellen Mittelpunkt der Region entwickelt.

Nur einige äußerliche Baumerkmale erinnern heute noch an das ehemalige Getreidelagerhaus. Wiederbelebt ist seine Funktion als Ort der Begegnung und des Austausches der Menschen. Heute können zwar die Menschen vielfältig über unterschiedlichste Medien miteinander kommunizieren. Auf der Strecke bleiben die persönlichen, direkten Kontakte. Der Historische Kornspeicher bietet das willkommene Angebot einer zunehmenden Individualisierung und damit verbundenen Vereinsamung zu entfliehen. Der Zuspruch zeigt, dass der Kornspeicher ein Ort ist, den die Region braucht.

Weiteres unter: https://www.kornspeicher-freiburg.de/

Text und Foto: Jörg Petersen

Die unglaubliche Geschichte von der Riesencola - Kinder und Jugendliche bringen ihre Ernährungskultur auf die Bühne - Theater der Nacht e.V., Northeim

„Die unglaubliche Geschichte von der Riesencola“ ist ein mit Kindern und Jugendlichen entwickeltes und aufgeführtes Figurentheaterstück zu ihrer Ernährungskultur. Los ging es mit einem Besuch auf dem Internationalen Schulbauernhof Hardegsen, auf dem es viel zu entdecken gibt: Die Kühe wollen gefüttert, die Milch zu Käse verarbeitet und der Kohlrabi für das Mittagessen kleingeschnitten werden. Den Kindern und Jugendlichen bietet sich hierbei die Gelegenheit, viele neue Seiten ihrer eigenen Ernährung kennenzulernen. Dabei werden auch interkulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten thematisiert sowie die Rolle von Vorbildern wie z.B. Pop- und Fußballstars bei der Ernährung von Kindern und Jugendlichen.

Dann tauchen die Schüler*innen, unterstützt von einer freien Theaterpädagogin und des Theaters der Nacht in die Welt des Figurentheaters ein. Sie entwerfen Stücke, die sich um ihre Ernährungsvorlieben und –abneigungen drehen und bauen die unterschiedlichsten Figuren dazu. Ein Kochtopf, der sprechen kann? Kein Problem! Menschen, Tiere, Phantasiewesen – alles ist möglich. Die Stücke werden dann von den Kindern und Jugendlichen in ihren Schulen aufgeführt. Ein Besuch des Theaters der Nacht ist der schöne Abschluss. Sie können einen Blick hinter die Kulissen werfen und echte Theaterluft schnuppern.

Das Projekt hat auf mehrfache Weise einen initiierenden Charakter: Das unmittelbare Erleben und selbstständige Handeln sät in den teilnehmenden Kinder und Jugendlichen ein „Samen“, der nach einiger Zeit „aufgehen“ soll. Sie nehmen eine Fülle positiver Handlungsimpulse mit, von denen sie bewusst oder unbewusst einige auswählen und in ihrem Alltag ausprobieren werden. Um dies zu unterstützen werden die Kinder und Jugendlichen in Kleingruppen, die es den Betreuer*innen erlaubt, auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen einzugehen. Unterstützt werden sie auch von ihren Lehrer*innen und Eltern. Diese sind im Rahmen der Aufführung des Stückes anwesend, was zusätzlich für ein gemeinsames Gespräch genutzt wird. Die Multiplikator*innen werden den Projektgedanken weitertragen und weiterverfolgen – z.B. durch Einrichtung einer AG für darstellende Kunst oder gelegentliches gemeinsames Zubereiten von Speisen.

Weiteres unter: https://theater-der-nacht.de/de/inszenierungen-familienvorstellungen

Text und Foto: Axel Unger

„Riding my Kaffeefahrt“ – Theaterfestival rund um Rulle - Ruller Haus e.V., Wallenhorst Rulle

80 Laiendarsteller*innen haben zusammen mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern Theaterszenen gespielt, getanzt und gesungen und auf vielfältige Weise wahre Geschichten aus Rulle lebendig werden lassen. Besucher*innen des dreitägigen Theaterfestivals begeben sich auf eine ungewöhnliche Reise durch ihren Ort: Im September 2016 verwandelten sich Höfe, Carports und Säle im Umkreis von 3 km rund ums Ruller Haus zu Schauplätzen für Musik, Tanz, Theater und Bildende Kunst. Mit unterschiedlichen Fahrzeugen - einem Traditionsbus, einem Pferdegespann und auf Fahrrädern - wurden die Gruppen von etwa 20 Personen zu insgesamt sechs Spielstätten geleitet. Zum Finale im Ruller Haus, dem zentralen Veranstaltungsort, trafen alle nach ca. zweieinhalb Stunden wieder zusammen.

Unter Anleitung von Katrin Orth und Ralf Siebenand von Musiktheater Lupe probten die Akteur*innen einige Wochen lang. Wahre Begebenheiten über Fluchtwege und das Ankommen wurden von dem Theaterteam in vielen Gesprächen zusammen getragen. Für die Bühne haben sie diese Geschichten auf poetische Weise umgesetzt. So wurde der Theaterbesuch zur erlebnisreichen Rundreise durch das Dorf. Phantasievolle Szenen, Musikalisches, kunstvolle Akrobatik und Slapstick wurden von den eigenen „Nachbarn“ in Zusammenarbeit mit professionellen Künstler*innen unter freiem Himmel und an ungewöhnlichen Orten inszeniert.

„Riding my Kaffeefahrt!“ hat an das erfolgreiche Theaterprojekt „COUCHZONE“ im Jahr 2015 angeknüpft. Es war auch dazu angelegt, Bürgerinnen und Bürger anzustiften, ihre Häuser für das Publikum auf einem Theaterparcours zu öffnen. Beteiligt waren Jugendliche und Erwachsene, die sich in Musikkapellen, Chören und anderen Vereinigungen engagieren.
Durch Beteiligung unterschiedlichster Akteure wurde ein neuartiger Austausch untereinander angeregt und viele neue Verbindungen geknüpft. Das Theaterprojekt wollte auch eine Brücke zwischen traditionellem Kunstverständnis und zeitgemäßen kulturellen Ausdrucksformen bauen. Performances fanden an ungewöhnlichen Aufführungsorten statt, z.B. in „Nachbars Garten", in einer Scheune oder Produktionshalle. Der Blick auf die vertraute Umgebung wurde neu justiert, es entstanden neue Erfahrungsfelder für Kunst und Kultur – Kinder, Jugendliche und Erwachsene erlebten aus neuer Perspektive ihr Lebensumfeld als lebendig und kreativ.

Wallenhorst-Rulle, 2016

Weiteres unter: https://rullerhaus.de/index.php/ruller-haus-e-v/ueber-uns

Text und Foto: Lew Zilber

Kulturschrank - Haus der Kulturen, Braunschweig

Wenn Kulturen sich vorstellen, dann greifen sie üblicherweise auf nationsspezifische Mittel zurück: es wird die Nationalhymne gespielt, die Nationalflagge gehoben und es werden nationaleigene Essspezialitäten vorgestellt. Reicht dies aber aus, um eine Kultur in ihrer Vielfalt darzustellen und zu vermitteln? Sind dies die alleinigen Merkmale, die nach außen transportiert werden sollten? Können Kulturen nur anhand nationalstaatlicher Grenzen unterschieden werden, oder besteht Identität aus signifikanteren Charakteristiken, die sich auch unabhängig vom Nationalgedanken unterscheiden lassen?

Innerhalb des Projektes „Kulturschrank“ möchte die Begegnungsstätte die verschiedenen Kulturen für die Besucher*innen auf besondere sinnliche Weisen erfahrbar machen. Dabei wird der Versuch gestartet, sich von den üblich geltenden Stereotypen, wie etwa nationalspezifische Flaggen oder typische kulinarische Spezialitäten, zu lösen. Stattdessen sollen die unterschiedlichen Kulturen, die in der Begegnungsstätte vertreten sind, in der ästhetischen Wahrnehmung der jeweiligen Einheimischen dargestellt werden.

Für die Präsentation der kultureigenen Identität treffen sich Vertreter*innen der unterschiedlichen Migrantenorganisationen des Hauses in den von der Projektleitung organisierten Workshops, bei denen die künstlerische Auseinandersetzung mit der kultureigegen Identität im Mittelpunkt steht. Die Fragen nach der Identität eines Landes werden mit Hilfe künstlerischer Mittel erfasst, reflektiert und behandelt.

Die „Kulturschränke“ sind zwei maßgefertigte multifunktionale Schränke, die in der Eingangshalle des Haus der Kulturen aufgestellt werden. Dadurch können sich in einem regelmäßigen Wechsel jeweils zwei Kulturen parallel präsentieren. Erste Einblicke in die Arbeit des Projektes werden während des 6. Bundesfachkongresses - Interkultur – 2017 vorgestellt.

Interview mit dem Radio Okerwelle

Text und Foto: Ivano Polastri

sozioK_change Programm und Strukturförderung - Kulturzentrum musa e.V., Göttingen

Die musa, der Name ist die Abkürzung vür MUSikArbeitsgemeinschaft wurde 1977 gegründet, hat etwa 80.000 Besucher*innen pro Jahr und ist ein soziokulturelles Zentrum in Göttingen. Die musa liegt in einem „sozialen Brennpunkt“ der Stadt, in der Weststadt.

Wir erweitern uns im Moment von 3.500 auf 5.000 Quadratmeter, da wir von der Stadt Göttingen die Möglichkeit bekommen, zusätzlich zur 1. Etage auch das Erdgeschoss – und damit das ganze, große Haus – zu mieten und zu bewirtschaften. Der Ausbau läuft, wir werden für Menschen, die in der Kreativwirtschaft tätig sind, Räume schaffen - aber bis 2025 könnte noch mehr entstehen: eine große Veranstaltungshalle für Konzerte, für die wir gerade noch nicht groß genug sind, und eine Funsporthalle.

Das bedeutet zwangsläufig eine Zuschusserhöhung seitens der Stadt Göttingen und eine Veränderung in der Organisationsstruktur, da mehr Personal benötigt wird, und eine Professionalisierung der Finanzverwaltung (Umstellung auf DATEV seit 2016, Bilanzierungspflicht). Die Abteilungsleitungen werden Teams bekommen, die Leitungsebene wird sich vielleicht verschlanken müssen, denn manchmal sind schnelle Entscheidungen gefragt. Das birgt einigen Zündstoff. Deshalb und weil es für Organisationsentwicklung nützlicher Weise Profis gibt, arbeiten wir mit einer Göttinger Unternehmensberatung und mit einem Supervisor in jeweils zwei- oder dreimonatigen Sitzungen zusammen. Beides wäre ohne die Unterstützung von der LAGS und dem sozioK_change Programm der Stiftung Niedersachsen nicht möglich gewesen.

www.musa.de

Text:Gabi Radinger
Foto: musa e.V.

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt- Ausbau des Dachbodens im alten Seefelder Müllerhaus - Stadland

Seit 1875 gaben sich hier unter dem Dach des Müllerhauses nur Staub und Spinnweben ein inniges Stelldichein. Dank der Investitionsmittel des Landes Niedersachsen konnte der düstere Dachboden mit einer Fläche von 150qm in zwei helle Seminarräume verwandelt werden: der größere dient allen Musik-, Theater- und  Bewegungsangeboten, der kleinere beherbergt allerlei kreative Angebote. Eichenholzböden, dunkel gebeiztes Ständerwerk, Sprossenfenster und die alten Zimmertüren in Lichtgrau sorgen für eine besondere Atmosphäre. Eine gut ausgestattete Küche dient der Pausenverpflegung. Damit auch wirklich jede(r) Zugang hat, gibt es einen Plattformlift.
Für den Vereinsvorstand bedeutete die Baumaßnahme einen hohen Aufwand an Zeit und Energie. Wie bei allen alten Häusern ergaben sich überraschende Missstände und beinah unüberwindliche Hindernisse.  Die drei großen B für Barrierefreiheit, Brandschutz und private und öffentliche Baulasten - ergänzt um die Vorschriften des Denkmalschutzes - beschäftigten uns intensiv. Plötzlich stellte sich das alte Abwassersystem als gänzlich marode heraus oder der bestellte Kran hatte nicht die notwendige Auslegung, um die schwergewichtige Fluchttreppe über die alte Hecke zu heben.
Die jetzige Auslastung des Müllerhauses und die Begeisterung der NutzerInnen lassen alle Mühen vergessen. Seit dem Frühjahr 2016 wuseln täglich Yoga-und TriLoChi-Übende durch unsere Räume, erklingen vielstimmige Chorgesänge, beschlagnahmt die Jugendtheatergruppe das ganze Haus mit ihrem Stationentheater, werkeln und basteln, malen und nähen viele Menschen mit kreativen Gelüsten, proben die szenischen MühlenführerInnen und im Garten arbeiten die SteinbildhauerInnen mit Hammer und Klüpfel.
Da auch das Untergeschoss für Nutzungen des Kulturvereins zur Verfügung steht, kann hier unsere jeweilige FSJlerin wohnen, ein Besprechungs- bzw. Seminarraum belebt werden, Künstler im Gästezimmer übernachten und Kostüme, Requisiten und anderes Material gelagert werden.
Alles in Allem eine runde Sache und eine wunderbare, sehr notwendige räumliche Erweiterung unseres Kulturzentrums, die uns ein ganz neues Publikum bringt. Nicht zuletzt freut uns die sinnvolle Umnutzung des ehemaligen Wohnhauses der Müllerfamilie, das mit seinem Backsteingiebel und seiner Gründerzeitfassade viele Erinnerungen weckt und das Mühlenensemble abrundet.

Weiteres unter: https://seefelder-muehle.de/

Fotos und Text: Seefelder Mühler

Frischer Wind für die Seefelder Mühle, Stadland

Drei Jahre lang konnte das Kulturzentrum Seefelder Mühle mit zwei Teilzeitstellen für eine neue Geschäftsführerin und eine bereits als Minijobberin bewährte Veranstaltungskauffrau von der Strukturförderung des Landes Niedersachsens profitieren. Endlich gab es so eine Entlastung und Unterstützung für die bisher vorrangig ehrenamtlich geleistete Kulturarbeit. Durch die Vermehrung unserer Women-Power im Verein konnten wir jährlich eine FSJ-lerin betreuen, das Müllerhaus zu einem Seminarhaus umbauen, neue Fördertöpfe erschließen und sicherstellen, dass nach Abschluss der Strukturförderung im Sommer 2016 zumindest eine Teilzeitstelle weiterhin vom Landkreis Wesermarsch und der Gemeinde Stadland finanziert wird.

Vor allem aber brachte die junge Geschäftsführerin mit einem frischen Masterabschluss neue Impulse und eine Leidenschaft für das Landleben an der Nordsee mit: „Wenn ich die Auswahl zwischen einer Stelle in Berlin und Seefeld gehabt hätte, dann hätte ich mich für die Seefelder Mühle entschieden“ , sagte Julia Terbrack beim ersten Interview mit der heimischen Presse.

Emsig bastelte sie an neuen Formaten. „Der kleine Abend der abwegigen Themen“ nach dem Vorbild der Nerd Nites begeisterte die Vortragenden und die Gäste gleichermaßen. Der erste artist-in-residence für Seefeld, ein Lichtdesigner, illuminierte mit eindrucksvollen Installationen die Mühle und das Außengelände. Junge Künstler*innen verwunderten die Ausstellungsbesucher mit gewagten Objekten oder Bildern. Das Festival „Mugge am Busen“ mit junger Musik ging an den Start und die Jugendtheatergruppe bildete sich mit Gaming fort, um diese Technik direkt in einem Stück umzusetzen. Dabei zeigte sich, dass das Ziel, ein Publikum unter 30 zu gewinnen, selbst mit diesen Kulturangeboten in unserer Region und mit unseren räumlichen Möglichkeiten kaum zu realisieren ist.

Im Jahr 2017 feiern wir unser 30-jähriges Jubiläum. Vielleicht wieder mit einem artist-in-residence, der uns und das Dorf das „Jubilieren“ künstlerisch näherbringt? Mit neuen Mitgliedern und unverbrauchten Ehrenamtlichen? Endlich einer gesicherten, soliden Personalfinanzierung? Und mit einem neuen Leitbild für die kommenden Jahre…

Weiteres unter: https://seefelder-muehle.de/

Text: Cornelia Iber-Rebentisch
Foto: Bärbel Logemann

Wege in eine professionelle, inklusive, kulturelle Zukunft - Blauschimmel Atelier, Oldenburg

Im Jahr 2014, nach 16 Jahren Entwicklung und gewachsener Bedeutung im Bereich der inklusiven Kunst und Kultur, stand das Blauschimmel Atelier vor der großen Frage: Wie sieht unsere Zukunft aus? Wie wollen wir sie gestalten? Ziemlich schnell wurde allen klar, dass das Atelier sich verjüngen sollte und neue Impulse und Energie brauchte. Diese Pläne ließen sich aber unmöglich mit einer rein ehrenamtlichen Leitung in Vollzeit wie bis dahin vereinbaren.
Die Ziele, die wir uns 2014 gesetzt haben, klangen revolutionär: Vom Ehrenamt ins Hauptamt mit Optimierung und Professionalisierung der Arbeitsprozesse, Generationenwechsel, neue Zielgruppen und Formate sowie nachhaltige finanzielle Absicherung. Herausforderung oder reine Utopie?
Die Strukturförderung der LAGS hat uns in den letzten zweieinhalb Jahren ermöglicht, eine Geschäftsführerin mit 25 Stunden/Woche einzustellen und die Stunden der Verwaltungskraft aufzustocken. Dadurch sind wir dieser Utopie ein Stück näher gekommen.
Rückblickend können wir uns auf die Schulter klopfen: Unsere Öffentlichkeitsarbeit wurde deutlich verbessert und professionalisiert, große und innovative Kooperationsprojekte sind entstanden und weitere sind in Planung, das Netzwerk ist gewachsen sowie die Anzahl der Veranstaltungen und der Besucher. Wir haben mit neuen Formaten experimentiert und in kurzer Zeit sind ein zusätzlicher Arbeitsbereich für die neue Zielgruppe "Kinder und Jugendliche" und Kooperationen mit Schulen entstanden.
Aktuell arbeitet die Geschäftsführerin an der finanziellen Absicherung der Personalstellen sowie an einer attraktiveren und partizipativen Einbindung der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen und Vereinsmitglieder ins aktive Vereinsleben.
"Diese Veränderung zu begleiten und aktiv mitzugestalten ist schwierig aber auch extrem spannend. Manche Prozesse nehmen viel Zeit und Energie in Anspruch, andere werden schnell zur Realität. Das Blauschimmel Atelier hat noch unendlich viel Potential" (Ilaria Massari, Geschäftsführerin Blauschimmel Atelier).

Weiteres unter: https://blauschimmel.emotography.com/

Text: I. Massari
Foto: M. Garbe

Ein Verein meldet sich zu Wort - Kulturkreis Gronau e.V., Hildesheim

Hallo ich bin’s, der KulturKreis Gronau e.V.!
Gronau, fragt ihr euch vielleicht, wo liegt das den? In Westphalen? Nein, mein zu Hause ist kleiner. Ich sitze im Landkreis Hildesheim. Und ich will mich ja nicht beklagen, aber die Auswirkungen des demographischen Wandels und des strukturschwachen Raumes sind hier ganz schön spürbar und das obwohl mein Vorstand wirklich engagiert ist. Aber trotz all der guten Arbeit bleiben der Nachwuchs und das junge Publikum trotzdem aus. Zum Glück hat mein Vorstand deswegen einen Antrag zur Strukturförderung bei der LAGS gestellt. Mit Erfolg! Im Mai 2015 kam so ein Kulturstudierter der seitdem Zeit für mich hat. Und seitdem hat sich auch schon einiges getan. Da kommen jetzt z.B. Jugendliche in mein Kino und zeigen selbstausgewählte Filme mit ganz viel Tohuwabohu drumherum. Die nennen das Rahmenprogramm und das Event soll dann andere Jugendliche in mein Kino locken. Zu Halloween waren da z.B. lauter Gruselgestalten und es gab Blutsuppe und Schimmelbrot. Der Kulturstudierte freut sich dann immer und sagt: „Das ist kulturelle Bildung“. Als nächstes wollen die Jugendlichen einen Film drehen. Aber auch die kleinen Kinder haben dieses Jahr etwas Neues gemacht. In Büchern und in Gronau haben sie nach Helden gesucht, um dann in einem digitalen Bewegtbilderbuch ihr eigenes Heldentum zu präsentieren. Da war mein Kino ganz schön voll.
Neben diesen großen Sachen haben sich auch viele kleine verändert. In meinen Reihen gibt es nun z.B. ein paar junge Leute und mein Vorstand muss nicht mehr alles alleine machen, dafür gibt es ja den Kulturstudierten.
Aber nicht das ihr denkt, es gebe nix mehr zu tun. Die Gronauer müssen z.B. aufpassen, dass mein Herzstück, das Kino unser Kulturzentrum, nicht kaputt geht. Die Stühle sind schon wirklich .... naja.... . Doch das ist nur eine der Baustellen die nächstes Jahr anstehen. Drückt mir die Daumen, dass dieser Kulturstudierter noch bleiben kann und wir nochmal die Strukturförderung bekommen.

Weiteres unter: https://kulturkreisgronau.de/

Community Dance Projekt: fragments of reflecting lights

Tanz steht im Mittelpunkt dieses Projektes, mit dem die Compagnie Fredeweß Menschen verschiedenen Alters, unterschiedlicher Herkunftsländer und Bildungsbiografien zusammenbringen und mit ihnen eine eigene Inszenierung entwickeln möchte. Unabhängig ihrer tänzerischen Vorerfahrung richtet sich das Projekt an alle Interessierten, die Lust haben, sich im modern-zeitgenössischen Tanz auszuprobieren und gemeinsam mit anderen Laien- und Profi-Tänzer*innen auf der Bühne zu stehen. Dabei erfolgt die Akquise der Teilnehmenden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Stadtteilkultur-Einrichtungen und sozialen Trägern, um auch Menschen zu erreichen, die sonst kaum Zugang zu einem kulturellen Projekt finden.

„Mich fasziniert, wie in relativ kurzer Zeit durch so ein Projekt aus Fremden Freunde werden können, unabhängig von Alter, Geschlecht und Nationalität.“
Sabine Hohnfeld (Teilnehmerin bereits früherer Community Dance Projekte der Compagnie Fredeweß)

In sechs umfangreichen Probenwochen sind die Teilnehmenden an der Entwicklung einer professionellen Tanzproduktion inklusive Choreografie, Videoclips und Kostümdesign beteiligt, die zum Abschluss am 21.November 2016 im Kulturzentrum Pavillon aufgeführt wird.
Die Umsetzung des Projektes erfolgt mit Hilfe zahlreicher Kooperationen: Die MedienWerkstatt Linden e.V. produziert in offenen Workshops eigene Videoclips für die Choreografie. Die Textilwerkstatt Nadelöhr der AWO Region Hannover e.V. ist mit der Fertigung der Kostüme beauftragt. Der Sportverein VfL Eintracht nimmt im Rahmen seines Integrationsprogramms mit einer Gruppe Geflüchteter an dem Tanzprojekt teil.

„Warum ich das Projekt so toll finde und gerne wieder mache, ist weil es Menschen aller Welt auf eine ganz besondere Art und Weise verbindet und die finale Aufführung ein großartiges Ereignis für Jung und Alt ist, was immer wieder Gänsehaut verbreitet.“
Justine Pietsch (VfL Eintracht Hannover, Koordinierungsstelle Sport und Geflüchtete)

Foto: Birgit Sanders

www.compagnie-fredewess.de

DIRTY CULTURE – Ein Leuchtturm für Braunschweig - Musical im Kulturzentrum Brunsviga

In Musical-Produktionen werden alle möglichen Themen angesprochen, meist dreht es sich um die Liebe…
Auch Musical- und Theaterproduktionen aus soziokulturellen Zentren haben unterschiedliche, gesellschaftsrelevante Themenschwerpunkte – nur ein Thema ist einer näheren Betrachtung offensichtlich nicht wert, dabei liegt es doch so nahe: Die Soziokultur höchstdarselbst!
Das möchte die Brunsviga in ihrem neuen Projekt ändern und die Soziokultur mit dem Medium „Musical“ einem werten Publikum näherbringen. Dabei geht es zum einen darum, die Vielfältigkeit der Soziokultur in den schönsten Farben schillern zu lassen, zum zweiten aber auch um eine ehrliche Bestandsaufnahme, was aus den Träumen der Anfänge der soziokulturellen Entwicklung geworden ist…
„Soziokultur? Das interessiert doch keine Sau! Da kommt doch niemand!“ oder „Soziokultur? Kann ich nichts mit anfangen!“ Das hörten wir oft, wenn wir von unseren Plänen erzählten, ein Musical zu machen eben zu diesem Thema. Aber eben darum ist es gerade so wichtig, dieses Thema aufzugreifen. Soziokultur soll ja mehr sein als nur ein akademischer Begriff! Und die momentanen Vorverkaufszahlen sprechen auch eindeutig gegen ein Desinteresse an diesem Thema!

Darum geht`s:
Mitten in den Proben für eine soziokulturelle Revue platzen unheilvolle Kräfte und wähnen im Kulturzentrum das "big business": Eine Multimega-3D-Laser-Eventhall muss her! Und zwar an genau dieser Stelle! Endlich ein Leuchtturm für Braunschweig und die Region!! Um das zu erreichen, ist ihnen fast jedes Mittel recht...
Eine rasante Reise in die Vergangenheit und ein Horrortrip in die Zukunft beginnt. Werden schon bald die Abrissbirnen schwingen, oder hat die Soziokultur noch eine letzte Chance?
Die Regie hat in diesem Jahr die Schauspielerin, Kabarettistin und Diseuse Gisa Flake übernommen, die nach Ausfall einer Akteurin auch gleich eine der Hauptrollen spielen muss.
Eigens ein Chor wurde für die Produktion gebildet, ein Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr wird teilnehmen, die „Dirty Boys-Band“ ist aus der Taufe gehoben worden, und eine Mischung aus interessierten Laien und Profis wird überzeugend Typen interpretieren, wie man sie jeden Tag in einem soziokulturellen Zentrum antreffen kann.
Schön ist es, dass auch in diesem Musical wieder die meisten Songs selbst geschrieben und komponiert wurden: Soziokulturelle Ohrwürmer!

Weiteres unter: https://www.brunsviga-kulturzentrum.de/de/buehne.html

Foto: Gisa Flake

zu_flucht - Woltersburger Mühle, Uelzen

„Kunst braucht keine Sprache. Sie spricht ohne Worte an.“
Bürgermeister Jürgen Markwardt bei der Eröffnung der 1. Socialart Uelzen an der Woltersburger Mühle

Der Landkreis Uelzen wurde im Sommer 2016 zur Ausstellungsfläche: Alteingesessene und MigrantInnen, KünstlerInnen und Menschen, die noch nie selbst Kunst gemacht haben, begegneten einander in Workshops und Ausstellungen zum Thema Flucht und Zuflucht. Schließlich wurde je ein Wochenende lang an den Ausstellungsorten gefeiert, gegrillt und geplauscht.

„Socialart“ – die Kunst ist doch frei?
„Kunst, die aus Freiheit erwächst, ist Kunst in der Begegnung: mit Menschen, mit sozialen Themen und mit Sinnfragen.“ Gerard Minnaard, Woltersburger Mühle
Die Frage war, wie kann künstlerische Arbeit zum Thema zu_flucht aussehen. Etwa eine Arbeit an einem Ort wie dem Camp Bad Bodenteich für 750 geflüchtete Bewohner. „Ich bin ein konzeptueller Künstler“, sagt Ties Ten Bosch (Rotterdam/Berlin). Einer, der von einer Idee ausgeht, die zeichenhaft Gestalt annimmt. Migrationsbewegungen sind für ihn verbunden mit dem Problem der Sprache. Dafür fand er das biblische Bild des Turmbaus und der Sprachverwirrung. Bevor diese Idee Gestalt annehmen konnte, leerte sich das Camp. Wieder waren Europas Grenzen zu. Daraufhin wurde für ihn eine Mauer zum Sinnbild: die Mauer, die Flüchtende stoppt – die Mauer in unseren Köpfen. Zufall: die Präsentation mit Graffiti-Aktion fand am 55. Jahrestag des deutschen Mauerbaus statt.

Soziales Plastik
Das Material war schwarz-grau, glatt und nicht schön. Kaputte Kunststoff-Notbetten: zerschnitten und neu zusammengesetzt wurde Unbrauchbares um- und aufgewertet. Über die Zeit bildete sich eine weiterhin bestehende Gruppe von Frauen – Plastik hat soziales Leben entwickelt. Angewandte Kunst: die Dinge ändern, die Not wenden – Joseph Beuys würde vermutlich seinen Hut lüften.
„Projekte wie diese lassen mich glauben, dass wir die Herausforderungen von Migration und Integration meistern werden“, so Schirmherrin Jutta Schiecke, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung, beim großen Abschlussfest unter Bäumen in Bad Bevensen.

Weiteres unter: https://www.woltersburger-muehle.de/

Foto: S. Tramssen

Raum2 e.V./ Strukturförderung - Wendland

Seit nun mittlerweile 17 Jahren gibt es Raum2 e.V. im Wendland. 17 Jahre regelmäßiges Kulturprogramm zum kleinen Preis. Von Bands aus aller Welt wird der Kulturverein mitlerweile als Location auf dem platten Land und herzlicher Betreuung als Geheimtipp weitergereicht.
Mit dem Kauf des Vereinsgeländes 2015, erhält der Verein von der LAGS eine Strukturförderung die für die Finanzierung von 2 Minijobs mit jeweils sechs Stunden wöchentlicher Arbeit im Verwaltungsbereich eingesetzt wird. Unsere Bürokraft konnte weitere Förderungen beantragen, die erfolgreich bewilligt wurden.
Im Bereich der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit konnte eine strukturierte Regelmäßigkeit aufgebaut werden, die in den vorherigen Jahren schwierig einzuhalten war. Pressetexte, Anzeigen im lokalen Veranstaltungsmagazin, Flyer- und Webseiten-Gestaltung werden nun regelmäßig und gewissenhaft aktualisiert. Diesem Umstand verdanken wir auch die steigenden Besucherzahlen auf unseren Veranstaltungen, die immer noch mindestens einmal pro Woche  stattfinden.
Mit dem zweiten Minijob konnten wir unsere Buchführung auf den aktuellen Stand bringen und uns wirtschaftlich optimieren. Die durch den Kauf hinzugekommenen, neuen Bereiche der Vermietung von Wohnraum, Ateliers, und Werkstätten wird auch durch diese Stelle koordiniert.
Die Vereinssatzung wurde umgeschrieben, und der gemeinnützige Verein wurde zum Förderverein erweitert. Durch diese Erweiterung haben wir eine kleine zusätzliche Einnahmequelle geschaffen.
Durch die Minijobs konnten weitere ehrenamtliche Mitglieder entlastet werden, die sich nun um andere Bereiche kümmern können. Darunter fallen: anstehende Sanierungsmaßnahmen oder die Umsetzung einer effizienteren und umweltschonenderen Heizmöglichkeit für die Veranstaltungsräume und den Backstage Bereich, die Säuberung der Dächer und Dachrinnen, die finanzielle Planung einer neuen Kläranlage und natürlich die Fortführung der regelmäßigen Abendveranstaltungen durch Konzerte, Theatervorstellungen, offene Bühne ect.
Neben unserem zwölftägigen Kunst- und Kulturfestival zur “kulturellen Landpartie“ , bieten wir jetzt auch in der Winterzeit einen zweitägigen Kunsthandwerkermarkt an. Zudem wurde unser Programm  durch die neuen Mieter der Werkstatt- und Atelierräume mit einer “Sommerakademie“ erweitert bei der diverse künstlerische und handwerkliche Worksops angeboten werden.
Insgesamt kann man sagen, das die Strukturförderung dem Verein geholfen hat sich besser zu strukturieren und neu aufzustellen.

Weiteres unter: https://raum2.landbit.de/

Foto: Moritz Götte

Cameo Magazin - Cameo Kollektiv, Hannover

Das Cameo Magazin bricht zu neuen Ufern auf. Mehr Akteure, mehr Ideen, mehr Möglichkeiten. Und gleich zwei Plattformen für interkulturellen Austausch – Online und Offline. – Unter der Schirmherrschaft von Doris Schröder-Köpf.

Plattform #1 – Das Magazin
In dieser Ausgabe wollen wir zusammenwachsen. Ein neues Konzept soll dabei helfen. Für das „Cameo Magazin – Ankommen“ bringen wir Menschen mit und ohne Flucht¬hin¬ter¬grund in Hannover an einen Tisch. Von der Planung bis zur Nachbearbeitung, vom Titelbild bis zum Impressum soll dieses Magazin als Kollektiv¬arbeit entstehen. Interessierte jeder Herkunft sind dazu eingeladen, sich kreativ mit dem Thema „Ankommen“ zu beschäftigen.
Zunächst können die Teilnehmenden ihre medialen Kom¬pe¬ten¬zen in Workshops vertiefen. Anschließend wird interaktiv an den Beiträgen gearbeitet. Ob Foto, Gedicht oder Erlebnis¬bericht – jeder Beitrag ist willkommen!
Unsere Intention dahinter: Wir möchten Menschen jeglicher Herkunft in Kontakt bringen. Und wir möchten zeigen, dass Interkulturalität ein gemeinsames Gesicht haben kann. In diesem Fall ein Magazin.

Plattform #2 – Online
Doch 92 Seiten reichen nicht aus, um alles zu sagen. Wir wollen mehr. Deshalb werden wir eine weiterführende Onlineplattform aufbauen, die viel Platz für Beiträge und Diskussionen zum Thema bereithält. Vor allem aber ist diese Plattform eine Chance, Kreative jeder Herkunft auch überregional zu vernetzen.
Wir finden: Austausch verbindet. Und weil das so ist, wäre es zu schade, würden wir unsere gesammelten Erfahrungen für uns behalten. Darum evaluieren wir unser Projekt fortlaufend, um anschließend einen Leitfaden zu entwickeln, der die Übertragung unseres Konzepts in andere deutsche Städte ermöglicht.

Weiteres unter: https://www.cameo-kollektiv.de/

Sumpfe 2.0. Strukturförderung in der Sumpfblume, Hameln

Als junge Kulturwissenschaftlerin hat Linda Meier im März 2015 die Leitung des soziokulturellen Zentrums Sumpfblume in der Stadt Hameln übernommen. Neu in Hameln, hat Linda Meier die Sumpfblume als Kulturzentrum vorgefunden, welches eng mit der Stadt verwurzelt ist. Jeder in Hameln scheint die Sumpfblume zu kennen und verbindet seine eigene Geschichte mit ihr. Doch nach über 35 Jahren scheint die Sumpfblume in einer kleinen Midlife-Crisis zu stecken. Viele ehemalige Sumpfe-Gänger vermissen „die guten alten Zeiten“ und fragen sich, was die Sumpfblume heute ist. Eine neue, junge Generation kennt die Sumpfblume oftmals nur durch die Geschichten ihrer Eltern. Ziel der Sumpfblume ist ein vielseitiger, Strukturwandel. Angebotsstruktur, Publikumsstrukturen, Organisations-strukturen etc. werden kritisch hinterfragt.
Um auf den Strukturwandel aufmerksam zu machen, arbeitet die Sumpfblume mit dem Projekt „Sumpfe 2.0“ an ihrer Außerdarstellung. Ziel ist es, durch die Überarbeitung und Erneuerung der bisherigen Mittel der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf die Veränderungen der kulturellen Arbeit der Sumpfblume aufmerksam zu machen. So sind mit „Sumpfe 2.0“ eine neue Homepage, ein neues Programmheft, ein neues Logo sowie verschiedenste Marketingartikel entstanden. Für das Re-Design des Logos und des Programmhefts arbeitet die Sumpfblume mit einem Grafiker aus Hildesheim zusammen. Die neue Homepage ist in Zusammenarbeit mit der lokalen Marketingagentur ab media entstanden. Die Marketingartikel wurden gemeinsam im Team entwickelt und realisiert. Im Team der Sumpfblume sind alle gespannt, wie das Re-Design der Sumpfblume angenommen wird. Eins ist sicher, die noch nicht veröffentlichten Buttons erfahren schon jetzt eine große Nachfrage!

Weiteres unter: https://sumpfblume.de/

Peter Pan...leben oder erwachsen werden? Theaterprojekt für große Kinder, Jugendliche und Erwachsene - Platenlaase, Wendland

Peter und die mehr oder weniger jung gebliebenen Feen und SupermarktverkäuferInnen sind seit 6 Monaten auf einer nimmerendenden Reise durch J.M. Barries Zauberwelten. Unter der kreativen Leitung der ReisebegleiterInnen K. Wittstamm und C. Serafin erproben wir, was es eigentlich heißt ein Kind oder ein verlorener Junge sein. Wer haftet, wenn der Erzähler von seiner eigenen Geschichte entführt wird? Unsere frisch gewürzte und neu zusammen gepuzzelte Theaterversion des altbekannten und allseits beliebten Gute-Nacht-Geschichtenstoffs hatte am 27.8. um 19.00 in Platenlaase Premiere

Ein Probenbericht:
Falls sich jemand fragt wo der spielende Theatermob um Peter-Pan seine Zeit vom 31.03. bis zum 01.04 verbracht hat, bekommt er nun eine Antwort: Wir waren in Platenlaase und haben zwei Tage lang an unserem Peter-Pan gebastelt, bis er genau so schön stolz dastand und genauso viele Abenteuer erlebt hatte wie das sein sollte!
Alles begann damit, dass Peter aus einer Blüte fiel, oder von seinem Model-Vater und seiner Nonnenmutter verstoßen wurde, oder damit, dass Peter aufgrund eines verführerischen Butter-Sonderangebotes im Supermarkt vergessen wird.
So oder so ähnlich ist aus dem einstmals bürgerlich-biederen-Gutenachtgeschichten-Peter-Pan ein blutrünstiger Killer geworden, der sich nach und nach durch eine ganze Straße mordete und schließlich dafür sorgt, dass Wendy schwanger wurde. Letztendlich wird Peter wahnsinnig, springt zunächst zähneputzend durch den Badezimmerspiegel und bringt Dr. Freud in seinem Büro zur Weißglut. In Acht nehmen muss er sich außerdem vor miesen Müttern, saloppen Sozialarbeitern und fanatischen Feen.
Nachdem wir Peter durch nicht nur einen, sondern gleich durch drei turbulente Lebensläufe geschickt haben (über das Waisenheim über das Jugendgericht bis zu Möhrenbert und Gurkentrude und letztendlich in die Irrenanstalt) mussten sich die erhitzten Gemüter zur Abkühlung erst einmal unter einem Berg Nudeln vergraben.

Weiteres unter: https://www.platenlaase.de/

Foto: Marion Kollenrott

Das KASCH wurde 25 – Wo geht’s hier nach morgen? - KASCH, Achim

Am 30. April 1990 war es endlich soweit: nach einem lebhaften Findungsprozess, einer langen Umbauphase und konzeptionellen Überlegungen zogen die Musen in das Haus an der Bergstraße in Achim ein.
Damit wurde aus der 117 Jahre alten Gastwirtschaft Schützenhof das KASCH, ein kultureller Treffpunkt  für jährlich rund 70.000 Menschen allen Alters, aller Lebensstile und Farben. Seitdem verbindet man mit ihm Tanznächte, Konzerte, Kino, Kaninchen- und andere Ausstellungen, Kindertheater, Kabarett, Gastronomie und vieles mehr.
Ja, und jetzt? War‘s das oder wie soll es weiter gehen?
Im Zuge der Diskussionen um den Termin und den Umfang des Jubiläums war sich das gesamte KASCH Team schnell einig, dass das Abbrennen eines grandiosen Feuerwerks dem Projekt „KASCH – Kultur in einer kleinen Stadt an der Weser“ - nicht gerecht werden würde. 25 Jahre lang hatte das KASCH an seinem Profil gearbeitet und dabei viele Menschen mitgenommen und überzeugt.
Ein wenig war dabei übersehen worden, dass sich die Idee zwar entwickelt und das Haus und seine Arbeit breiteste Anerkennung gefunden hatte, dabei aber gemeinsam mit den handelnden Personen und großen Teilen der BesucherInnen, älter geworden war.

Mit Hilfe des Förderprogramms durch LAGS, Land und Stiftung Niedersachsen wurde das KASCH in die Lage versetzt, den Wandel, der durch den Generationswechsel unweigerlich kommen wird, offensiv zu gestalten. Eine 20 Stunden Stelle, die mit einer jungen Kollegin besetzt wurde ermöglicht es, in eine Diskussion einzutreten, die die Erfahrungen der „Alten“ mit den Forderungen der Gegenwart und Zukunft in eine konstruktive Kollision bringt.
Nach einer ersten Analyse der neuen Mitarbeiterin gründete sie den KLUB DER VISIONÄRE, ein partizipatives Format, dass wieder mehr jüngere, aktive Beteiligung für das KASCH finden soll. Schon in einem ersten Theaterworkshop zum Thema Visionen, machten sich Jugendliche zwei Wochen Gedanken über Achims Zukunft und die des KASCH.

Weiteres unter: https://www.kasch-achim.de/

heimat.los! Eine Projektinitiative des TPZ Lingen – Soziokultur mit neuen künstlerischen Formaten - Lingen

Das Theaterpädagogische Zentrum der Emsländischen Landschaft e.V. stellt mit „heimat.los!“ ein Projekt vor, das eingreifen will in die aktuelle Lage der Geflohenen vor Ort. Mit den Mitteln der ästhetischen Bildung und unter dem Aspekt einer breit aufgestellten Teilhabe wird versucht, experimentelle Plattformen der Begegnung und der künstlerischen Recherche zu schaffen.
„Heimat ist da, wo du ankommst.“ Harald Volker Sommer (Leiter TPZ Lingen)
In der ersten Phase wird es mehrere Impulse geben: für Kinder bieten wir interaktive Clownsarbeit in Einrichtungen/Schule/Gemeinden an.
„Clowns lachen. Clowns weinen. Clowns sind neugierig und verrückt. Clowns brauchen keine Worte.“ Sandra Schüssler, Clownin
Für Jugendliche gibt es einen szenischen Schreib-Workshop zum Thema Spracherwerb/Heimat. Mit Methoden des Spiels, des Schreibens und Erzählens werden eigene Geschichten aufgearbeitet. Im radio.team berichten junge ReporterInnen vor Ort und mehrsprachig von den Veranstaltungen. Der Sendeplatz ist freigestellt beim Radio „Ems Vechte Welle".
In der zweiten Phase starten Recherche und Diskurs: im performativen Format eines sogenannten "DinnerCamps" werden anstehende Themen wie Heimat, Flucht und Gesellschaft künstlerisch untersucht. An einer gemeinsamen Tafel wird gegessen, gespielt, von "ExpertInnen des Alltags" vorgetragen und verhandelt. Es wird weiters ein szenisches "BarCamp" geben, in dem Refugees und Lingener BürgerInnen gemeinsam Bedürfnisse und Anliegen szenisch-gruppendynamisch befragen und Wünsche an eine gemeinsame künstlerische Arbeit herausarbeiten. Aus diesem "Barcamp" heraus sollen in der Folge innovative künstlerische Formate entwickelt werden. Das Experiment besteht darin, diese Formate selbst mit den Geflohenen zu (er)finden und ihre Traditionen, Erfahrungen und Sichtweisen in den künstlerischen Findungsprozess einzubeziehen.
Das weitgefasste Ziel ist, diese Arbeit in ein internationales Festival, dem Weltkindertheaterfest 2018 in Lingen, münden zu lassen und diese Initiative einer breiten internationalen Öffentlichkeit vorzustellen.

Foto: Roman Starke

DIE HÄLFTE DES HIMMELS Musical im Kulturzentrum Brunsviga, Braunschweig

Frauen spielen in der allgemeinen Geschichtsschreibung eine eher untergeordnete Rolle. In einer Broschüre über berühmte Persönlichkeiten aus Braunschweig haben sie gerade mal einen Anteil von unter 20%!
Dabei gibt es genügend Frauen, die es verdient gehabt hätten, aus der Vergessenheit gerissen zu werden…
Heute weiß beispielsweise kaum noch jemand, das Braunschweig seine eigene Jean D’Arc hat.: Eine gewisse Gesche Meiburg, die im 16.Jahrhundert erst die mutlosen Männer antreiben mußte , um die Stadt erfolgreich zu verteidigen. Oder eine Agnes Pockels,die als autodidaktische Chemikerin die noch heute benutzte „Schieberinne“ erfand und trotzdem erst kurz vor ihrem Tod Jahre später Anerkennung fand und die Ehrendoktorwürde der TU Braunschweig verliehen bekam.
Im Musical treffen sie und viele andere Frauen sich nach ihrem Ableben im Himmel und hier herrscht Streit und dünkelhafte Zwietracht, die eskaliert, als nach und nach eine von ihnen einfach verschwindet… Mord, Kidnapping? Jede verdächtigt jede, am Verschwinden Schuld zu sein, bis schließlich Gott höchstdarselbst eingreift und aufklärt. Gott? Natürlich – eine Frau! Sie erklärt, dass sich immer eine Person im Himmel einfach in Luft auflöst, wenn auf der Erde niemand mehr an sie denkt und einfach aus dem Gedächtnis ausgelöscht wird…


„Hat’s diese Gesche Meiburg wirklich gegeben oder habt Ihr die Euch nur ausgedacht? Warum hat man denn von der noch nie etwas gehört?“ Oder: „Von dieser Agnes Pockels hab ich auch noch nie gehört. Nach so einer großen Frau müsste doch eigentlich mindestens eine Straße benannt werde!“
So und ähnlich lauteten die Kommentare nach den Aufführungen, was uns auch zeigte, dass wir unser Ziel erreicht hatten: Braunschweiger Frauen vor dem Vergessen zu bewahren! Die Frauen werden es uns im Himmel bestimmt danken…
Sehr gut kam bei dieser Musicalproduktion auch an, dass fast alle Songs nicht nur selbst getextet, sondern auch selbst komponiert wurden. Viele bedauerten das Fehlen einer CD, genügend hitverdächtige Ohrwürmer waren ja auch dabei…

Weiteres unter: https://www.brunsviga-kulturzentrum.de/de/buehne.html

Foto: Michael Göhnert

Davon profitieren alle - Kulturverein Lewer Däle, Liebenburg

Die Lewer Däle ist ein kleines soziokulturelles Zentrum im Vorharz. Kulturbegeisterte Menschen aus der Kommune und der Region stellen ihr Wissen und Können zur Verfügung und bieten Kurse, Vorträge, Exkursionen und Geselliges an. Sie organisieren Veranstaltungen und kooperieren mit anderen Institutionen vor Ort und im Landkreis Goslar.
Alles ehrenamtlich. Der Umfang ist in den 10 Jahren seit der Gründung enorm gestiegen und den Ehrenamtlichen allmählich praktisch über den Kopf gewachsen. Gleichzeitig ist es schwerer geworden Ehrenamtliche zu finden, die sich zeitlich und inhaltlich ebenso stark binden.
Die kleine Strukturförderung für kleine kulturelle Einrichtungen auf dem Land macht es möglich einen Minijob finanzieren und für Entlastung zu sorgen. Das Ergebnis: die Homepage ist aktuell, die Pressearbeit erfolgt zeitnah, Plakate werden rechtzeitig verteilt, Veranstaltungen umsichtig vorbereitet, Kontakte systematisch gepflegt, neue Ideen realisiert. Davon profitieren alle!

Weiteres unter: https://www.lewer-daele.de/

Text : Ursula Henk-Riethmüller

Brelingen packt seine Koffer - Brelinger Mitte

Am Anfang stand ein Aufruf nach alten, abgelegten Koffern und ihren Geschichten, verschiedenen skurrilen, fast vergessenen Reisemitbringseln aus der ganzen Welt. Und sie kamen in Scharen. Rund 120 ausgediente Koffer fanden den Weg in die Brelinger Mitte. Und dann ging`s los. Schüler der Grundschule Brelingens und Teilnehmer von Workshops verwandelten die Koffer in einem kreativen Schaffensprozess in Abenteuerlandschaften, und Paralleluniversen. Dies gelang durch die Anregung des Künstlers Edin Bajrić. In Brelingen könnte man dann zu Pfingsten bei „Kultur im Dorf“ an vielen Stellen Kofferskulpturen finden. Koffer hingen in Bäumen oder türmten sich um Straßenlaternen. Der Koffer gefüllt, bemalt, sprechend, liegend, stehend – mal im Rudel, mal vereinzelt.
Und dann gab es da noch die Street-Theater-Performance unter der Leitung von Ursula Pehlke. Alle Darsteller transportierten Koffer. Alle zusammen waren sie „auf der Suche nach dem Hafen“. Sie fanden kein Meer in Brelingen, aber sie sahen den Fluss der Straße, den man überqueren musste. Die Besucher von „Kultur im Dorf“ wurden in dem Spielstrom mitgerissen – Gefühle des Ankommens, sich Verabschiedens und Wiederfindens wurden lebendig in Brelingen. Brelingen wurde zu einer Hafenmetropole ohne Hafen ohne Wasser, einzig das Rauschen des Meers, das Nebelhorn hinter den Hecken.

Weiteres unter: http://www.brelinger-mitte.de/

Foto: Ursula Pehlke

Laboratorium Tosterglope geht von Haus zu Haus - Tosterglope

“Wer wollen wir gewesen sein?”, heißt die Frage im utopischen Versuchsaufbau des Kunstraum Tosterglope. Hier steht alles auf Start. Das Projekt „Von Haus zu Haus“ konnte aber nach Hausbesuchen bereits in eine zweite Phase eintreten und mit fünf performativen Dorffesten ein Wünsche-Depot anlegen. Dieses soll demnächst in ein Museum als Kontaktzone mit Laden, Café, Kleinbühne und Museumslabor Einzug halten. Das Museum für Alles für Alle kann sich nun durch strukturelle Stärkung behutsam vom virtuellen in den physischen Zustand entpuppen um vom Luftschloss zur Spielwiese zu werden. Wie in einem Forschungslabor ist die Anordnung gerichtet um in neuen Erkenntnissen über die dörfliche Landkultur zu landen und das kulturelle Off praktisch zu stärken – von Tosterglope aus!

Weiteres unter: https://www.kunstraum-tosterglope.de/category/vonhauszuhaus/

Projekt von Haus zu Haus: Künstlerkollektiv R&ST: Brigitte Raabe, Michael Stephan, Piet Trantel
Text: Johannes Kimstedt, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer KUNSTRAUM TOSTERGLOPE e.V.
Foto: Reinhard Beu

Das neue Stück der Freien Bühne Wendland und des Kulturbahnhofs Hitzacker: Die Stadt unter dem Meer Ein multimediales Theaterkunstwerk.

„Da muss schon eine riesengroße Stadt unter dem Mittelmeer entstanden sein! Die surreale Vision eines Ortes, in dem kein Pass und keine Aufenthaltserlaubnis nötig ist.“ Von Hoffnung und Not auf falsche Archen gelockt - gestrandet auf dem Grund des Meeres. Zigtausende ertrunkene Menschen. Auf der Flucht vor Krieg und Zerstörung, auf dem Weg zu menschenwürdigem Leben in Freiheit. Verborgen im Mittelmeer, auf dem Grund der Hoffnung begegnen sich lang Versunkene und neu Ertrunkene. Wir folgen dem Gedankenspiel und entdecken - nicht Atlantis, aber einen Ort voller Geschichten.

„Wir brauchen eine Bühne auf der unsere Geschichte gesehen und gehört wird!“In Zusammenarbeit mit 4 jungen Menschen aus Syrien und Afghanistan haben sich die Freie Bühne Wendland und der Kulturbahnhof Hitzacker zusammengetan und mit einem gemischten Ensemble auf den mehrsprachigen Weg gemacht, um die Geschichten der Träume, der Flucht und des Ankommens in einer neuen Welt auf die Bühne zu bringen.

Absurd, manchmal komisch, verzweifelt, in verschwenderischer Bilderfülle. Betörende und verstörende Musik an Stahlcello, Flügel, Bass und Wasserinstrumenten.

Das Stück ist vom Fonds Soziokultur für den Innovationspreis Soziokultur nominiert.

Mehr unter:
http://www.freiebuehnewendland.de/wordpress/die-stadt-unter-dem-meer/
https://www.facebook.com/FreieBuehneWendland/?fref=ts

Foto: Kina Becker

DESTINO (Schicksal) Tangoshow - Daniela & Marcello, Bassum

Ein Projekt in dem der Schwerpunkt darin liegt, eine schöne Atmosphäre zwischen allen TeilnehmerInnen zu schaffen, das Miteinander zu fördern und ein qualitativ gelungenes Ergebnis im Blick zu behalten. Mit einem Team von circa 80 Laien und Profikünstlern wird  die Geschichte, einer alten Frau, die sich an ihre Jugend erinnert, erzählt. Sie flüchtete im zweiten Weltkrieg als Jüdin aus Deutschland nach Argentinien. Dort lernte sie das Leben, die Leidenschaft, die Liebe und den Argentinischen Tango kennen. Die alte Dame wird über Filmprojektionen dargestellt. Ihr Leben, eine Lawine von Erinnerungen wird auf der Bühne durch Schauspiel, Tanz, Artistik, Orchester und Chor lebhaft gestaltet. Die verschiedenen Elemente wachsen zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.

Kommentare der Teilnehmer:
„Wenn ich bei der Show in die Gesichter aller Mitwirkenden schaue, spüre ich so viel Liebe für das Projekt, so viel Engagement, so viel liebevolles Miteinander,  dass mir vor Glück Tränen in die Augen steigen. Ich bin wahnsinnig stolz ein Teil des Ganzen zu sein.“
„Danke dass ihr so viel Mut hattet solch ein einmalig tolles Projekt wahr werden zu lassen!
Ich bin dankbar, stolz und glücklich dass ich mitmachen durfte!“
„Da waren keine Dilettanten am Werk, welche durchdacht und überzeugt wöchentlich die MusikerInnen zur Probe im angenehmen Ambiente empfingen. Die Elemente der Tango-Show öffneten sich zu den anderen künstlerischen Disziplinen.“
„Eine besonders schöne Lebenserfahrung, zu sehen, wie sich teilweise chaotische Einzelteile zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt haben.“
„Erlebt, wie sich Amateure und Profis zusammengetan haben, um auf der Bühne eine Einheit zu werden“
„Ich danke euch vom Herzen für die positive Energie und Rücksicht, Menschlichkeit, Freude, Spaß und Leichtigkeit in unserer Zusammenarbeit und für das wirklich schöne Stück, das wir hervorgebracht haben“
„So viel Begeisterung und Lust, dass das Funkeln in den Augen für mich alles wiedergab, was auch ich so sehr gefühlt habe, oft ging ein "Gänseschauer" durch meinen Körper“
„Ich hätte nie gedacht, im Rentenalter noch solche neue und aufregende Ereignisse zu erleben!“
„Für mich war es eine wunderbare zufällige Erfahrung, etwas zu erlernen, was ich gar nicht glaubte, zu können“
„DESTINO war für mich ein Abenteuer in eine andere Welt“
„Daniela und Marcello ist es gelungen aus so vielen Individualisten ein harmonisches Ganzes zu formen“
 
Daniela Franzen und Marcello Monaco
www.auf-der-diele.de

Foto: Arne von Brill

Der Unterwegs.Chor "ZUSAMMEN GEHEN" Bewegte Konzerte von 70 Menschen aus 20 Ländern - Hildesheim

"Ich sitze mitten in der Natur, höre den Wind durch die Blätter wehen, sehe Menschen aus der ganzen Welt, kann mich gar nicht satt sehen - denn hier darf ich ja hinschauen - und höre die wundervollsten Melodien - aus der ganzen Welt - und kann mich gar nicht satt hören - denn wo kann man diese Lieder schon hören... Ich bin tief bewegt von dem Wunsch dieser Menschen gemeinsam etwas zu schaffen - nicht: "die Deutschen sagen euch, wo es lang geht und dann seid ihr aufgefordert euch daran zu orientieren..." - sondern: WIR! Jeder muss jede Sprache der anderen erfassen, lernen, mit Melodien kombinieren, sich einlassen. Und zum Schluss die Erkenntnis, dass überall auf der Welt gesungen wird und dass alle Menschen eigentlich denselben Wunsch haben: in Würde und Respekt und in Frieden miteinander zu leben. Und vor allem die Erkenntnis, dass dieses Projekt definitiv weitergehen muss und sich im ganzen Land ausbreiten sollte!"
(Zuschauerin/Theaterpädagogin/Chorleiterin)

"wenn Lydia und Asahi über den Chor mir erzählen haben. Ich war sehr gespannt. Ich habe echt von diesem Chor gewündert, weil die Teilnehmer aus verschieden Länder sind, und werden wir verschieden Lieder aus verschieden sprachen singen. Ich habe geglaubt, dass das schwer für uns werden, aber das war wirklich Spaß, außerdem war ich überrascht eigentlich von den alten Leute. Wie sie noch Energie für singen haben, nicht wie bei uns in Syrien. Was ich von dem Chor bekommt? Sind Freude und viele Personen kennengelernt habe. Am Anfang fand ich der Chor schwer, um ich die Lieder auswendig zu lernen. Der Chor hat mich für Musik besonders Gitarre interessiert, deshalb habe schon im Gitarrekurs für Lernen angemeldet."
(Chormitglied/Schüler/Syrer)

www.uchor.de

blankekind – bockfrosch, nordhorn

»Ich bin ein Blankekind« Das sagen viele BewohnerInnen des Stadtteils mit Stolz, aber auch immer mit ein wenig Trotz in der Stimme, denn der ehemalige Arbeiterstadtteil Blanke hat nicht den besten Ruf. Von dem schlechten Ruf ist nichts zu spüren, wenn man durch die Projekt-Ausstellung geht: ein großes Textilkunstwerk und Fotos und Bilder von früher sorgen für Freude. Die Menschen freuen sich, dass positiv und mit Liebe auf die Blanke geschaut wird.

Was als Projekt mit einer Gruppe Jugendlicher startet, wird zu einem generationenübergreifenden Gemeinschaftskunstwerk und findet im Alten Roxy Kino eine erste Heimstatt. Es entsteht ein offener Gestaltungs- und Begegnungsort, der für viele wie Familie ist. Durch die vielfältigen Aktionen kommen ganz unterschiedliche Menschen mit vielen Talenten und Geschichten zusammen: Jugendliche vom Jugendtreff, SchülerInnen umliegender Schulen, Kinder und Jugendliche aus ganz Nordhorn, die an Ferienangeboten teilnahmen, Senioren aus Erzählcafés, Vereine und Einzelpersonen. Das gemeinsam gestaltete »Kleinkultur- und Mitmachfest auf Blanke« war Präsentationsrahmen für die Textilkunstwerke, Fotoausstellung, Zirkus, Schattentheater, Street Art, Strickclub, SUPER 8 Filme, Kuchen, gemeinsames Kochen und Tanz, Gesang und vieles mehr. Fazit: Es soll weitergehen, sagen die Blankekinder – mit Freude in der Stimme.

Laura Freisberg
Kontakt: www.bockfrosch-kultur.de

Foto: Roman Starke

Armada – Eine Insel entdeckt ihre Geschichte – Das letzte Kleinod, Geestenseth

Stammt die Kanzel und alte Marienfigur in der Alten Inselkirche von Spiekeroog wirklich von einem spanischen Kriegsschiff, das 1588 vor der Insel Spiekeroog gestrandet sein soll? Das Theater «Das Letzte Kleinod» begab sich mit der Produktion ARMADA auf eine Spurensuche. Die Kirchengemeinde, beide Inselschulen, der Museumsverein, der Inselchor und weitere interessierte Insulaner waren aktiv beteiligt. Die Kinder spielten in der Inselschule einzelne Szenen nach, lernten mit der spanischen Schauspielerin Flamenco-Schritte, choreografierten eine Seeschlacht, bauten mit ihren Körpern die Kirche nach oder vertonten Sturm und Angriff. In 22 Vorstellungen wurde die Geschichte der ARMADA in einer Theateraufführung unter Mitwirkung von Spiekeroogern in der Altenkirche aufgeführt.

Nach Projektende bleiben Spuren der ARMADA auf der Insel: Das anlässlich der Aufführung entstandene kunsthistorische Gutachten wurde offiziell dem Inselmuseum übergeben. Die in den mündlichen Überlieferungen immer wieder auftauchende verschwundene spanische Flagge, die einst Farbe auf die Insel bringen sollte, wurde gemeinsam mit Frauen von der Insel neu entworfen und genäht. Diese Flagge wurde am Tag der Premiere feierlich in einer Parade durch den Ort getragen und anschließend den Insulanern vermacht. Nun wird sie künftig bei Hochzeiten wieder vor dem Rathaus gehisst.

Jens-Erwin Siemssen
Kontakt: www.das-letzte-kleinod.de

Foto: Jens-Erwin-Siemssen

Linden Fiction 2050 - Faust, Hannover

«Schicken Sie uns Ihre utopische Kurzgeschichte!» Das Kulturzentrum Faust ruft im Frühjahr 2015 dazu auf, sich am Projekt Linden Fiction 2050 zu beteiligen. Es geht um Vorstellungen zur Zukunft des Stadtteils – darum, eine Diskussion darüber zu entwickeln – und die gesammelten Ideen in einem Buch zusammenzuführen. «Es gilt Utopie zu wagen und sich nicht immer schon von vornherein nur auf das scheinbar Mögliche zu beschränken, es gilt das Unmögliche möglich werden zu lassen. Linden scheint dafür der richtige Ort zu sein.» (Teilnehmer) 28 AutorInnen repräsentieren die Vielfalt des Stadtteils: SchülerInnen der Helene- Lange-Schule, Berufstätige und RentnerInnen, Menschen deutscher Herkunft ebenso wie Menschen mit Migrationshintergrund. So unterschiedlich wie die Menschen sind auch ihre Motivationen. Die einen schreiben im Rahmen eines Schulprojekts, andere aus Leidenschaft zum Schreiben, wieder andere wollen Zeitzeugnis ablegen oder nutzen das Schreiben als Katalysator. Gemeinsam ist ihnen die Verbundenheit mit Linden als einem elementaren Teil ihrer Lebens- beziehungsweise Arbeitswelt. Das Buch «Linden Fiction 2050» gibt den LeserInnen die Möglichkeit, etwas über grundsätzliche Stimmungslagen, Hoffnungen und Bedrückungen im Stadtteil zu erfahren, jenseits der Fragen zu hoher Bürgersteigkanten, mangelnder Grünflächen oder ähnlichem und sie können ihre eigenen Gedanken schweifen lassen.
Das Buch gibt es im Stadtteil und steht im Internet zum Download bereit.

Weiteres unter: http://www.kulturzentrum-faust.de/files/buch_linden_fiction_2050.pdf

Jörg Djuren

Foto: Buchtitel Linden Fiction

WeltPolitikReaktionsVentil - boat people project, Göttingen

Unter dem Titel WeltPolitikReaktionsVentil laden die KünstlerInnen vom boat people projekt im Frühjahr 2015 interessierte SpielerInnen zu einem politisch-künstlerischen Prozess ein. Knapp 50 Menschen folgten spielwütig der Einladung von «boat people projekt» und verwandelten ihre Sorgen, Ängste, Phantasien und Lösungsvisionen bezüglich der momentanen gesellschaftspolitischen Situation in Kunst.
In fünf unterschiedlichen Workshops (Gardening, Band, Performance, Figurentheater, Objektbau) werden die künstlerischen Ausdrucksmittel der Spielenden während mehrerer Monate ausgelotet. Es wird miteinander diskutiert, gestritten, ausprobiert und Szenen/Objekte/Songs entwickelt. Am Ende performen Kinder, Frauen, Männer und SeniorInnen aus verschiedenen Nationen und in unterschiedlichster körperlicher und geistiger Verfassung gemeinsam einen irrwitzigen, absurden und halsbrecherischen Parcours. Das begeisterte Publikum im Theater des ehemaligen IWF (Institut für wissenschaftlichen Film – zurzeit auch genutzt als Flüchtlingsunterkunft) in Göttingen, erklärt die Akteure zu TheaterheldInnen des Alltags und die Presse schreibt, man habe selten eine Bürgerbühne erlebt, die eine derartig extreme Diversität aufweist und die es schafft, jedem und jeder seinen beziehungsweise ihren Platz im Bühnengeschehen zu ermöglichen.

Weiteres unter: https://boatpeopleprojekt.de/

Nina de la Chevallerie

Foto: Reimar de la Chevallerie

DAS DICKE ENDE - Hildesheimer Beschwerdechor, Hildesheim

Der Beschwerdechor in Hildesheim fragt: Was läuft nicht rund in Hildesheim? Was macht die Politik? Was tut ihr Nachbar? Wer kümmert sich nicht? Möchten Sie selbst eigene Verfehlungen berichten? Über 300 Beschwerden kommen zusammen, manchmal nur ein Satz, manchmal gedichtet, manchmal sogar schon mit musikalischer Idee.
Im November 2015 bringt der Chor eine große Abschlussperformance auf die Bühne. Alles, was er in den vorausgegangenen zwei Jahren unter dem Motto «Huckup – Das Gewissen der Stadt» von Bürgerinnen und Bürgern eingesammelt und bearbeitet hatte: Ob Beschwerden über den geplanten dritten Autobahnanschluss, Müll auf Grünflächen, Barrieren im Kopf und anderswo, abenteuerliche Anmeldeprozeduren, geklaute Fahrräder, Balkonhuster, ungerechte Zustände der Straßenoberflächen oder schlechtes Benehmen von Lehrkörpern – die 54 Sängerinnen und Sänger zwischen sieben und 75 Jahren texten und vertonen mit viel Spaß und Humor die per Post, Email, auf dem Kontaktformular der Internetseite oder in sogenannten Bürgersingstunden vorgebrachten Beschwerden und präsentieren diese in einer zweieinhalb-stündigen Performance vor einem begeistertem Publikum, das genau wusste, worüber gesungen wird.

Weiteres unter:

Manuela Hörr

Foto: Chris Gossmann

Das KASCH ist 25 – Wo geht’s hier nach morgen? KASCH, Achim

1990 zogen die Musen in die alte Gastwirtschaft «Schützenhof» in Achim ein. Das KASCH wurde ein kultureller Treffpunkt für jährlich rund 70.000 Menschen jeden Alters, aller Lebensstile und Farben. Seitdem verbindet man mit ihm Tanznächte, Konzerte, Kino, Kaninchen- und andere Ausstellungen, Kindertheater, Kabarett, Essen und Trinken und vieles mehr. Ja, und jetzt? War‘s das oder wie sollte es weiter gehen?
Die Strukturförderung durch LAGS, Land und Stiftung Niedersachsen versetzt das KASCH in die Lage, den Wandel, der durch den Generationswechsel unweigerlich kommen wird, offensiv zu gestalten. Drei Jahre lang sollen die Erfahrungen der «Alten» mit den Forderungen der Gegenwart und Zukunft in eine konstruktive Kollision gebracht werden.
Gestartet mit einer Analyse wird anschließend der KLUB DER VISIONÄRE gegründet. Eine junge Kollegin entwickelt dieses partizipative Format, das zu mehr Beteiligung im KASCH führen soll. In einem Theaterworkshop zum Thema Visionen, arbeiten Jugendliche zu Achims Zukunft und der des KASCH. Diese Vorgehensweise wurde zum Programm: der regelmäßige Geflüchteten-Treff wird durch einen Theaterworkshop bereichert. Neue Formate sollen ein jüngeres Publikum ansprechen und aktivieren. Mit neuen Kooperationen wie mit der Musik Initiative Miau, dem politisch, partizipativen Projekt «Weser-Aller-Bündnis: Für Demokratie und Zivilcourage» und mit Kulturinitiativen in Achim wird ein Netzwerk geknüpft. Mehr neue Ziele, Konzepte, Maßnahmen und Energie für eine gute Zukunft des KASCH werden im Spätsommer 2016 in einem moderierten Wochenende mit allen maßgeblich Beteiligten entwickelt.

Weiteres unter: https://www.kasch-achim.de/

Andreas Hein-Köcher

Foto: Jochen Quast

Kaiserinnentheater – Spokusa, Hannover

Was passiert wenn an einem heißen Sommertag 22 Kaiserinnen eine Audienz geben? – Ein Quell der Inspiration und ein altes Spiel über die Freude am Leben nach Motiven des Märchens «Des Kaisers neue Kleider».
Ein orangenes Sofa in der Hofschlucht eines Altenheims und zwei Damen in Bückeburger Tracht. Eine Säge singt die Ode an die Schönheit und es entspinnt sich ein anrührender, märchenhafter und anregender Nachmittag – ein Tanz um das goldene Kalb der Schönheit und Eitelkeit im Spiegel der Kulturen.
In den vier Stockwerken des Mehrgenerationenwohnprojektes wohnen+ der Gesellschaft für Bauen und Wohnen (GBH) hängen großformatige Fotos und es finden Performances statt, die eindrücklich die Zusammenarbeit zeigen. Es sind biografischen Reisen zurück zum «ich» der 19 bis 93 Jahre alten Frauen aus der Nachbarschaft.
Im wunderschönen Garten der Anlage eine Modenschau. Als letzter Akt sind alle Beteiligten in Abendgarderobe gewandet. Mit Hüten, die Ascot neidisch machen würden, schreiten die Frauen über den Laufsteg, tanzen mit dem Rollator unter dem Kirschbaum. Bis in den späten Abend genießen wir unseren Erfolg, es wird geplaudert und gefeiert mit den Gästen. Die gemeinsame Arbeit hat allen Freude gemacht und ganz neue Aspekte auch für das eigene Leben eröffnet: «Ich hab meine Mutter in einem ganz neuen Licht gesehen.»

Weiteres unter: https://spokusa.de/

Gundel Gebauer, Katja Krause, Zhou Fei, Dörte Redmann

Foto: Katja Schieber

Das Kreativ:LABOR – Kulturetage, Oldenburg

Seit September 2015 finden ehrenamtliche und nicht-kommerzielle Initiativen im Kreativ:LABOR der Kulturetage temporär und einfach Raum für Kreativität, Begegnung, Austausch, Lernen, Arbeiten und neue Projekte. Im Sinne des Coworking-Gedankens sind mobile, flexible und collaborative Möglichkeitsräume entstanden.
Im ersten Projektjahr wurde eingezogen, eingerichtet und organisatorische Strukturen gelegt. Es ist eine interdisziplinäre Gemeinschaft (Migration/Teilhabe, Gender, Ernährung/Nachhaltigkeit, Kultur/FestivalmacherInnen und KünstlerInnen) gewachsen, die neben ihren eigenen Projekträumen auch die Gruppen- und Gemeinschaftsräume nutzen. Diese werden auch von Externen gebucht. Ob Netzwerktreffen, Workshops, Filmabende, Diskussionen, Vorträge oder Seminare – im Kreativ:LABOR sind nach einem Jahr verschiedenste Interessengruppen mit unterschiedlichen Formaten «zu Hause». Projekte zum Thema Foodsharing, die Wohnrauminitiative für Flüchtlinge oder jugendliche Sprachlern-Tandems, machen das K:L zu einem lebhaften, unabhängigen Ort. Dank der Strukturförderung können alle Prozesse von Susan Mertineit und Alexandra von der Decken initiiert und begleitet werden. Die Möglichmacherinnen stehen für den Anschub und die Sicherung von inhaltlichen und organisatorischen Prozessen, die sich durch Prozessoffenheit und Partizipationsprozesse auszeichnen.

Weiteres unter: https://www.oldenburg.de/startseite/kultur/theater/kulturetage.html?L=

Susan Mertineit

Foto: Marjan Garbowski

Norderweiterung gen Paradies - Piesberger FreiLAUFtheater, Osnabrück

Immer mehr Gärten fallen der Bauwut zum Opfer. Daher hat der Rat der Stadt Osnabrück einstimmig beschlossen: jeder Osnabrückerin und jedem Osnabrücker steht ein eigener Garten zu. Im Norden der Stadt auf dem Piesberg. Hier soll ein visionäres Gartenparadies mit Nutz-, Kunst- und Entspannungsflächen entstehen. Alle OsnabrückerInnen sind zu einer Besichtigungstour eingeladen, um sich ihre eigene perfekte Grünfläche auszusuchen. Das Publikum wird mitgenommen auf eine Reise durch unterschiedlichste Gärten bis über 257 Stufen hoch zur Felsrippe, begleitet von zwei Nymphen, einem Faun und weiteren seltsamen Gestalten, und landet in einer Geschichte voller mythologischer Anspielungen und überbordender Fantasie.
Seit nun 12 Jahren verwandelt das Piesberger Gesellschaftshaus unentdeckte Orte in eine offene Theaterbühne. Profis und Amateure agieren gemeinsam. Am Piesberg ist inmitten eines Industriekulturgeländes ein Kultur- und Landschaftspark entstanden, der von vielen Menschen besucht und genutzt wird. Rundherum haben Anwohner Privatgärten.
Was passiert, wenn private Gärten öffentlich werden? Und was passiert, wenn in einem öffentlichen Garten die Öffentlichkeit ausgesperrt wird? Fragen über Fragen wurden nach den Aufführungen diskutiert. Wieviel
privaten Rückzugsraum brauchen wir? Wieviel Wildnis gibt es überhaupt noch? Hier waren sich viele einig: Wir alle lieben wilde, ungebändigte Natur – aber gerne mit Parkbank und formschönen Mülleimern und an stillen Aussichtspunkten bitte schön einsam einen Espresso. Naturgenuss pur…

Weiteres unter: https://www.piesberger-gesellschaftshaus.de/

Imke Wedemeyer

Sofabühne - Pavillon, Hannover

Die Sofabühne verbindet zwei Dinge: Das Sofa als Sinnbild für Beisammensein, Vertrautheit und Geselligkeit und die Bühne als Auftrittsort. Alle zwei Monate verwandelt sich der kleine Saal im Pavillon Hannover in ein gemütliches Wohnzimmer. Musik, Literatur, Tanz, Film und vieles mehr – alles hat Platz auf der Sofabühne!
Das erklärte Ziel für die Sofabühne 2015 ist es, NachwuchskünstlerInnen in der Region und der Stadt Hannover ein Sprungbrett in die Kulturszene zu bieten. Der Pavillon als überregional bekanntes, soziokulturelles Zentrum und das familiäre Format waren die Zutaten, die dieses Ziel erreichbar machen.
56 KünstlerInnen präsentieren Beiträge auf der Sofabühne, erhalten Selbstgekochtes, Film- und Fotomaterial ihrer Auftritte und Feedback von Publikum und ExpertInnen – die Grenze zwischen Bühne und Publikum verschwimmt.
Den krönenden Abschluss bietet das Sofabühnen-Spezial, zu dem alle KünstlerInnen der vorangegangenen Veranstaltungen in den Pavillon eingeladen wurden. Sie experimentieren gemeinsam in vier Werkstätten mit anderen Kunst- und Darstellungsformen, um diese miteinander zu verbinden und Neues entstehen zu lassen.

Weiteres unter: http://sofabühne.de/

Henrike Nitzel

Foto: Nele Beck

Weiterentwicklung von Organisationsstrukturen – Universum, Bramsche

«Das erste Jahr der Strukturförderung gab mir als junge Geschäftsführerin die Möglichkeit, mich fundiert in alle Arbeitsbereiche einzuarbeiten sowie mich auf dieser Grundlage mit der «Weiterentwicklung von Organisationsstrukturen» zu beschäftigen, um die Zukunft des Vereins zu sichern. Spannend ist dabei nicht nur der damit verbundene inneren Geschäftsführung eine neue und klare Linie zu geben, sondern die Auseinandersetzung mit dem Generationswechsel, der in der Neubesetzung meiner Funktion erst angefangen hat.» (Jessica Mack, Geschäftsführung Universum)
Der Universum e.V. betreibt das «Filmtheater Universum», das Jugendzentrum «Alte Webschule», den «Kindertreff Meyerei», organisiert den «Bramscher Ferienspaß» und führt die Ganztagsbetreuung an zwei Grundschulen als Kooperationspartner durch.
Die Angebotsvielfalt ist stets im Wandel und stetig gewachsen, die Zahl der Tätigkeitsbereiche, der MitarbeiterInnen sowie der Verantwortlichkeiten ist gestiegen, die Strukturen und die Organisation sind komplexer geworden. Nur neun Stunden pro Woche hatte die vorherige Geschäftsführung für Leitungsaufgaben. Zu wenig Zeit, um die innere Struktur und Organisation zu erhalten und entsprechend weiterzuentwickeln. Im Juni 2014 übernimmt eine junge Kollegin die Geschäftsführung und entwickelte zusammen mit dem Vorstand einen Drei-Jahres-Plan für einen Antrag zur Strukturförderung. Nun ist der Verein im zweiten Jahr der Förderung.
Die Förderung ermöglicht unter anderem die Aufstockung der Geschäftsführung auf 19 Wochenstunden. Viele Prozesse sind geplant, angestoßen und begonnen worden: die Mitarbeiterführung ist um wesentliche Aspekte bereichert, die Kommunikation der einzelnen Arbeitsbereiche untereinander und miteinander wurde verbessert, Konzepte werden weiterentwickelt, administrative Arbeitsabläufe vereinheitlicht und neue Möglichkeiten der Mitgliederbindung konzipiert und umgesetzt.

Weiteres unter: https://www.universum-ev.de/

Jessica Mack

Foto: Heiner Beinke, Bramscher Nachrichten

Auf dem Weg zum TPZ+ - Jugendkulturarbeit Oldenburg

Die Angebotspalette im Bereich der kulturellen Bildung ist im Verein Jugendkulturarbeit in den letzten Jahren stark gewachsen. Einen Schwerpunkt bildet die soziokulturell ausgerichtete Theaterpädagogik. Diese Entwicklung wird bis Anfang 2015 ehrenamtlich organisiert, begleitet und so weit wie möglich strukturiert. Viele der neuen Ideen und Anfragen konnten aber nicht mehr bewältigt werden. Über eine Strukturförderung durch die LAGS konnte der Verein seit Januar 2015 eine halbe Stelle für die Geschäftsleitung eines soziokulturell ausgerichteten TPZ einrichten und damit den Prozess vom Ehrenamt ins Hauptamt einleiten. Seitdem werden die Angebote und Kooperationen innerhalb Oldenburgs und in der Region beständig ausgebaut.
Um der gestiegenen Nachfrage nach theaterpädagogischen Angeboten, für den frühkindlichen Bereich und auch für Kooperationsprojekte wie beispielsweise mit der Kreisvolkshochschule Ammerland gerecht zu werden, sind theaterpädagogisch ausgebildete Honorarkräfte für das TPZ+ gesucht worden. Neben hoher theaterpädagogischer Qualität ist es wichtig, dass sie Konzepte und Methoden beherrschen, um mit sehr heterogenen Gruppen in soziokulturellen Arbeitsfeldern zu arbeiten. Das Team des TPZ+ hat sich mit diesen Entwicklungen vergrößert und besteht zurzeit aus: 16 TheaterpädagogenInnen, drei TänzerInnen, drei Musikern, einem Bühnenbildner und zwei Videorealisatoren.
Zurzeit arbeitet die Geschäftsleitung an der Absicherung der Personalmittel. Modelle werden auch in Zusammenarbeit mit den Honorarkräften entwickelt und es gibt Gespräche mit KollegInnen anderer Theaterpädagogischer Zentren in Niedersachsen.

Weiteres unter: http://www.jugendkulturarbeit.eu/

Jörg Kowollik

Foto: Jugendkulturarbeit

KUBUS – eine interaktive Kunstwoche im Park der Kulturfabrik Löseke

Hildesheim verwandelte sich im August 2014 in ein kreatives Zentrum. Innerhalb einer Woche wurden eine Vielzahl von Holzkuben-Gerüsten im Grünen aufgebaut und zur freien künstlerischen Gestaltung zur Verfügung gestellt. Zusammengewürfeltes im Park, ein sommerliches Kunstdorf aus Kuben, eine Freiluft-Mitmach-Werkstatt: Das interaktive Kunstprojekt KUBUS stellt die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt einer künstlerisch-praktischen Auseinandersetzung. Was treibt mich an? Was brauche ich? Und wo bekomme ich es her? Aber auch: Was hindert mich? Was raubt mir Kraft? Und was traue ich mich erst gar nicht zu wünschen? Als Teil einer Kommunikations- und Konsumgesellschaft stellen sich diese Fragen nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern im Kontext von Gesellschaft und Kultur. Wie wirken sich eigentlich meine Bedürfnisse auf die Gesellschaft aus? Und umgekehrt? Schwerpunkt war die Gestaltung von großen offenen 2x2x2-Meter Holzkuben im Hildesheimer Marienfriedhof, einem Park in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Weiteres unter: http://www.kufa.info/kubus-eine-interaktive-kunstwoche-im-park/

Foto: Norbert Jäkel

Von Haus zu Haus #2, von KUNSTRAUM TOSTERGLOPE

Die Künstler Brigitte Raabe, Michael Stephan und Piet Trantel gingen von Haus zu Haus und stellten den Bewohnern von Tosterglope und seinen Ortsteilen die Fragen: Wie lebt ihr hier? Welche Wünsche für die Zukunft habt ihr? So entstanden Ideen und Pläne für das Gemeinschaftlsleben in der kleinen Gemeinde. Insbesondere der Wunsch, die vier Ortsteile stärker zu verbinden, war ein Anliegen des neu gewählten Dorfrates. Arbeitsgruppen wurden gebildet, die einige klassische Schwerpunktthemen wie Streuobstwiese, Wanderwege zwischen den Ortsteilen, Spielwiese und Boule-Bahn sowie gemeinsames Musizieren mit dem Künstlerkollektiv erörterten. Nun wird ein Dorfgemeinschaftshaus geplant, ein Museumsfest gefeiert und andere Wünsche der Bewohner realisiert.

Foto: Reinhard Beu

Upgrade Pavillon – Projekt zur „Digitalen Revolution“ im Kulturzentrum Pavillon

Upgrade Pavillon: lokales Kulturzentrum und digitale Welt. Unter diesem Titel widmete sich das Kulturzentrum Pavillon der Selbstreflexion und Erneuerung für eine zukunftsfähige soziokulturelle Praxis. In dem Projekt wird einerseits digitale Kultur produziert, vermittelt und zugänglich für jeden gemacht, andererseits aber auch der gesellschaftliche und kulturelle Wandel im digitalen Zeitalter kritisch diskutiert. Ein solcher Wandel wird unter anderem anhand der Meldungen und Debatten über WikiLeaks oder die NSA Affäre offenkundig. Bei der sich vollziehenden Digitalisierung von
Wirtschaft und Kultur stehen für den Pavillon mit seinem Projekt die Teilhabemöglichkeiten und die Gleichberechtigung der verschiedenen sozialen Gruppen und Schichten im Vordergrund.

Weiteres unter: https://pavillon-hannover.de/

Foto: Isabel Olson

PENvolution - Ein Projekt von Atelier-Dreieck aus Hannover

Die Digitalisierung von Daten und die Erfindung des Internets, die „dritte industrielle Revolution“ verändert die Welt unumkehrbar, insbesondere gilt das für Kommunikation und Kreativität. Die These von atelier-dreieck: Kommunikation und Kreativität sind wesentliche Grundpfeiler von Wertschöpfung in unserer Gesellschaft. Um die gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung zu beleuchten, arbeitet PENvolution mit bildender Kunst, Schwarmkunst, Podiumsdiskussionen, Film und Theater, Lesungen und Poetry Slams, Twitter und Blogs. Ausgangspunkt ist die Installation PencilMobilRoom, die sich im Laufe einer Wanderausstellung mittels „Schwarmkunst“ sozial interaktiv verändert und durch Beiträge von Künstler_innen aus der Region Hannover und aus Hannovers Partnerstädten in aller Welt kommentiert wird. Jeder Mitakteur wurde zum Schwarmkünstler und teilte die Erfahrungen und kreativen Prozesse im Schwarmkunstwerk. Diese Erfahrungen wurden regelmäßig im Gespräch, im Blog oder in den sozialen Netzwerken ausgetauscht.

Weiteres unter: http://www.atelier-dreieck.de/

Foto: Kerstin Schulz

„Nachwuchs für den Verein – Potenziale finden“ – Seefelder Mühle, Stadland

Seit 26 Jahren erfolgreicher (meist ehrenamtlicher) Arbeit, wurde es Zeit, dass frischer Wind durch die Mühle bläst. Nachdem das Team der Mühle durch neue, erstmals hauptamtliche Stellen etwas verjüngt wurde, sollte auch das Kulturprogramm einer Verjüngungskur unterzogen werden. Es sollten kulturelle Angebote für junge Menschen entstehen und aufrechterhalten werden. In Workshops mit in der Musikszene der Region aktiven jungen Menschen wurde herausgefunden, wie das Musikangebot in der Seefelder Mühle beschaffen sein müsste, um ein jüngeres Publikum anzubinden. Ziel war es nicht, nur eine nächste Generation von Zuschauern in das Kulturzentrum zu holen, sondern auch ein Team von jungen Leuten zu gewinnen, die eigenständig unter dem Dach des Vereins wirken und verschiedenste Musikveranstaltungen anbieten. Jetzt gibt bald es ein großes Festival am Jadebusen.

Weiteres unter: https://seefelder-muehle.de/

Foto: Leonie Lagemann

„Hinten im Hof“ – Ein Projekt von Radio Tonkuhle, Hildesheim

„Hinten im Hof“ verwandelt Stadtteile in Kulturzentren, indem es Innen- und Garagenhöfe sowie Gärten zu Konzertsälen und Ausstellungsräumen im Miniaturformat umwandelt. Das Besondere dabei ist, dass „Hinten im Hof“ vornehmlich von Bürgerinnen und Bürgern gestaltet wird. „Hinten im Hof“ brauchen keine etablierten Namen aufzutreten – denn „Hinten im Hof“ werden lokale Künstlerinnen und Künstler zu Stars. Statt auf offizielle Hallen oder öffentliche Räume zuzugreifen, sucht „Hinten im Hof“ per Ausschreibung sowie durch persönliche Ansprache aufgeschlossene Mitbürgerinnen und Mitbürger, die bereit sind, ihre Räume und Grundstücke für Kunst und Kultur sowie für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Hinten im Hof“ treffen sich auch Studierende der Stiftungsuniversität Hildesheim und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, um sich für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung zusammen zu tun und um den Bürgerinnen und Bürgern zu zeigen, was sie erarbeitet haben. Alle, die „Hinten im Hof“ mitgestaltet haben, setzen sich für die Entwicklung der Stadt Hildesheim, ihrer Kultur und ihrer Besonderheiten ein.

Weiteres unter: http://www.tonkuhle.de/

Foto: Clemens Heidrich

„HausMusikBesuch“ – Ein Projekt des Stadtteilzentrums Nordstadt in Hannover

Aktive Hausmusik war noch bis ins 19. Jahrhundert die einzige Möglichkeit, im privaten Umfeld Musik zu hören. Musik erstand man in Form von Noten, um diese dann selbst zu spielen oder zu singen. Heute gibt es Radio, CDs, Internet – Musik ist jederzeit verfügbar und leicht per Knopfdruck abrufbar. Wie wirkt sich das auf Hausmusik heute aus? Welchen Stellenwert hat sie heute und wie hat sie sich verändert? Jugendliche zum Beispiel scheinen heute häufiger ihre eigene Musik am PC zu kreieren als ein Instrument zu erlernen. Menschen unterschiedlicher Herkunftshintergründe bringen eigene Musik und Musikinstrumente ein. Mit dem Projekt HausMusikBesuch wurde in vier unterschiedlichen Wohnformen mit vier unterschiedlichen Konzerten gestartet.

Weiteres unter: http://www.buergerschule-hannover.de/

Foto: R. Seebo

STEINwalzer Zeitzeugen am Piesberg - Piesberger Gesellschaftshaus

Eine Festgesellschaft, die zum Firmenjubiläum ins Piesberger Gesellschaftshaus eingeladen wird, gerät unversehens auf einen Ausflug in die Vergangenheit: In die Zeit der 1940er Jahre, als Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter in den Steinbrüchen am Piesberg eingesetzt wurden. Zeitzeugen haben sich an die Zeit der Zwangsarbeit am Piesberg erinnert. „Das Leben war aus dem Rhythmus raus!“ erläuterten sie in zahlreichen Gesprächen und Ortsbesichtigungen. Katrin Orth vom Musiktheater Lupe hat daraus eine Ortsbespielung mit Schauspiel, Video-Installation, Musik und Tanztheater entwickelt. Über 80 Personen waren an dem Stück beteiligt, das an Originalschauplätzen spielte. Besonderes Highlight waren die Videoinstallationen des niederländischen Künstlers Theo van Delft im Alten Steinbrecher. Das Projekt wurde von der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren für den BKM-Preis der Bundesregierung vorgeschlagen.

Weiteres unter: https://www.piesberger-gesellschaftshaus.de/

Foto: Marianne Clausmeier

Beste Beschallung im Trillke Gut - Hildesheim

Die Anschaffung einer Beschallungsanlage für den Trillke e.V. trägt erheblich dazu bei, dass Veranstaltungen jetzt kostengünstiger, zeitsparender und reibungsloser durchgeführt werden können - ohne dabei auf private und kommerzielle Leihgaben angewiesen zu sein. Dafür sorgen ein Mischpult, Monitorboxen, aktive Lautsprecherboxen (Topteile, Subwoofer), Multicore-Kabel, Mikrofone, Ständer und Kabel. Der Kulturverein des Trillke Guts ist seit 15 Jahren in verschiedensten Sparten aktiv, veranstaltet selbst und unterstützt Aktivitäten anderer. Seit 10 Jahren findet jährlich das Folk'n'Fusion Festival mit über 1000 Besuchern statt, regelmäßig gibt es Konzerte, Seminare und Tagungen; in den Räumlichkeiten proben Theatergruppen und Chöre.

Weiteres unter: http://www.musikschule-trillke.de/

Foto: Alexandre Alfonso

Klapphocker für das Heersumer Wandertheater - Forum Heersum

Das ForumHeersum stellt Theater auf die Beine! Sie lassen es laufen, mitten durch den Wald und über die Wiese! Dieses Theater ist nichts für Stubenhocker. Es ist für den Klapphocker. Den klemmen sich die zahlreichen Zuschauer unter den Arm und wandern damit von Spielort zu Spielort. Bis zu vier Stunden dauern die Aufführungen. Da möchte sich auch der trainierteste Landschaftstheatergänger mal setzen. Dank der Förderung durch das MWK Niedersachsen konnten die Heersumer Landschaftstheatermacher ihre verschlissenen Klapphocker durch 500 neue ersetzen. Auf diese Weise können sie ihre Zuschauer zukünftig wieder beruhigt im Wald sitzen lassen.

Weiteres unter: https://www.forumheersum.de/

Foto: Andreas Hartmann

Energetischer Umbau in der Alte Molkerei Freren

Die im Jahr 1904 von der Familie Brüne gegründete Molkerei wurde 1989 geschlossen. Die Töchter der Familie übertrugen den Besitz 1998 an eine ehrenamtliche Stiftung und gaben so dem Kulturkreis impulse die Möglichkeit, in dem Gebäude zu arbeiten. Im Laufe der Jahre richtete der Kulturkreis impulse mit viel ehrenamtlichem Engagement und mit öffentlicher Förderung einen Teil des Gebäudes so her, dass professionelle Kulturarbeit stattfinden kann. Seit 2008 arbeiten die Stiftung Alte Molkerei und der Kulturkreis impulse intensiv daran, den Westflügel des Gebäudes zu sanieren und für dringenden Raumbedarf zur kulturellen Arbeit auszubauen. Der Westflügel mit seinem über 140 Jahre alten Mühlengebäude wurde bis vor einigen Jahren nicht genutzt und drohte zu verfallen. Im Sommer 2009 konnte der Ausbau begonnen werden. Die Fertigstellung war im Spätherbst 2013.

Weiteres unter: https://impulse-freren.de/

Foto: Oliver Doll

Aufs Dach gestiegen - Sanierung in der Theaterwerkstatt Quakenbrück

Seit 2011 ist die Theaterwerkstatt in Quakenbrück ohne Dach über dem Kopf, denn das Kreisbauamt hatte erhebliche bauliche Mängel am Gebäude festgestellt. Nach intensiven Überlegungen, mit dem Verein umzuziehen, wurde schließlich entschieden, den alten Saal komplett zu sanieren und zu isolieren. Das Gebäude erhielt einen neuen Dachstuhl samt neuer Eindeckung. Der Dachstuhl wurde so konstruiert, dass die gesamte Bühnentechnik und eine Akustikdecke vom Gebälk getragen werden. Ein 170 m² Keller konnte trockengelegt werden und im neuen Anbau auf der Rückseite des Hauses ist nun eine Umkleide, die auch als Besprechungsraum genutzt wird, sowie eine Toilette. Im ersten Stock befindet sich eine Galerie für Zuschauer. Das alles wurde mit viel ehrenamtlicher Arbeit umgesetzt. Im März 2014 endlich konnte die Theaterwerkstatt wieder eröffnet werden.

Wie kommt das Glück ins Hufeisen? - Sumpfblume, Stadt Hameln

Während des 9-monatigen Projektes, das die Sumpfblume in Kooperation mit der Stadt Hameln durchgeführt hat, wurde der Glücksbegriff in Vorträgen, Konzerten, Schauspiel und Filmen beleuchtet. In Mitmachaktionen haben unter anderem Grundschulkinder einen Trickfilm gedreht und sich mit Bewohnern eines Altenheims getroffen, um gemeinsam Parallelen und Unterschiede in der Wahrnehmung von Glück zu erarbeiten. Dazu fanden open air Veranstaltungen (Rudelsingen, Poetry Slam und Umsonstflohmarkt ) in Höfen und Gärten der Hamelner Innenstadt statt. Über 3000 Besucher zeigen, dass das Projekt ein großer Erfolg war, was noch von einer Einladung des NDR zur Plattenkiste im Rahmen der ARD Themenwoche Glück gekrönt wurde.

Weiteres unter: https://sumpfblume.de/

Foto: Raphael Becker

Viel Eigenleistungen - Brandschutzauflagen in der „Brelinger Mitte“

Drei Bauabschnitte waren notwendig, um die Bau- und Sanierungsarbeiten, die vorwiegend durch die Mitglieder des Vereins in ehrenamtlicher Arbeit vorgenommen wurden, fertigzustellen. Im ersten Bauabschnitt wurde eine Feuertreppe am Westgiebel des Gebäudes installiert. Dazu musste ein Türdurchbruch in das Obergeschoss vorgenommen werden. Nachdem so das Obergeschoss über die Außentreppe erreicht werden konnte, wurde der zweite Bauabschnitt begonnen: Abriß der alten Innentreppe, Ausbau der neuen Innentreppe, Entfernung der Fußbodenplatten,Sanierung der Wände und Decken. Der dritte Bauabschnitt bestand in der Gestaltung des Fußbodens. Der Eingangsbereich ist nun für die kulturellen Aktivitäten des Hauses angemessen umgestaltet.

Weiteres unter: http://www.brelinger-mitte.de/veranstaltungen

Frische Brise für die Seefelder Mühle - Stabilisierung und Weiterentwicklung der soziokulturellen Arbeit

Generationennachfolge und Wechsel vom Ehrenamt zum Hauptamt: Zwei mutige Entscheidungen werden mit dem Strukturförderprogramm belohnt. Julia Terbrack, 25 und als Geschäftsführerin eingestellt, wirbelt seit 6 Monaten durch die historischen Gemäuer der Seefelder Mühle am Jadebusen. Wertschätzend, aber auch kritisch ist ihr Blick und energisch das Anpacken von Veränderungen: So ist die Seefelder Mühle jetzt bei Facebook präsent, arbeitet an einem neuen Corporate Design, etabliert eine junge Kunst- und Konzertreihe, lädt einen artist-in-residence ein und kann auch noch das Müllerhaus ausbauen. Die personelle Verstärkung macht es möglich, weit mehr Projektanträge zu stellen und ab Herbst 2014 auch eine(n) FSJlerIn zu betreuen.

Foto: Francissco Vogel

Der Hildesheimer Beschwerdechor - Ein Bürgerprojekt zur Verbesserung des Stadtklimas - R.A.M. Hildesheim

Nicht überall sind Beschwerdechöre so erfolgreich wie in Hildesheim. Hier sind neben Musikern auch Theaterleute und Texter am Werk. Das inhaltliche Futter aus der Bürgerschaft – zum Beispiel Ärger über Hundehaufen oder Schulessen - wird von knapp 50 Chormitgliedern zwischen 7 und 77 Jahren in Zeilen wie "Fahrkartenautomaten haben Karten, aber nur für die wirklich Smarten" verwandelt. Die große theatrale Kraft (alle singen auswendig), satirisch zugespitzte Texte sowie Ohrwürmer, vorgetragen von Leuten mit und ohne Gesangserfahrung, machen diesen Chor zu einem begehrten Instrument der "seelischen Stadtreinigung".

Weiteres unter: https://www.rapid-arts-movement.de/

Foto: Andreas Hartmann

„Vom Segen und Fluch des Wohlstandes“ - Ein Projekt der LAK zum 50jährigen Jubiläum des VWwerks Emden

Ein Projekt aus mehreren Teilen. Der „Rückspiegel“, eine Zeitung, die von August-Dezember 2013 fünf Mal erschien, war der erste Teil des Projekts zum VW-Jubiläum. Rund 80 SchülerInnen und eine LAK Redaktion erarbeiteten dafür Zeitungsartikel. Darin wurde die Entwicklung einer ländlichen Region zu einem Industriestandort in Ostfriesland beschrieben. Durch Interviews flossen auch persönliche Erfahrungen von Menschen der Region in die Berichte ein. Auch aktuelle Themen, wie z.B. der demografische Wandel waren Bestandteil der Recherche. Für 2014 ist eine satirische Musikrevue mit dem Titel „Das ganz große Los“ geplant.

Weiteres unter: https://www.lak.de/

Foto: Ludger Kalkhoff

zehn.und jetzt - Strukturentwicklung bei Theartic, Emden

Mit der Förderung zur Strukturentwicklung im Jahr 2011 wurde es für Theartic erstmals möglich, eine halbe Stelle für eine Geschäftsführerin und ein Büro zu finanzieren, stundenweise eine Studentin der Sozialen Arbeit in der Verwaltung zu beschäftigen und einen FSJ-Platz einzurichten. Damit gelang es, 80 % mehr Fördermittel einzuwerben als zuvor und 30 % mehr an Einnahmen aus Mitglieds- und Teilnehmerbeiträgen zu erzielen. Da die künstlerisch-pädagogischen Mitarbeiter/innen nun ebenso entlastet werden konnten wie die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder, waren neue Projekte möglich. All diese Aktivitäten führten zu einer noch intensiveren öffentlichen Wahrnehmung bis hin zur Zusammenarbeit mit inklusiv arbeitenden soziokulturellen Einrichtungen in zahlreichen europäischen Ländern, die mittlerweile nachhaltig stabilisiert ist. Im Jahr 2014 mit dem Projekt "zehn.und jetzt" wird sich zeigen, wie stabil Theartic geworden ist.

Weiteres unter: http://theartic-emden.de/

Foto: Ernst Weerst

Bauen statt Feiern im Kulturverein Platenlaase

30 Jahre Kulturverein Platenlaase, ein sattes Jubiläum! Aber statt einer Feier gab es 2012/13 die große Baustelle. Antragsstress, jede Menge Dreck und Anlass für kreative Improvisationen - aber ein echtes Geschenk! Was im sperrigen Behördendeutsch 'Investitionsmaßnahmen zum Abbau des Sanierungsstaus soziokultureller Einrichtungen' hieß, bescherte uns die längst fällige Erneuerung sanitärer Einrichtungen, die Neugestaltung unseres Cafés einschließlich schallschluckender Decke, eine Erweiterung unseres Musiksaals und endlich die zeitgemäße Ausstattung unseres Backstagebereichs. Nicht nur wir sind happy - die Besucherzahlen steigen...

Weiteres unter: https://www.platenlaase.de/

Foto: Peter Bauhaus

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