Kulturarbeiterinnen und Kulturarbeiter sind beschäftigt in Organisationen, die oft extremen Belastungen ausgesetzt sind. Sie identifizieren sich in einem hohen Maß mit ihrer Arbeit im Kulturbereich und mit der Organisation, in der sie tätig sind. Sie erleben selbstverständliche, notwendige, aber auch erzwungene Veränderungen und Anforderungen am eigenen Leib. Sie müssen belastbar sein, leistungsfähig, permanent ansprechbar und flexibel, kreativ, mutig und zuverlässig. Sie arbeiten viel für oft wenig Geld und mit hohem ehrenamtlichen Engagement. Sie müssen leidensfähig sein.
Organisationen im Kulturbereich sind angewiesen auf öffentliche Gelder und deshalb abhängig von politischen Entscheidungen und kommunalen Haushaltslagen. Die Unsicherheit in Bezug auf diese finanzielle Basis einer Einrichtung kann sich ökonomisch und emotional auf die Beteiligten auswirken. Bei aller Selbstausbeutung hängt die Lebensfähigkeit der kulturellen Einrichtung von Entscheidungen Dritter ab; Ablehnungen können wie persönliche Kränkungen und Verletzungen wahrgenommen werden.
Folgende Themen werden uns im Seminar beschäftigen:
Wie wirken sich veränderte Rahmenbedingungen direkt in der Organisation aus? Wie sind sie spürbar? Welche Ziele und Inhalte verändern sich? Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf Werte und Regeln? Wie gehen die Beteiligten mit Kränkungen und Verletzungen von Personen und in Bezug auf Inhalte um? Welche Bewältigungsstrategien können Organisationen entwickeln, welche »Heilungsmöglichkeiten« haben sie, und was bedeutet es, wenn Trauerarbeit geleistet werden muss?
An konkreten Beispielen aus dem kulturellen Arbeitsalltag der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden wir uns mit »Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten« beschäftigen. Die individuellen Erfahrungen von Verletzung werden behutsam und differenziert betrachtet und in den Kontext gestellt.